Frage: Rythmus für das Stillen

Guten Tag, Ich komme so langsam an meine Geduldsgrenze und bin zunehmender ratloser. Die ersten 4 Wochen waren im 2/3h rythmus. Seitdem wurde die Situation immer anstrengender.. (hatte gehofft, das es nach ihrem Schub wieder besser wird) Meine Tochter (fast 2 Monate) findet tagsüber einfach kein Trink-Rythmus. Sie kommt wie sie Lust hat.. Mal jede Stunde oder jede zweite oder nach 5h.. Ab 20 Uhr kommt sie exakt alle 3h, da kann ich die Uhr nachstellen bis ca 7 Uhr morgens.. ab 4 Uhr schläft sie bei uns im bett (Zimmer ist dann meist auch schon sehr hell, schläft aber bei uns super ein. Erzählt meist noch ein paar min und dann schläft sie) Ab 7/8 Uhr geht meist dann das Spiel los.. Bis zum mittag kommt sie fast stündlich.. Schläft auch so gut wie kaum.. Vielleicht so 10 bis 20 min.. Dann steck ich gegen 12 Uhr sie ins tragetuch und fordere mir meine pause ein und trage sie herum.. Jenach Laune habe ich dann 2 bis 3 h "pause".. Und dann kommt sie wieder stündlich... Oder trinkt einmalig und schläft teilweise bis zu 5h.. Das ließ ich jedoch nur einmal zu, da die brust so fest wurde.. Sie schläft tagsüber durch die Situation furchtbar schlecht. Und ist viel am meckern.. Ich genieße die Zeit beim stillen.. Jedoch wird es langsam anstrengend, da hat man sich gerade angezogen um mit ihr im Wagen sparzieren zu gehen, kommt sie. Meine Hebamme kommt erst nächste Woche wieder (Urlaub). Meine Mama und Schwiegereltern raten natürlich zum Abstillen.... Da ich ja ab August arbeiten gehe.. Dabei bin ich so flexibel in meiner Arbeit, dass ich wahrscheinlich ohne Probleme weiter stillen könnte. Daher möchte ich das eigentlich vermeiden. Was kann ich tun damit wir zusammen einen rythmus finden? Und ich wieder etwas mehr Zeit habe um mit ihr von A nach B zu kommen? Ich habe schon versucht mich mit Hilfe des tragetuches ein Rhythmus einzufordern, aber dann fing sie sofort an zu schreien wenn es ins Tuch ging. Das gefiel mir nicht, da ich sie gern trage und es ein schönes Erlebnis und keine "Strafe" sein soll..

von Thalie am 13.06.2017, 19:34



Antwort auf: Rythmus für das Stillen

Liebe Thalie, so kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als „Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren. Wenn dein Kind viel quengelt und weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High Need Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High Need Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein „pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High Need Babys gibt und wissen, dass sie keine „Schuld" haben. Sehr gut beschrieben sind High Need Babys in dem Buch „Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears und Dr. Sears gibt auch Anregungen und Erklärungen, was Eltern tun können, um zu einem einfacheren Alltag mit ihren Kindern zu kommen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der LLL, jeder LLL Stillberaterin und im Stillshop auf dieser Seite erhältlich. Wichtig ist, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 13.06.2017



Antwort auf: Rythmus für das Stillen

Liebe Thalie, Mein Sohn war/ist ähnlich. Eine Hebamme gab mir den Rat: Wenn du sicher bist, dass das Tuch richtig gebunden ist: Einfach mal rausgehen mit dem schreienden Kind im Tragetuch. Sobald ich draussen war, war mein Sohn ruhig. (Ausnahme: wenn er aufs Klo musste.) Noch besser geworden ist es dann später mit einer Tragehilfe. Da konnte er sich mehr bewegen. Viele Grüsse

von Tirolerin am 14.06.2017, 08:07