Wunschmama_Katja
Liebe Biggi, ich lese seit langer Zeit schon im Forum mit und finde deine Arbeit so hilfreich und toll. Ich möchte dich kurz nach deiner Einschätzung fragen bzgl des Abstillens meines Sohnes. Mein Sohn (mittlerweile 5,5 Jahre alt, erstgeboren) war ein sehr bedürftiger Säugling (viel geschrien) und wurde in seiner Babyzeit viel getragen und bis zum 15. Lebensmonat gestillt. Bis heute hat er Schwierigkeiten mit der Selbstregulation und ist schnell überfordert von zu vielen Reizen. Ich habe ihn mit 15 Monaten abgestillt, da ich wieder das Studium aufnahm und das Dauerstillen in der Nacht extrem gezerrt hat, sodass ich mit Hilfe meines Partners (der den Kleinen dann nachts übernommen und getröstet hat) abgestillt habe. Als Ersatz nahm mein Sohn dann den Nuckel, den er bis zum 4. Geburtstag noch sehr dringend zur Regulation und zum Einschlafen benötigte. Bis heute bereue ich eigentlich rückblickend das Abstillen, da ich im Laufe der Jahre gelernt und erlebt habe, wie sensibel er tatsächlich ist und dass ihm das weitere Stillen viel mehr Sicherheit hätte geben können. Nun haben wir noch eine knapp 2-jährige Tochter, die auch ein totales Stillkind ist und vor allem morgens, zum einschlafen und in der Nacht noch gestillt wird (insgesamt aber viel robuster und entspannter als der Sohn). Mein Sohn äußert dann häufiger, dass er auch noch an der Brust trinken möchte. Er sagt es oft etwas albern, und ich kann mir vorstellen, dass es in erster Linie um die Nähe „zu Mama“ geht. Ich versuche deshalb ihm auch viel Körperkontakt durch Kuscheln anzubieten. Nebenbei räumen wir uns immer wieder Zeit für Aktivitäten nur Mama-Sohn Zeit (z.B. Schwimmen) ein. Trotzdem kann ich das schlechte Gewissen durch das verfrühte Abstillen nicht ablegen. Die Zeit zurück drehen geht auch nicht. Wenn er äußert, dass er an der Brust trinken möchte, sage ich, dass wir so kuscheln können. Hast du noch einen Rat für mich? Liebe Grüße, Katja
Liebe Katja, deinen Zeilen nach zu urteilen, bist du eine sehr einfühlsame Mutter und gibst deinem Kind Nähe und viel Liebe. Unsere Kinder sind so verschieden und ich denke, dass dein Sohn einfach einen anderen Charakter hat und wohl sehr sensibel ist. Du hast ihn 15 Monate lang gestillt und ihm eine wundervolle Basis geschenkt und ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass er weniger sensibel wäre, wenn du ihn länger gestillt hättest. Dass er jetzt nach der Brust fragt, ist evtl. ein wenig Eifersucht und auch Neugierde und ich würde genau so handeln wie du. Wenn dich die Schuldgefühle allerdings so sehr plagen, wäre es vielleicht sinnvoll, wenn du einmal mit einem Therapeuten sprechen würdest. Dieser kann dir helfen, mit dir selbst ins Reine zu kommen und vor allem zu erkennen, dass du nicht nur eine gute Mutter bist, wenn Du lange stillst. Bei einem Münchener Psychologen und Arzt, S.K.D. Sulz fand ich in einem Buch einen sehr heilsamen Abschnitt: "Wir Eltern sollten den Mut haben, uns Versäumnisse einzugestehen. Ja, wir haben gravierende Entwicklungshemmungen unserer Kinder verursacht. Das ist nicht zu leugnen. Aber Verursachung ist nicht gleichbedeutend mit Schuld. Wir sind nicht schuld an den Grenzen unserer eigenen Persönlichkeitsentwicklung. Wir sind nicht schuld an einer eventuellen finanziellen Not, an eigener Arbeitslosigkeit, an der Not des Alleinerziehens nach einer Scheidung, an sonstigen gesellschaftlich oder politisch bedingten Stressoren, denen wir so ausgeliefert sind, dass zu wenig für unsere Kinder übrigbleibt. Wir sind zwar Mutverursacher, aber wir sind nicht schuld an Vergangenem. Und wir tragen Verantwortung für die Gegenwart und die Zukunft." (aus "Als Sisyphus seinen Stein losließ. Oder: Verlieben ist verrückt!", S.K.D. Sulz, CIP Medien 1999) Genieße die Zeit mit deinen Kindern jetzt umso mehr und mach dir nicht das Leben unnötig schwer! Liebe Grüße, sei umarmt von Biggi
Wunschmama_Katja
Liebe Biggi, vielen Dank für deine warmen Zeilen und deine schnelle Rückmeldung zu meinem Thema. Es ist stärkend und tröstend zugleich zu lesen und auch das Zitat kann ich gut annehmen. Ich werde es so machen, wie du sagst, mehr auf heute und morgen schauen und das Gestrige ruhen lassen. Vielen Dank für deinen Zuspruch und alles Gute dir!
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