Frage: Probleme beim Stillen

Liebe Frau Welter, meine Tochter ist drei Monate alt. Da ich vom Milcheinschuss an Probleme mit Milchstau hatte, die im KH behandelt wurden (erst nach tagelangem abpumpen, ausmassieren durch Stillberaterinnen etc. wurde der Stau gelöst), gab es von Anfang an Probleme mit dem Stillen. Ich habe eine extrem große Brust (100 J) und habe auf der linken Seite immer wieder massiven Milchstau, den meine Tochter nicht wegtrinken kann, weil es mir zu sehr weh tut. Daher habe ich mit meiner Hebamme (auch Stillberaterin, leider aber gerade im Urlaub) es so gelöst, dass ich rechts stille und links meist pumpe, wobei ich die ersten Wochen ausschließlich abgepumpte Milch gefüttert habe. Habe dann das Stillen mit der Hebamme regelrecht geübt, meine Tochter hatte aber null Probleme, von Sauger auf Brust umzustellen. Inzwischen stille ich wie gesagt rechts, links im Wechsel mit der Pumpe, und die abgepumpte Milch bekommt sie dann abends als Fläschchen. Meine Tochter trinkt seit ein paar Wochen sehr langsam an der Brust. Nachdem es über Wochen immer etwa 5-10 Minuten waren, dauert es momentan eher 25-30 Minuten an einer Brust, manchmal muss ich sie auch zwischendurch wecken. Oft ist sie aber sehr abgelenkt durch alles mögliche. Klar, sie nimmt ja auch viel mehr wahr als vorher. Ich versuche, eine reizarme Atmosphäre zu schaffen. Aber meine Tochter lässt sich ja auch durch meine Kleidung oder die Burts selbst ablenken. Das ist aber wohl einfach so, Schwierig ist, dass sie letzte Woche auf einmal, als ich sie in Position gelegt habe, angefangen hat furchtbar zu schreien und zu weinen. So etwas hatte sie schon einmal, da hatte sie die Brust komplett abgelehnt. Dieses Mal fängt sie nach dem schreien schon meist an zu trinken. Ich streiche etwas Milch aus, damit sie gleich ein "Erfolgserlebnis" hat und wiege sie sanft, um sie zu beruhigen. Zudem hat sie angefangen, sich beim trinken selbst immer ins Gesicht zu schlagen, und zwar richtig heftig. Wenn die milch nicht schnell genug kommt oder wenn sie müde ist. Auch so windet sie sich manchmal ganz furchtbar beim trinken, dockt immer wieder ab. Bauchweh schließe ich eigentlich aus, da sie nach dem abdocken nämlich damit aufhört. was ist los und wie kann ich meiner Tochter und mir helfen, damit es wieder besser klappt? Ausschließlich stillen klappt einfach nicht, da sie dabei nicht genug zugenommen hat bzw auch zu wenig nasse Windeln hatte. Rechts alleine reicht die milch einfach nicht, und bei Stress wird es immer gleich weniger. Links tut es mir zu sehr weh. Und mit Stillhütchen komme ich nicht klar, die haut meien Tochter mit ihrer Zappelei immer runter. Zudem dann ständig der Stau... Sorry für den langen Text!!! Liebe Grüße, Kristina

von kris.k80 am 17.02.2015, 17:30



Antwort auf: Probleme beim Stillen

Liebe Kristina, das sieht leider doch nach einer klassischen Saugverwirrung aus. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust oft hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Wenn die Saugverwirrung noch nicht zu stark ausgeprägt ist, kann das schon ausreichen, dass das Baby wieder lernt die Brust gut anzunehmen. Eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist. Am besten wendest Du dich einmal für eine persönliche Beratung an eine Stillberaterin in deiner Nähe. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps: Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um deine Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass die Brust übervoll wird, sollte die Milch ausgestrichen oder abgepumpt werden. Die so gewonnene Milch kann dem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode angeboten werden, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann passieren, dass sich dein Kind dann ganz zur Flasche hin abstillt. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 17.02.2015



