Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Einschlafprobleme nach dem Stillen

Frage: Einschlafprobleme nach dem Stillen

MILALOU

Beitrag melden

Liebe Frau Welter und Frau Heindel, meine Tochter (1 Monat) hat Pobleme mit dem einschlafen. Zum Teil dauert es 2 -3 Std bis wir Sie zur Ruhe bringen können. Während des Stillens fällt Sie in den Schlaf, wird aber sehr schnell, durch eigene Bewegungen o.ä. wach, dann gerät Sie in eine starke Unruhe, es ist als wäre Sie im Halbschlaf, und versucht sehr hektisch die Brust zu finden und dreht den Kopf wild hin u her, als würde Sie nicht an die Brust kommen, dann schreien, dann trinken, dann einschlafen (nur kurz) dann geht es wieder los. Irgendwann macht es natürlich keinen Sinn mehr u wir versuchen Sie durch tragen, wiegen in den Schlaf zu bekommen. Woher kann diese Unruhe kommen? Es ist sehr schwer, Sie so mal alleine schlafen zu lassen, weil sie dann nach Stunden des Kampfes endlich auf dem Bauch von mir o meinem Mann schläft. U auch sofort wieder wach wird. Außer Nachts, da klappt das alleine schlafen, früh morgens 3-4 Uhr allerdings dann nicht mehr. Mein Mann muss bald wieder arbeiten, nun sind wir quasi im Babyschichtdienst, aber ich würde gerne bis dahin versuchen, das Sie auch alleine schläft und vor allem zur Ruhe kommt. Mache ich irgendwas falsch? Der Ablauf: wach werden meiner Tochter (wenn sie mal einschläft, schläft sie sehr gut), stillen, Bäucherchen, weiter stillen (sie schläft ein u dann fängt Ihr "Splien" an wach, hektisch, einschlafen... bis ich es unterbreche), dann div. Versuche sie zum schlafen zu bringen. ich kann förmlich zu sehen, wie Sie über den Punkt des Schlafens gerät u dann übermüdet ist. Ich würde Ihr sooo unendlich gerne helfen friedlich ein zu schlafen. Sollte ich nicht abwarten bis sie an der Brust einschläf, sondern Sie vorher ablegen u alleine in den Schlaf kommen lassen? Auch wurde mir gesagt, das sie regelmäßige Schlafzeiten braucht, aber in dieser Situation ist es fast unmöglich, denn mal schläft sie sofort und oft eben nicht, da ändern sich auch die Schlafzeiten drastisch. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen meine Fragen zu beantworten!!! Liebe Grüsse


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe MILALOU, das von Ihnen beschriebene Verhalten entspricht schon fast "lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen). Sie machen NICHTS falsch! So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa vier Wochen zu erwarten. Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Ihr Kind nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht. Außerdem schlafen die meisten Babys sehr viel weniger als es von den Eltern angenommen wird. Babys sind soziale Wesen, die die Welt, in die sie hineingeboren wurden erkunden und kennenlernen wollen und das geht nicht im Schlaf. Lassen Sie Ihr Kind an Ihrem Leben teilnehmen. Es gibt auch noch weitere Gründe, warum Ihr Kind aufwacht, sobald Sie es hinlegen. Es wird einfach deshalb wach, weil es durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Das gemeinsame Schlafen hat eine ganze Reihe von Vorteilen und verhilft der Mutter zu mehr Schlaf. Möglicherweise wird Ihr Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen. Ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi Welter


MILALOU

Beitrag melden

Liebe Frau Welter, vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort. Ich habe heute bereits Kontakt zu einer Stillberaterin aufgenommen. Ich denke, das es mich sehr beruhigen wird, wenn ich ausführlich mit jemanden sprechen kann und das Problem direkt beschreiben kann. Denn man fühlt sich dann leider doch immer wieder sehr hilflos, weil es mir so sehr für meine Kleine leid tut, das Sie trotz stundenlangen Stillens, Körperkontakt, bei uns schlafen, TT u.s.w einfach nicht zum schlafen kommt. Immer nur für 5-10 min. das wars, erstaunlicherweise, haben wir eher von 6uhr-20 Uhr Probleme, am späten Abend und Nachts funktioniert es dann irgendwann, aber sicher auch, weil Sie tot müde ist. Sie merken, ich schweife wieder aus, habe noch tausend Situationen, die ich beschreiben könnte, deshalb ist eine Stillberatung sehr sinnvoll :-)) Danke! Liebe Grüsse


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.