Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

12 Monate alle 30 Minuten wach ?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: 12 Monate alle 30 Minuten wach ?

DarieKS

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Hallo, ich habe hier oft ihre tolle Antwort zum Thema einschlafstillen gelesen und deshalb halte ich auch nun bald 12 Monate durch. Im Internet sind aber nirgendwo Erfahrungen zu finden, wann sich die Kleinen nachts von alleine von der Brust lösen. Ich weiß, jedes Kind ist anders..aber ein Richtwert?? Ich kann langsam einfach nicht mehr... Wenn es alle 2 Stunden aufwachen wäre, wie viele andere Berichten wäre ich wirklich glücklich.. wir haben aber hier oft einen 30 Minuten Takt und nur selten 1-2 Stunden.. Ich habe schon sanfte Methoden wie bei Schlafen statt Schreien versucht und auch habe ich schon probiert ob es ohne Brust irgendwie anders geht , aber nein das weinen ist dann unerträglich... Er schläft sonst nur in der Trage beim Papa, der ihn jeden Morgen ab 4-5 Uhr vor der Arbeit nimmt, damit ich 2 Stunden am Stück schlafen kann. Ich würde auch tagsüber gerne mal 4-5 Stunden was unternehmen aber er möchte noch sehr oft gestillt werden. Die Flasche schlägt er weg und Wasser mag er auch nicht trinken, sodass das alleine bleiben nur über 2 Stunden mit dem Papa klappt. Ich möchte nicht abstillen, aber eine Erleichterung.. es wäre toll, wenn er wenigstens die Flasche akzeptieren würde, damit wir uns besser abwechseln können. Liebe Grüße Daria


Biggi Welter

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Liebe Daria, das Stillen ist eine Beziehung zwischen Kind und Mutter, in der sich beide wohl fühlen müssen. Wenn du also nun nicht mehr so weitermachen möchtest oder auch nicht mehr kannst, so ist es auch dein gutes Recht daran etwas zu verändern. Sei stolz darauf, dass du deinen Sohn so lange gestillt nach Bedarf gestillt hast, jetzt ist dein Kleiner in einem Alter, in der du langsam Regeln aufstellen kannst. Das Wichtigste überhaupt ist allerdings, dass du fest zu deinem Entschluss stehst. Solange hier noch der geringste Zweifel besteht, wird dein Kind diese Zweifel spüren und du wirst weiterhin „schwach" werden. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst Du einen Weg finden. Sicher ist ein 12 Monate altes Kind noch nicht in der Lage alles Gesprochene bis ins letzte Detail zu verstehen, doch ich denke, dass der erste Schritt für dich sein sollte, dass du mit deinem Baby darüber sprichst, wie es dir geht und was du nicht mehr möchtest. Dann könnt ihr als Eltern eine Art Plan machen, wie ihr vorgehen wollt, um das Stillen etwas einzuschränken. Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind über einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen. Wenn Du nicht mehr so oft stillen möchtest, wird es am besten sein, wenn du schrittweise vorgehst, z.B. in dem du zunächst eine gewisse stillfreie Zeit in der Nacht einführst. Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, es ist völlig normal, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das nun auf Deutsch erschienen ist und das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. Liebe Grüße, Biggi


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