Antwort auf: Probleme beim Stillen

Liebe Frau Welter, vielen lieben Dank für die ausführliche und schnelle Antwort! Es ist super, dass Sie uns hier mit so vielen guten Ratschlägen helfen, das mal vorweg!!! Meine Hebamme (auch Stillberaterin) hatte eine Saugverwirrung eigentlich immer ausgeschlossen, worüber ich so froh war. Aber wenn sich das auch erst mit drei Monaten entwickeln kann... Hm... :,( Ich habe bereits jemanden angeschrieben und hoffe, dass ich rel. bald Antwort bekomme. Das merkwürdige ist, dass meine Tochter auch an der Flasche nur noch "Gezeter" macht. Vorher hatte ich wieder zu wenig Milch, das habe ich beim stillen hören können. Meine Tochter musste dann "trockensaugen" und wurde extrem zappelig. Also hat mein Mann füttern versucht, aber auch die Flasche lehnt sie vehement ab, trotz Hunger. Sie hat die ganze Zeit die Zunge rausgestreckt und hatte Hunger! Dabei hätte sie es da ja "einfach". Der Sauger wird immer wieder herausgeschoben, und wenn sie trinkt, weint sie auch zwischendurch immer wieder. Ich bin mit den Nerven so am Ende... Im Halbschlaf stillt sie gerne, dabei schläft sie allerdings ein. Heute Nacht habe ich 25 links, 25 min rechts gestillt. Trotz den üblichen sanften Aufwecktricks (zwischendurch wickeln, Fußsohlen massieren etc.) schläft sie nach ein paar Schluck immer ein (trinkt aber immer wieder, sonst würde ich nicht so lange versuchen), mit dem Ergebnis, dass sie aufwacht, sobald sie in ihrem Bett liegt und losschreit. Also musste auch nachts wieder die Flasche her und ich musste dann auch noch abpumpen. es ist wirklich STRESS PUR! Stillen, füttern und pumpen, und alles dauert ewig und sie wehrt sich trotz Hunger ich weiß gar nicht mehr wohin mit mir... Da ich Ihre Antworten ja schon oft mitgelesen habe, versuche ich ohnehin schon einiges. V.a. Halbschlaf, abdunkeln und viel kuscheln. Umhertragen beim stillen geht mit meiner Brust leider nicht wirklich :( Ich möchte mir auf jeden Fall einen Becher zulegen und es damit versuchen. Welchen können Sie mir raten? Es gibt ja diesen Softcup von Medela (allerdings nur 30ml) sowie einen Spezialtrinkbecher. Meine Tochter ist insgesamt ein zappeliges und ungeduldiges Kind, das sich ständig verschluckt (auch zu den Zeiten, wo ich noch gar nicht stillen konnte und sie am immer gleichen Sauger getrunken hat). Daher hoffe ich, dass ich das mit dem Becher hinbekomme... Ich habe auch von Frauen schon gelesen, dass sie einen stinknormalen Becher genommen haben. Das kann ich mir aber nicht vorstellen. Gefüttert habe ich übrigens (abgesehen von den ersten Tagen mit dem extremen Milchstau) immer ausschließlich Muttermilch, daher war die Milchmenge auch lange konstant. Inzwischen ist es aber natürlich so, dass sie die Brust nicht genug stimuliert, ich aber nicht mehr so oft zum pumpen zwischendurch komme. Bzw ich bin auch überfordert. Wenn sie kurz schläft oder sich alleine beschäftigt und ich in der Zeit pumpe, rege ich zwar die Milchbildung an - habe aber dann nur abgepumpte Milch, und fürs nächste Stillen ist ja noch weniger da!!??!! Dann ist sie NOCH frustrierter! Frustriert, ja das bin ich auch... Und einfach kaputt. Liebe Grüße

von kris.k80 am 18.02.2015, 10:04



Antwort auf: Probleme beim Stillen

Liebe kris.k80, die Soft Cup ist ganz toll, aber es klappt wirklich mit jedem kleinen Becher, wenn man etwas übt. Bei YouTube gibt es einige gute Anleitungen dazu. Evtl. wäre auch das Brusternährungsset eine Lösung, im Moment ist es wichtig, dass das Baby keinen Schnuller und keine Flasche bekommt, um wieder lernen zu können, korrekt und effektiv zu saugen. Kopf hoch, Ihr schafft das! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 18.02.2015



Antwort auf: Probleme beim Stillen

Danke, ich habe heute einen Becher bestellt! Liege nun den ganzen Tag mit ihr im Bett, ganz nah, und stille fast nonstop. Dazwischen schläft sie immer ein, ist wohl anstrengend. Aber sie wirkt beim Trinken richtig verzweifelt, das macht mich fertig. Ich habe Sorge, ob sie dann heute genug trinkt, denn die Milch sprudelt wirklich nicht gerade... außerdem kratzt sie sich beim Trinken STÄNDIG monoton am Kopf, das macht mir richtig Angst! Es wirkt so...zzwanghaft! Was ist das nur???

von kris.k80 am 18.02.2015, 16:18



Antwort auf: Probleme beim Stillen

Liebe kris.k80, leider kann ich nicht viel dazu sagen, weil ich Euch nicht sehen kann. Bitte wende dich unbedingt an eine Kollegin vor Ort, die sehr viel gezielter beraten und helfen kann! Kopf hoch und ganz liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 18.02.2015



Antwort auf: Probleme beim Stillen

hallo, ich nochmal :) nochmal vielen lieben dank für die super antworten! also, die stillberaterin der lll ist gerade im urlaub, wir können erst nächste woche telefonieren. gestern bei der rückbildung habe ich das thema angesprochen und siehe da, die kursleiterin ist auch stillberaterin! sie hat sich unser stillen mal angesehen das übliche. zuerst weint sie los, sobald ich sie in position lege, dann dockt sie an, wirkt erst etwas...hastig, und wenn die milch dann kommt, trinkt sie als wäre nix. das ständige abdocken wurde ja weniger, aber das weinen vorher ist fast jedes mal. die stillberaterin sagte nun, es ist keine richtige saugverwirrung!!! sie trinkt gut, sie weiß genau wie es geht. aber sie ist frustriert, weil sie eben auch weiß, wie einfach das mit der flasche geht. ich weiß nun gar nicht, was ich tun soll. mein baby weint und jammert den ganzen tag. jede mahlzeit beginnt mit großem geschrei, ich fühle mich furchtbar!!! ich muss gefühlt nonstopp stillen, wie ich es ja schon von ihr kenne. sie trinkt gut macht aber immer wieder nuckelpausen, und auch der seitenwechsel hilft da nichts. durch meine sehnenscheidenentzündung im handgelenk macht der wechsel auch nicht gerade spaß... ich weiß einfach nicht weiter. ich fühle mich von ihr richtig abgelehnt und habe schon richtig angst, dass sie es mir übel nimmt und das vertrauen verliert. die mama soll ja dafür sorgen, dass sie sich wohl fühlt. wenn die mama sie aber immer zwingt... mache ich da nicht noch mehr kaputt???

von kris.k80 am 20.02.2015, 16:58