Mitglied inaktiv
Hallo!! Ich brauch dringend Rat !! Habe einen Sohn der jetzt ein Jahr alt geworden ist. Ich stille noch. Der bekommt die Brust vorm einschlafen und in der Nacht nach bedarf. Er schläft noch nicht durch. Gestern war meine Mutter auf Besuch und wir sind auf das Thema stillen gekommen. Und sie sagte dann zu mir: Das du überhaupt noch stillst. Der kleine ist ja groß genug, gib ihm die Flasche und überhaupt das ist ja total pervers deinem Kind noch die Brust zu geben. Er ist ja kein Säugling mehr. Willst das er ein MAMA BUBI wird? Das hat mich so getroffen. Echt!! Was sagst du wie lange es NORMAL ist zu stillen? Mich persönlich hat es noch nie gestört!! DANKE
Liebe heidi25, ich glaube es dir gerne, dass Du verletzt warst von dieser Bemerkung. Es ist wirklich ein bekanntes Phänomen, dass eine stillende Frau sich ständig Kritik in jeder Form ausgesetzt sieht. Wobei sich mir der Eindruck aufdrängt, dass das Stillen nur ein Aspekt dieses Phänomens ist. Letztlich ist es doch so, dass sich eine Frau, ab dem Zeitpunkt, zu dem die Schwangerschaft sichtbar wird Fragen und Kritik sowie Einmischungen in ihr Leben gegenübersieht und zwar sowohl von der Familie, Freunden und Bekannten, wie auch wildfremden Menschen. Es scheint in unserer Gesellschaft so zu sein, dass jeder glaubt, er sei ein Experte, sobald es um Kinder, Kinderkriegen, Kinderernährung und Kindererziehung geht. Was nun das Stillen anbetrifft gibt es zunächst einmal zwei „Großgruppen“ von Frauen, die sich schärfster Kritik ausgesetzt sehen: die Frauen, die nicht stillen (aus welchem Grund auch immer) und die Frauen, die länger stillen, als es unserer Gesellschaft „üblich“ ist. Dazwischen ist so ziemlich alles an Kritik und Angriffen vertreten, was sich ein Mensch vorstellen kann. Viele der Kritiker des Stillens dürften ein gestörtes Körpergefühl und auch Selbstwertgefühl haben, so dass ihnen die Vorstellung der engen Verbindung und auch der körperlichen Nähe, das mit dem Stillen verbunden ist, Probleme bereitet. Bei diesem Gesichtspunkt spielt mit Sicherheit auch die zum Teil sehr körperfeindliche Erziehung, die doch weit verbreitet ist, eine Rolle. Gerade in der Generation unserer Mütter ist (ob bewusst oder unbewusst) Neid und Eifersucht mit im Spiel. Die Frauen dieser Generation haben nur zu einem sehr geringen Teil gestillt und nun gibt es mehrere Möglichkeiten, wie sie heute zum Stillen stehen: 1. Sie trauern darum, dass sie selbst etwas verpasst haben, was nicht mehr nachzuholen ist und sind deshalb entweder erfreut, dass ihr Enkelkind (oder das Kind der Frau, die ihnen gegenübersteht) die positive Erfahrung des Gestillwerdens machen darf und die dazugehörige Mutter das Stillen als etwas Schönes erleben kann (und dann wird keine Kritik geäußert) oder aber sie sind wütend, enttäuscht und neiderfüllt. Im zweiten Fall kann das dazu führen, dass sie dem Stillen gegenüber sehr negativ eingestellt sind. 2. Sie fühlen sich schuldig, weil sie selbst nicht gestillt haben. Das mag nicht sofort nachvollziehbar sein und es hat auch nicht immer in der Macht der Frau gestanden, ob sie überhaupt versuchen konnte zu stillen, aber das Gefühl kann da sein und es nagt. Die Frau kann sich als Versagerin empfinden. Versagensgefühle und Schuldgefühle können dazu führen, dass jemand kräftig austeilt. 