Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Windpockenalarm / 29. SSW

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Frage: Windpockenalarm / 29. SSW

Mitglied inaktiv

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Im Kindergarten meiner Tochter sind aktuell Windpocken ausgebrochen. Allerdings nicht in ihrer Gruppe, so dass sie wahrscheinlich - aber nicht sicher - keinen direkten Kontakt zu den erkrankten Kindern hatte. Ich bin jetzt Anfang der 29. SSW und hatte definitiv selber noch keine Windpocken (wurde im September 2003 per Blutabnahme getestet). Nun meine Frage: da sowohl in unserem Stadtteil als auch im direkt angrenzenden Stadtteil jetzt die Windpocken grassieren, wird es sich wohl kaum vermeiden lassen, dass meine Tochter über kurz oder lang mit infizierten Kindern in Kontakt kommt. Ist es sinnvoll, eine Infektion bewusst herbeizuführen mit der Folge, dass ich mich dann ggf. bei meiner Tochter anstecke? Dies wäre zum jetzigen Zeitpunkt doch noch ungefährlich und besser abzuschätzen, als wenn sie sich in vielleicht 4 Wochen doch noch ansteckt und ich mich dann schon dem voraussichtlichen Entbindungstermin nähere. Und: wenn beispielsweise in der 37. SSW bei meiner Tochter Windpocken auftreten würden, könnte dann ein Kaiserschnitt vorgenommen werden, um das Zusammentreffen einer evt. Windpockeninfektion meinerseits und der spontanen Entbindung zu vermeiden? Ich bin gerade völlig verzweifelt und weiss nicht, was ich machen soll!!!! Meine Frauenärztin ist natürlich gerade jetzt in Urlaub und erst ab dem 11. Juni zurück...


Dr. med. Vincenzo Bluni

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hallo Agathe, auch wenn es viele Schwangere nicht wissen, besitzen ca. 93-94% der schwangeren Frauen Antikörper und damit Schutz vor einer Erstinfektion mit Varizellen, dem Erreger der Windpocken. Theoretisch kann sie dann nur noch eine Gürtelrose bekommen. Dieses ist der gleiche Erreger (Varizellen). Von der geht nach bisherigen Erkenntnissen aber keine Gefahr für das Ungeborene aus. Bei Infektionen im 1. und 2. Trimenon (d.h. bis zum 6. Monat) sind sehr selten Syndrome bei Neugeborenen beschrieben worden (18 Fälle in der ganzen medizinischen Literatur!), die durch Hautnarben, