Mitglied inaktiv
Hallo Biggi, Sie haben mir schon so oft gute Antworten gegeben und weitergeholfen, jetzt habe ich noch ein paar Fragen. Ich weiss nicht wo ich die ganzen Fragen her habe, aber beim ersten Kind habe ich nur 4 Wochen gestillt und jetzt bei meiner Tochter möchte ich schon länger stillen, drum interessiert mich das alles so. Ich hoffe, Sie können mir auch diesmal helfen! 1.Frage: meine Tochter kam die ersten paar Wochen ja alle 2 Stunden zum trinken, Tag wie Nacht, dann irgendwann hat sie länger geschlafen. Seit einiger Zeit kommt sie wieder 3-4x Nachts und ich habe jetzt schon oft gelesen, das sind Entwicklungsschritte zwischen dem 4-6 Monat. Das leuchtet mir ein das aufwachen, aber warum will sie dann jetzt auch wieder in so kurzen Abständen trinken wenn sie aufwacht? Wacht sie auf und hat dann zufällig auch gleich hunger und schläft dann weiter? 2.Frage: es heisst mal stillen nach Bedarf, jetzt hab ich aber so oft schon gelesen, mal soll die 2 Stunden Abstand schon einhalten. Jetzt will meine Tochter aber manchmal schon nach 1 oder 1 1/2 Stunden schon wieder trinken, darf ich dann auch gleich wieder stillen? (meine Tochter wird diese Woche 4.Monate alt) Oder wenn wir ausser Haus müssen und ich nicht will das sie schreit wegen hunger, dann stille ich sie manchmal zu hause noch schnell, obwohl es keine 2 Stunden sind. Ist das egal oder nicht gut für den Magen mit verdauter und frischer Milch? 3 Frage: Stimmt es echt, dass ein Baby wenn es vollendete 6.Monate alt ist Nachts nichts mehr zu trinken/essen braucht? Und wenn ja, wie macht man dass dann mit der Milch die in der Brust bleibt? 4.Frage: Ab welchem Alter fängt man mit Beikost an? Bei meinem Sohn habe ich erst angefangen als er volle 6.Monate alt war. (er bekam aber Flaschennahrung, jetzt stille ich voll) 5. Frage: Stimmt es, dass gestillte Kinder echt keinen Tee oder Wasser dazu bekommen sollen, erst wenn die Beikost beginnt? 6.Frage: Wie funktioniert das mit Beikost und der Milch in der Brust? Ich stelle ja nach und nach die Brustmahlzeiten in Brei um, aber was passiert dann mit der prallen Brust? Ich weiss ich löchere Sie, aber die Fragen interessieren mich echt brennend und beim Kinderarzt ist nie so viel Zeit alle Fragen zu stellen, die haben ja immer Zeitmangel und schauen nach jeder Frage auf die Uhr. Oder kann ich mit solchen Fragen an die Mütterberatung oder an eine Stillberaterin vor Ort auch gehen? Vielen Dank schon mal wieder für die Hilfe! Liebe Grüsse, Brigitte
Liebe Brigitte, zunächst würde ich Sie bitten, die Anzahl der Fragen, die auf einmal gestellt werden, entweder zu begrenzen oder die Fragen jeweils einzeln ins Forum zu stellen. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob Ihr Baby nachts tatsächlich Hunger hat oder sich an der Brust einfach schneller beruhigen kann. Sie machen nichts falsch, wenn Sie Ihr Baby dann stillen, denn Stillen ist ja nicht nur Ernährung, sondern gibt dem Kind auch Nähe, Geborgenheit und Sicherheit. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Dieses alte Vorurteil gibt es leider immernoch, allerdings trifft das nur bei Flaschenkindern zu. Muttermilch wird viel schneller verdaut und es kommt oft vor, daß ein Kind einfach nach einer Stunde wieder Hunger hat oder einfach nur eine "Pause" eingelegt hat. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Es ist sinnvoll mit der Beikost zu beginnen, wenn das Baby die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt: o es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, o der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, o es zeigt Bereitschaft zum Kauen, o es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, o es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen läßt. Dies ist meist etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Auch Babys, die mit künstlicher Säuglingsnahrung gefüttert werden, sollten in den ersten sechs Monaten keine andere Nahrung erhalten. Wenn es dann soweit ist, sollte die Einführung der Beikost langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Was nun die Abwechslung im Speiseplan des Kindes betrifft, so ist im ersten Lebensjahr eindeutig weniger mehr. Das Kind braucht nicht so viel Abwechslung, die große Vielfalt erhöht vielmehr das Risiko von Allergien. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen. Bieten Sie Ihrem Kind zur Beikost einfach Wasser an. Wenn es durstig ist, wird es trinken, wenn nicht, wird es eben nichts trinken. Wasser ist das optimale Getränk für Erwachsene wie für Kinder, Tee oder Saft sind nicht notwendig. Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden. Sie können ein wenig unterstützend eingreifen, indem Sie die Brust immer dann, wenn sie unangenehm voll wird, gerade so weit ausstreichen, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Aber nicht mehr Milch entleeren als unbedingt notwendig, da sonst die Milchbildung weiter angeregt wird. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen. Selbstverständlich können Sie sich mit Ihren Fragen auch an eine Stillberaterin vor Ort wenden. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. LLLiebe Grüße Biggi Welter
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