3. Wenn jemand in einer bestimmten Sache einen bestimmten Weg gegangen ist, dann muss dieser Weg richtig gewesen sein (nicht alle Menschen können anderen andere Wege zugestehen). Wird nun von anderen etwas anders gemacht, so wird dies als stummer Hinweis darauf empfunden, dass der Weg, den man selbst gegangen ist falsch war (oder ist). Niemand will darauf hingewiesen werden, einen Fehler begangen zu haben. Also muss der andere im Fehler sein und darauf wird er hingewiesen. Insbesondere in der Mutter Tochter Beziehung kann dies sehr schwierig sein, wenn die Tochter „alles anders macht“ und nicht auf die Erfahrung der Mutter hören mag. Sprich doch einmal mit deiner Mutter und gib ihr folgendes zu lesen. Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Die Ernährungsempfehlungen der WHO sind (in englisch) nachzulesen unter www.who.int/chd/publications/newslet/diaglog/9/feeding_young_children.htm . Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen. Die neueste Verlautbarung der American Academy of Pediatrics ist übrigens seh eindeutig. Dort steht nämlich „There is no upper limit to the duration of breastfeeding and no evidence of psychologic or developmental harm from breastfeeding into the third year of life or longer“. (Es gibt keine Obergrenze für die Stilldauer und keinen Beleg für Schädigungen hinsichtlich der Psyche oder der Entwicklung, wenn bis in das dritte Lebensjahr oder länger gestillt wird) Genieße die Stillzeit mit deinem Sohn solange Du das möchtest. Erstens wirst Du deinem Kind damit mit Sicherheit keinen Schaden zufügen und es auch nicht von dir abhängig machst und zweitens geht es niemanden etwas an wie lange Du dein Kind stillst. Das ist alleine deine Entscheidung. Gerade gestillte Kinder sind auf lange Sicht oft die Kinder, die selbstbewusst und neugierig durchs Leben gehen, weil sie durch die Nähe und die Zuwendung, die sie beim Stillen erfahren durften eine vertrauensvolle Basis zu ihrer Mutter aufbauen konnten und weiter von diesem Urvertrauen zehren. LLLiebe Grüße, Biggi
Mitglied inaktiv
hallo heidi, leider wirst du dir soetwas immer mal wieder anhören müssen, leider :-( ich habe meine große tochter fast 11 monate gestillt, meinen mittleren sohn 4 jahre und mein kleinster ist 9 monate und wird auch noch gestillt. bei meinem mittleren mußte ich mir auch solche sprüche anhören. am besten ohren auf durchzug stellen. ich glaube das weltweite abstillalter liegt bei über 3 jahren, in deutschland bei 6,6 monaten. aber das wissen die stillberaterinnen sicherlich besser. laß' dich nicht verunsichern. tschau katja +3kids
Mitglied inaktiv
Liebe Heidi, bestimmt hat dich dieser Spruch besonders getroffen, weil er ausgerechnet von deiner eigenen Mutter kam. Lass dir gesagt sein, dass du überhaupt nichts Perverses tust, dein Sohn kein Mamabubi werden wird und es überhaupt nicht unnormal ist. Schlimm ist nur, dass solche Ansichten immer noch so verbreitet sind und die Leute nicht schaffen, sie einfach für sich zu behalten. Es ist im Gegenteil sehr schön, wenn dein Sohn und du eure Stillbeziehung noch so genießt, dass du über ein Ende noch nicht nachgedacht hast. Ich bin fest davon überzeugt, dass du ihm auch in seinem jetzigen Alter noch das Beste gibst. Ich habe zwei Kinder. Eine Tochter von bald 13 Jahren und einen Sohn von nicht ganz 5. Meine Tochter habe ich damals aus Unkenntnis mit 7 Monaten abgestillt. Ich habe in einem Babyratgeber, der heute noch in neuen Auflagen erscheint, gelesen, dass man sich das Abstillalter beizeiten überlegen solle, weil ältere, stillerfahrene Babys um die Brust kämpfen würden wie die Löwen. Auch wenn dir das vielleicht albern erscheint, aber diese Vorstellung hat mich wirklich erschreckt und das wollte ich mir nicht antun. Also habe ich entsprechend gehandelt und es tut mir wirklich heute noch leid, weil es so