Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

zu hoher hb-Wert !

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: zu hoher hb-Wert !

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Lieber Dr. Bluni! In der 5. SSW, also vor rund 3 Wochen, hatte ich einen Hb-Wert von 20 g/dl. Ich hab mich gewundert, als meine Ärztin mir gestern (8+0 - alles zeitgerecht entwickelt)sagte, daß sie in zwei Wochen noch mal den Wert kontrollieren möchte, da er anfangs sehr hoch war. Jetzt hab ich im Netz gelesen, daß ein zu hocher Hb-Wert gerade im Anfangsstadium das Totgeburtsrisiko steigert. Meine Frage an Sie: Ist der Wert von 20.3 g/dl schon kritisch? Wie gesagt, die Ärztin möchte ihn erst in 2 Wochen wieder bestimmenn lassen. Gruß, Sabine


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Sabine, 1. leider bedeutet nicht nur das Medium Internet auch eine Art "information overload". Es wird wahnsinnig viel veröffentlicht und geschrieben, ohne das der/die Unbedarfte nachvollziehen kann, ob dieses geprüft ist. Und es mutieren etliche zu selbsternannten Expertinnen und Experten, die mehr Unheil anrichten, als Sicherheit verschaffen. Und getrost dem Motto "only bad news are good news" wird hier nicht nur für die Schwangere "vorgesorgt". Und so erreichen einige Aufklärungen oder Informationen manchmal eher das Gegenteil dessen, was damit beabsichtigt war. Hier sollte sich die Frau schon an die Informationen der "wahren Experten" halten. 2.die Frage ist erst mal, wie hoch ist der Wert, wie wurde er abgenommen und bestimmt und wie sieht es mit der Flüssigkeitsaufnahme der Schwangeren aus? Bei der Bestimmung des Hämogoblinwertes aus der Fingerbeere kann es immer wieder mal Fehlbestimmungen geben. Deshalb wäre bei erheblichen Abweichungen nach oben oder untern eine Kontrolle über eine venöse Blutentnahme durchzuführen, um hier nicht unnötigerweise die Geister scheu zu machen oder Maßnahmen einzuleiten. Diese Dinge sind nämlich vorweg ganz wichtig. Die Veränderungen des Blutes (hämatologisch) im Hinblick auf eine Vermehrung, sind in der Schwangerschaft wie folgt zu beschreiben: Das Blut besteht aus festen Bestandteilen: rote & weiße Blutkörperchen u.a. und die flüssigen Anteile, das Blutplasma: Die Vermehrung des Plasmavolumens im Durchschnitt um etwa 50 % von 2.600 auf 3.900 ml gehört zu den eindrucksvollsten Veränderungen. Die Plasmavolumenerhöhung wird nur in einem geringen Ausmaß durch eine Zunahme der gesamten Erythrozytenmasse (rote Blutkörperchen) kompensiert (um etwa 20 %) Hierdurch kommt es durch Verdünnung zu der so genannten Schwangerschaftshydrämie, bei der ein Hb-Abfall bis 10 g/dl möglich ist. Die schwangerschaftsbedingte Verdünnung betrifft nur die Parameter des roten Blutbildes. Die übrigen Plasmabestandteile unterliegen weiteren Regelmechanismen, z.B. nimmt die Konzentration einiger Parameter mit fortschreitender Schwangerschaft zu. Auch wenn es vereinzelte Berichte gibt, dass deutlich erhöhte HB-Werte sich negativ auswirken könnten, sollte sich sicher nicht jede Schwangere mit einem höheren Hb-Wert diesbezüglich Sorgen machen. Hier wäre erst mal zu fragen, wie und wann wurde der Wert erhoben und abgenommen? Hat die frau ausreichend getrunken und sollte man den Wert vielleicht noch einmal wiederholen. Und selbst wenn sich es bestätigen würde, wäre nach meinem Kenntnisstand es so, dass man nicht sofort irgendwelche Maßnahmen ergreifen müsste. Dann sollte in Ruhe mit dem Frauenarzt oder Frauenärztin über die Werte, deren Bedeutung und dem weiteren Vorgehen gesprochen werden. VB


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