Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kann ich Muttermilch in eine Thermoflasche füllen?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Kann ich Muttermilch in eine Thermoflasche füllen?

melanie84

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Hallo, wenn wir unterwegs sind, nehmen wir immer abgepumpte Muttermilch mit. Ich würde gerne wissen, wenn ich die Milch zu Haus warm mache und in eine Thermobox packe, wie lange ich diese dann noch füttern kann. Kann ich Muttermilch auch in eine Thermoflasche füllen? Wir werden demnächst mit dem ersten Brei anfangen. Sollte ich dann anfangen, nach dem Brei Flaschennahrung zu geben, damit die Milchbildung aufhört? Viele Grüße Melanie


Biggi Welter

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Liebe Melanie, es ist nicht empfehlenswert, erwärmte Muttermilch z.B. in einer Thermoskanne eine längere Zeit aufzubewahren und dann noch zu verfüttern, weil sich in der warmen Milch einfach viel schneller Keime vermehren können. Am besten ist es, wenn du Milch mitnimmst, die du bei Raumtemperatur ja bis 24 Stunden aufbewahren kannst, bei kühleren Temperaturen entsprechend länger. Wenn es keine Möglichkeit gibt, einen Fläschchenwärmer anzuschließen, könntest du gekühlte Milch wie folgt erwärmen: Unter fließendem warmen Wasser, in dem du in einer Thermoskanne heißes Wasser mitnimmst und ein Gefäß, in das du dieses Wasser und die Milchflasche dann stellen kannst. Aber: die Milch muss gar nicht zwangsläufig erwärmt werden, Raumtemperatur ist schon ausreichend und schadet deinem Kind nicht. Sicher ist es richtig und gut, einem etwa sechs Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Wenn Sie abstillen möchten, sollten Sie erst zur Flasche hin abstillen und nicht gleichzeitig Beikost und Flasche auf einmal anbieten. LLLiebe Grüße, Biggi


melanie84

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Vielen Dank für die Antwort. Nun noch eine Frage: kann ich Milch, die ich 1 Tag im Kühlschrank hatte, dann z.B. morgens rausnehmen und tagsüber bei Raumtemperatur verfüttern? Viele Grüße Melanie


Biggi Welter

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Liebe Melanie, bei einem reif geborenen und gesunden Baby gelten die folgenden Zeitangaben zur Aufbewahrung von Muttermilch: Bei Raumtemperatur Reife Muttermilch o 24 Stunden bei 15 ° C (Hamosh 1996) o 10 Stunden bei 19 bis 22 ° C (Barger und Bull 1987) o 4 bis 6 Stunden bei 25 ° C (Hamosh 1996, Pittard 1985) Im Kühlschrank Reife Muttermilch o 8 Tage bei 0 bis 4 ° C (Pardou 1994) Im Tiefkühlgerät o 2 Wochen in einem Tiefkühlabteil in einem Kühlschrank o 3 bis 4 Monate in einem Tiefkühlabteil eines Kühlschranks mit eigenständiger Kühlung (unterschiedliche Temperatur, weil die Tür häufig geöffnet und geschlossen wird) o 6 Monate und länger in einem separaten Tiefkühlgerät bei konstant 19 ° C. (Quelle: The Breastfeeding Answer Book Ausgabe 1997) Am besten wäre es, wenn Du die gekühlte Milch unter fließendem Wasser etwas erwärmst und dann gibst. LLLiebe Grüße, Biggi


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