unnötig war. Ich hatte bloß niemanden, der überhaupt gestillt hatte, und schon gar nicht so "lange" wie ich zu dem Zeitpunkt, den ich hätte fragen können. Mein Sohn hat das Glück gehabt, dass ich dieses Mal, beim zweiten Kind, viel entspannter und deutlich weniger gewillt war, mich von außen in meinen Entscheidungen beeinflussen zu lassen. Ich habe mir gesagt, er ist mein letztes Kind und ich will das mit ihm genießen, so lange wir beide wollen. Ich bin damit auf viel Unverständnis gestoßen. Glücklicher Weise nur von Leuten, deren Meinung für mich sowieso nicht maßgeblich war. Ich habe ihn deswegen gute 4 1/2 Jahre gestillt, davon über 11 Monate voll. In dieser Zeit habe ich oft erlebt, dass ich von einem Tag mit nur noch 2 Stillmahlzeiten problemlos auf Vollstillen "umschalten" konnte, wenn er krank war und wirklich nichts anderes mehr ging. Ich war gerade dann besonders froh, dass wir stillen können. Im vergangenen Herbst war es dann soweit, dass ich mit ihm schon ein-zwei Mal übers Abstillen gesprochen hatte. Meine Vorstellung ging dahin, es mit seinem 5. Geburtstag im Mai einzustellen, und ich wollte, dass er sich vorher auch Gedanken darüber macht und sich quasi darauf einstellen kann, denn anfangs war er nicht begeistert. Im November stellte sich dann auf einmal heraus, dass ich Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck habe. Ich muss nun Medikamente nehmen, die ein Stillen ausschließen, und war froh, dass wir über das Abstillen schon geredet hatten. Ich habe es ihm noch einmal erklärt, warum und wieso, und dann haben wir von einem auf den anderen Tag aufgehört, obwohl wir auch ein kleines bisschen traurig waren. Damit will ich nicht sagen, dass jede Frau ihr Kind so lange stillen sollte wie ich, aber doch in jedem Fall so lange, wie sie selbst und ihr Kind das wollen. Niemand hat das Recht, sich da einzumischen, ihr die Sache zu verleiden oder sie irgendwie zu diffamieren. Nimm dir das bitte nicht zu Herzen und lass dich nicht davon beirren. Es gibt auch, z. B. bei Yahoo, Chatforen für langzeitstillende Frauen. Vielleicht fühlst du dich nicht so alleine, wenn du dich dort mit anderen Frauen in ähnlicher Lage mal austauschen und dir den Rücken stärken lassen kannst. Genieße die Zeit. Sie ist so schnell vorbei, denn kein Kind will ewig gestillt werden. Alles Gute, Agnetha
Mitglied inaktiv
Hallo, ich kenne diese Kommentare zum Stillen auch von meiner Schwiegermutter. Jedesmal wenn wir dort sind, kommt der Kommentar: "Kriegt der Kleine denn immer noch nichts Vernünftiges zu essen? So lange stillt man doch nicht! Der wird doch gar nicht mehr satt!" Und mein Sohn ist gerade mal 5 (!) Monate alt. Anfangs habe ich mich jedesmal riesig aufgeregt - mittlerweile höre ich gar nicht mehr hin. Ich finde, jeder sollte sein Kind so lange stillen, wie er bzw. sie es für richtig hält. Natürlich ist es nervig, wenn dumme Kommentare kommen (vor allem von Mutter oder Schwiegermutter), aber man muss sie einfach überhören und es so machen, wie man es selbst für richtig hält.
Mitglied inaktiv
Hallo Heidi, pervers ist eine umkehrung vom natürlichen zum künstlichen. und eine flasche, da sind wir uns hoffentlich einig ist künstlich und eigentlich nur für kinder gedacht, die nicht aus der brust trinken können. lass dich davon nicht beeindrucken. ich finde es toll, dass du so lange stillst! ach: meine mama meinte zu mir ( mein sohn war erst 8 wochen alt) wie- du gibst ihm noch nichts "richtiges"? ich denke, das hat einfach was mit fehlender aufklärung zu tun.
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