Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Das Ende vom Stillen - wirklich?

Frage: Das Ende vom Stillen - wirklich?

Schniesenase

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Liebe Biggi, liebe Kristina, wie schon vorher möchte ich Euch und all die, die sich dafür interessieren, wie es auch ganz unerwartet gehen kann mit dem Stillen, teilhaben lassen an dem, was ich glaube, das unsere letzte Etappe auf diesem langen Weg ist. Wer das hier nicht verstehen kann, die bitte ich sich den Kommentar zu ersparen, ganz frei nach dem Motto, das, was ich nicht verstehe, ich deswegen dennoch lassen kann. Ihr erinnert Euch: Ich hatte eine Behandlung mit einem Medikament avisiert, das wirklich ohne Alternative und definitiv nicht zum Stillen zu empfehlen ist, zumal mein Kind eine Entgiftungsstörung hat und unzweifelhaft alt genug ist, nicht mehr stillen zu müssen. Ich könnte damit warten, aber das habe ich schon, die Schwangerschaft eingerechnet, 8 Jahre getan. Jetzt will ich es wirklich angehen. Meine Tochter, superlanges Langzeitstillkind, liebt das Stillen noch immer, lange schon nur noch morgens, außer bei Krankheit, kann problemlos woanders schlafen und fragte sonst auch nicht mehr danach. Sie schlug vor, bis zum Beginn der Behandlung im Sommer langsam seltener, erst alle zwei Tage, dann nur noch zweimal die Woche usw. zu stillen. Das klappte nicht. Alle zwei Tage außer den Wochenenden waren es am Ende, und schließlich entschieden wir auf ihren Wunsch hin, das Stillen hemmungslos zu genießen, bis ich die erste Tablette nehme. Einen Startzeitpunkt gab es. Nun der Bericht: Sie trauert. Sie sehnt sich. Sie weiß, es geht nicht. Sie verhandelt (vielleicht wenigstens einmal im Monat...), sie gibt sich hinein, sie hadert, sie akzeptiert. Es ist alles dabei, nichts aber sehr dramatisch. Es ist ein sanfter Abschied, irgendwie, und es ist ok. In Situationen, z.B. wenn sie sehr müde ist, sehnt sie sich besonders danach, obgleich sie vorher in solchen Situationen nie mehr gestillt und auch nicht danach gefragt hatte. Wir schreiben Tag 7 der Behandlung. Eine Woche ist vergangen. Sie liest gerade immer mehr, ist ganz gefesselt, weil es immer besser geht, und vorgestern freute sie sich so darüber, dass sie bald die ganzen spannenden Bücher lesen können würde. Und dann sagte sie: "Mama, vielleicht geht diese Zeit jetzt auch ganz zu Ende." (Sie meint die Stillzeit.) Woraufhin ich sagte: "Und dafür beginnt eine neue Zeit, die Zeit, in der sich dir die ganze, riesige, faszinierende Welt der Bücher öffnet! Ist das nicht Wahnsinn?" Das fand sie auch. Wir kuscheln viel, und das ist sehr gemütlich. Sie kuschelt manchmal mit der Brust und findet dabei Geborgenheit und Trost. Es ist viel Nähe da, viel Verständnis und viel Liebe. Irgendwie ist das alles richtig so, auch wenn sie es sich gern noch länger gewünscht hätte und sich ein Fünklein Hoffnung bewahrt. Die Behandlung dauert mindestens 6 Monate. Sie weiß es. Sie hofft dennoch ein kleines bisschen weiter und akzeptiert die Situation wie sie ist. ;-) Niemals hätte ich je gedacht, dass ich mein Kind so lange stillen würde! Ich hätte jeden für verrückt erklärt, der mir das vorher gesagt hätte. Sogar die Hälfte der Zeit hätte ich für absurd gehalten. Aber so ist es, und es ist gut so. Das einzige Problem waren die ewig von außen induzierten Zweifel, und da gab es viele übergriffige Mitwirkende an dieser Stelle. Könnte ich etwas ändern, dann würde ich es von Anfang an selbstbewusst so machen, wie es für uns richtig wäre und nicht durch die vielen Zweifeltäler gehen, die ich durchwandert bin. Vielleicht gehören sie ein Stück weit dazu, aber ich wünsche den anderen Frauen hier, dass sie noch viel besser auf ihr Gefühl, ihr Kind, ihr Miteinander hören können und sich nicht so leicht verunsichern lassen, egal, was wer auch immer sagt. Stillen, egal wie lange, schadet niemandem! Es ist eine unheimlich innige und berührende Erfahrung, auch ein Stillkind größer werden zu sehen, ein sprechendes Stillkind zu haben, die Zeit zu genießen, in der es so ist, denn sie geht ja doch vorbei. Liebe Biggi, liebe Kristina, meinen, unseren herzlichsten Dank für Eure Arbeit. Mein Selbstbewusstsein damit und die Art, wie ich heute darüber denke, habe ich durch viel Lektüre und intensive Forschung, aber insbesondere auch durch Eure warmherzige und fachlich kompetente Begleitung entwickelt, und ich danke Euch dafür. Ihr seid in meinem Herzen immer mit unserer Stillbeziehung verbunden. Bin gerade etwas sentimental, freue mich und nehme selbst (gerne!) Abschied. Ganz liebe Grüße Sileick


