Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

kurze Trinkzeit

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: kurze Trinkzeit

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Hallo, mein Sohn ist jetzt fast 4 Wochen alt. Er will an sich fast ständig an die Brust, aber er trinkt meißtens nur sehr kurz. Am längsten vielleicht wirklich mal 8 Min, meißtens keine 5 Min. Jetzt habe ich gelesen, dass erst nach mind. 5 Min. die fetthaltige Milch kommt und ich frage mich ob es ihm reicht. Er hat aber in der letzten Woche lt. Hebi 420g (Woche davor 350g) zugenommen ist aber gleichzeitig sehr unruhig. Er hat Blähungen, schreit aber nicht sondern stöhnt und quält sich arg und wir tragen ihn viel oder ich lass ihn eben an der Brust zur Ruhe kommen. Aber ich mach mir halt wegen kurzen Trinkzeit Sorgen. Unsere Tochter habe ich nach Gefühl und Bedarf 20 Monate absolut problemlos gestillt. Deshalb hab ich bei ihm zunächst auch auf keine Zeit und Trinkmengen geachtet, sondern ihn nach Bedarf angelegt (Milch ist übergenug da) Jetzt fühle ich mich sehr verwirrt und frage mich ob er deshalb wohl so unruhig ist, weil er ständig doch Hunger hat (und nicht wie ich dachte auch eben die Nähe haben möchte)


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Liebe Erdbeere81, nein, mach dir keine Sorgen, dein Baby gedeiht ganz hervorragend und es besteht wirklich kein Grund zur Sorge! Die Unterteilung der Milch in Vordermilch und Hintermilch ist nicht so, wie es immer wieder zu lesen ist und ist für die Praxis abgesehen von wenigen, besonderen Fällen kaum relevant. Der Milchspendereflex setzt beidseitig ein, so dass das Kind an der zweiten Brust dann eine "Mischmilch" erhält. Die Unterscheidung in "Vordermilch" und "Hintermilch" ist in aller Regel allerdings eine akademische Frage, die für den normalen Stillablauf keine Bedeutung hat. Solange das Kind gedeiht und sich wohl fühlt, muss keine Mutter über die Anteile an Vorder oder Hintermilch nachdenken. Solange dein Baby gedeiht, ist es vollkommen unwichtig, ob es an einer oder beiden Brüsten trinkt. Es gibt keine feste und unumstößliche Regel, dass ein Kind immer an beiden Seiten trinken muss. Wichtig ist alleine das Gedeihen des Babys. Jedes Stillpaar muss herausfinden, was für die beiden am besten funktioniert. Dein Sohn ist ein kleiner Schluckspecht :-), der wunderbar gedeiht und höchstens mit Blähungen zu kämpfen hat. Gerade die kleinen Babys haben oft mit Blähungen oder Koliken zu kämpfen und das Leben mit einem von Koliken geplagten Baby ist für die Mutter bzw. die Eltern sehr anstrengend. Bei einem Stillkind, wird oft der Ernährung der Mutter die "Schuld" für die Blähungen des Babys gegeben. Es hat sich inzwischen jedoch herausgestellt, dass die Ernährung der Mutter lange nicht so viel Einfluss auf die Blähungen bei ihrem Baby hat, wie immer wieder behauptet wird. Es kommt vor, dass sich keine ersichtliche Ursache für die Blähungen finden lässt. Am ehesten trifft wahrscheinlich in diesen Fällen wohl die Vermutung zu, dass manche Babys ein empfindlicheres Verdauungssystem haben als andere, und dieser Faktor, im Zusammenwirken mit Spannungen und Stress von außen, der wahrscheinlichste Grund für die Blähungen sind. Ein ruhiger, sanfter Umgang mit deinem Baby ist sehr wichtig. Viele Ärzte sind der Ansicht, dass öfter verabreichte kleine Mahlzeiten, die auf das kleine Verdauungssystem des Babys besser abgestimmt sind, ihm besser bekommen. Gerade Kolikkinder profitieren vom Getragenwerden und dem dabei zwangsläufig entstehenden Körperkontakt. Hast Du ein Tragetuch? Ein Tragetuch erleichtert nicht nur das Tragen des Kindes, es gibt dir auch die Möglichkeit zumindest eine Hand frei zuhaben. Und keine Sorge: das Getragenwerden führt nicht dazu, dass Du dein Baby verziehst. Im Gegenteil, Studien belegen, dass Kinder, die als kleines Baby viel getragen wurden, später ausgeglichener und zufriedener sind und weniger Weinen. Du kannst auch versuchen deinem Baby durch Tragen in der Kolikhaltung (auch Fliegergriff genannt, das Baby liegt mit seinem Bauch auf dem Unterarm des Erwachsenen, mit dem Kopf in der Ellenbeuge ruhend), durch massieren des Bauches und durch Wärmeanwendungen (gut geeignet dazu sind Hot Cold Packs) auf den Bauch Erleichterung zu verschaffen. Fencheltee wirkt auch, wenn er von der Mutter getrunken wird und auf diese Weise lässt sich auch die Gefahr einer Saugverwirrung umgehen. Allerdings sollten nicht mehr als zwei Tassen pro Tag getrunken werden, weil er sonst zu Blähungen führen kann. Fast immer wachsen die Babys mit etwa drei Monaten aus dem "Kolikalter" heraus. Ich hoffe, ich konnte dich beruhigen!? LLLiebe Grüße, Biggi


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