Pink_paradise
Hallo Frau Welter, mein Sohn wird am Samstag 12 Wochen alt. Bis vor zwei Wochen wurde er voll gestillt (mit Stillhütchen wegen meiner Schlupfwarzen) doch dann fing er immer abends an zu schreien und hat sich erst beruhigt, als er eine Flasche mit 90ml abgepumpter Milch oder PRE bekam (stillen brachte leider nichts). Mir ist aufgefallen, dass er anfangs an der Brust vielleicht 10 bis 15 Züge trinkt und nach einem Zug schluckt und danach endet es mehr in einem Genuckel, bei dem er ab und zu mal schluckt. Dieses Verhalten zeigt er aber schon seit Geburt. Seit einer Woche trinkt er nicht mehr gut an der Brust (meckert, dockt oft an und wieder ab, reißt das Hütchen weg, usw.) Ich habe beidseitig ziemlich entzündete Warzenhöfe, die teilweise nässen, jucken und auch schuppen. Handelt es sich hierbei um eine Saugverwirrung, könnte es am 3. Sprung liegen, den er aktuell durchläuft oder findet er die entzündeten Warzenhöfe einfach eklig? Können Sie mir bitte Tipps geben, was ich machen kann, damit er effektiver an der Brust trinken kann? Habe das Stillhütchen schon mit Hansaplast festgeklebt und ein Brusternährungsset werde ich auch noch testen. Vielen lieben Dank im Voraus und viele liebe Grüße
Liebe Pink_paradise, das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Du kannst jetzt versuchen, diese Saugverwirrung zu überwinden oder aber du stillst zur Flasche hin ab. Du kannst auch vermehrt abpumpen und die Milch mit der Flasche geben. Was ist DEIN Wunsch? Es wäre dann sehr sinnvoll, wenn du dich an eine kompetente Stillberaterin vor Ort wenden könntest. Die Kollegin kann das Saugverhalten sehr viel besser beurteilen und kann Dir Tipps geben, wie es besser klappen könnte. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis dahin kannst du weiterhin versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Ich hoffe, es klappt bald wieder! Lieben Gruß Biggi