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Sileick, ich habe gestern an Dich gedacht, das ist ja jetzt echt witzig. Ich danke Dir von Herzen für Deine mutigen Zeilen, denn ich kann mir gut vorstellen, dass Du oft angefeindet wirst. Wie lange musst Du denn die Tabletten nehmen? Was machst Du, wenn Deine Tochter doch wieder an die Brudst mag danach? Ich würde mich echt freuen, wenn Du mir noch einmal schreibst oder wir einmal miteinander telefonieren könnten! Ganz liebe Grüße Biggi


Rotkehlchen

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Eure Stillgeschichte ist so schön und berührend! Und eure Mutter-Tochter-Bindung wird bestimmt sehr innig bleiben, auch wenn das Stillen nun endgültig vorbei sein sollte!


Schniesenase

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Liebe Biggi, liebe Rotkehlchen, vielen Dank für Eure Gedanken! Ich werde schon lange nicht mehr angefeindet, denn es weiß kaum noch jemand. Außerdem bin ich nicht mehr so zwiegespalten wie zeitweilig früher. Vermutlich strahle ich das aus, und damit hat kaum jemand einen Anhaltspunkt für Angriffe. Ich habe ein wundervolles Kind, den lebenden Beweis dafür, dass langes Stillen kein Stück schadet. :-) Eher ist es wohl anders herum: Manche Kinder besitzen eine besondere Sensitivität und profitieren dadurch länger von der Rückversicherung durchs Stillen. Da wird dann überall gemutmaßt, das Kind sei so empfindlich (besser: empfindsam), WEIL es noch gestillt würde. Was war zuerst, das Stillen oder die Empfindsamkeit - oder ist es beides? Dazu gibt es aus der Psychologie sehr spannende Theorien. Eine interessante Frage: Wenn sie danach wieder stillen möchte... Ich weiß es noch nicht. Von meinem Gefühl her ist es jetzt gut, ich würde vermutlich sanfte Wege finden, es nicht mehr wieder zu beginnen. Schöner ist es, wenn sie selbst zu der Erkenntnis käme, dass diese Zeit nun vorbei und eine schöne, kraftvolle Erinnerung und Ressource für schwierige Zeiten bleibt. Ja, Biggi, ich würde sehr gerne mit Dir telefonieren. :-) @ Rotkehlchen: Das ist ja so mit den Neuronen, die sich bilden, wenn innige Nähe gelebt wird: Unsere Kinder werden sehr empathisch und feinfühlig. Ich bin sicher, dass sich unsere Beziehung durch das Stillende nicht ändert. Das tut sie durch andere Entwicklungen altersgemäß, und das ist jedes Mal spannend und schön und beunruhigend zugleich! Euch ganz liebe Grüße Sileick


winterkind13

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Liebe Sileick, dein Bericht berührt mich sehr. Behalte diese wunderbare Zeit in guter Erinnerung, diese traute Zweisamkeit mit deiner Tochter führt ihr nun auf einer anderen Ebene weiter! Wünsche euch alles Gute!


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