Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

15 Monate altes Kind alle 2 Std stillen

Frage: 15 Monate altes Kind alle 2 Std stillen

Sarah_im

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Hallo liebe Biggi, meine Tochter ist nun 15 Monate alt und geht schon seit 3 Monate in die Krabbelstube. Alles hat super geklappt, sogar das stillen wurde anfangs weniger, da ich gehofft habe mit ca 1 Jahr abstillen zu können. Im allgemeinen habe ich auch gar nichts gegen das stillen auch, wenn sie es noch länger bräuchte, vor allem Nachts vereinfacht es uns einiges, da sie vom durchschlafen weit entfernt ist. Nun ist es aber seit ca. einem Monat so, dass sie tagsüber ständig an die Brust will (so zw. 30min-1 std). Manchmal trinkt sie relativ lange, manchmal nuckelt sie nur ganz kurz und lässt sich dann von irgendwas ablenken. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass dieses ständige tagsüber stillen an meinen nerven zehrt und ich es so dann auch eig gar nicht mehr weiter führen möchte. Sie isst bei uns am Tisch mit, bekommt Frühstück, Mittag, ein paar Obstsnacks oder gebäck und Abends nochmal was warmes. Wirklich viel Wasser aus der Flasche trinkt sie allerdings nicht, bin jetzt schon soweit dass ich das Wasser mit etwas Saft anreichere, damit sie das zum mehr trinken annimiert, funktioniert aber nur mäßig! Ich weiss nun nicht mehr was ich machen soll! Vor allem ist es so, dass ich eine kleinere Essstörung habe, das prägt sich dadurch aus, dass ich unter keinen Umständen an Gewicht verlieren möchte, da ich ansonsten zu depressiven Phasen neige, dadurch dass ich jetzt wieder in die Uni gehe und sich der Alltag sehr stressig gestaltet habe ich nun gewicht verloren und ich habe die Befürchtung dass ich durch das ständige stillen immer mehr an Gewicht verliere weil ich die benötigten Kalorien nicht mehr aufnehmen kann. Hast du einen Tipp für uns?


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Sarah_im, am liebsten würde ich Dich erst einmal in den Arm nehmen und drücken, es tut mir so leid, wie verunsichert Du bist! Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen. Leider verstehen manche Menschen (vor allem diejenigen, die selbst nicht oder nur sehr kurz gestillt haben) nicht, dass Stillen all das, was ich oben beschrieben habe und noch viel mehr bedeutet. Sie erkennen nicht, dass ein entsetztes, wütendes oder verletztes Kind an der Brust wieder den Weg zu sich selbst zurück findet und dabei auch noch sein Gesicht wahren kann. Es wird von der Mutter nicht bloßgestellt, sondern angenommen und kann sich in der sicheren Geborgenheit des Stillens wieder erholen und beruhigen. Ganz wichtig: das Stillen bietet in dem Alter der ersten Ablösung wichtige emotionale Hilfe. Dein Kind kann immer wieder den "Heimathafen" ansteuern, wenn etwas beängstigend ist oder wenn es einfach nur müde ist. Dein Kind ist h´jetzt in der Krippe und braucht vielleicht einfach eine Extraportion Mama :-). Stillen ist trotzdem eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Das Wichtigste überhaupt ist allerdings, dass Du fest zu deinem Entschluss stehst. Solange hier noch der geringste Zweifel besteht, wird dein Kind diese Zweifel spüren und Du wirst weiterhin „schwach" werden. Für viele von uns ist es sehr ungewohnt zu sehen, wie begeistert und mit wie viel Freude ein Kleinkind stillt. Deine Kleine verhält sich gar nicht so "brustversessen" wir Du glaubst, viele langzeitgestillte Kinder zeigen sehr deutlich wie viel ihnen das Stillen bedeutet. Wird es dem Kind überlassen, wann es sich selbst abstillt, dann stillen sich die meisten Kinder irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag ab. All diese theoretischen Überlegungen helfen dir jedoch nicht weiter, denn Du fühlst dich in der derzeitigen Situation unwohl. Wenn sich in einer Stillbeziehung ein Partner nicht mehr wohl fühlt, dann ist es an der Zeit zu überlegen, was geändert werden kann. Sicher ist ein 15 Monate altes Kind noch nicht in der Lage alles Gesprochene bis ins letzte Detail zu verstehen, doch ich denke, dass der erste Schritt für dich sein sollte, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, wie es dir geht und was Du nicht mehr möchtest. Dann könnt ihr als Eltern eine Art Plan machen, wie ihr vorgehen wollt, um das Stillen etwas einzuschränken. Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind über einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst Du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst Du einen Weg finden. Wenn Du nicht mehr ständig stillen möchtest, wird es am besten sein, wenn du schrittweise vorgehst, z.B. in dem du zunächst eine gewisse stillfreie Zeit einführst. Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihm Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich gar schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass deine Kleine sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das nun auf Deutsch erschienen ist und das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße, Biggi


Schniesenase

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Liebe Sarah_im, grundsätzlich ist es gar kein Problem, wenn Dein Kind noch mal wieder so viel stillen möchte. Meine Tochter hat das bis weit ins dritte Lebensjahr oft gemacht. So lange sie sonst auch isst, gibt es keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Gründe dafür gibt es viele: Zähne, Entwicklungsschübe, sich anbahnende Infekte, nach überstandenen Infekten, Anforderungen der Fremdbetreuung usw. Läuft sie schon länger frei oder lernt sie das gerade? Da passiert dann auch so viel im Kinderkopf, dass das "große " Kleinkind noch mal viel babymäßige Nähe braucht. Wenn Du es aber tagsüber so nicht mehr magst und akzeptieren kannst, dann darfst Du dich dabei auch ernst nehmen und Alternativen anbieten. Hier hat vor allem geholfen, Situationen so zu verändern, dass nicht solche Gewohnheitsstillsituationen entstanden. Mehr Aktivitäten hieß das hier. Mama durfte sich dann auch nicht in den Sessel setzen. Falls der Papa mehr übernehmen kann, wäre das auch hilfreich. Ablenken, so lange es geht, nicht von selbst anbieten. Dass Ihr nachts noch stillt, ist toll fürs Kind. Ich habe das auch immer als Erleichterung empfunden. Biggi und Kristina werden Dir sicher noch viele hilfreiche Hinweise geben. :-) Gemütliche Kuschelstunden! LG Sileick


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Sileick, schön, von Dir zu lesen :-))). Wie geht es Dir denn? Lieben Gruß Biggi


Schniesenase

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Liebe Biggi, ich liege mit Bronchitis flach und habe Zeit, hier zu schreiben. ;-) Danke für Deine Nachfrage! Kind ist 7 und stillt morgens immer noch. Alles ist ganz easy so. Sie macht gewaltige Entwicklungen mit Schulbeginn, und wir erzählen nun nicht mehr vom Stillen. Es würde einfach nicht verstanden werden. Ich möchte das Stillen zum Frühjahr, wenn die infektgeschwängerte Infektionszeit vorbei ist, ein Ende finden und denke, das wird sie gut mitmachen. Dir und Deiner Familie alles Liebe und Gute für das Neue Jahr! Allergerzlichste Grüße Sileick


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Sileick, ich freu mich richtig, von Dir zu hören :-)), wie schön, dass es Euch gut geht (bis auf die Bronchitis). Ganz ganz liebe Grüße, alles Gute Biggi


Schniesenase

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Bei mir ist es so gewesen, dass ich durchs Stillen zugenommen habe bzw. nicht abnehmen konnte. Also muss es überhaupt nicht sein, dass Du so viel abnimmst. Ich wünsch Dir alles Gute, Sarah!


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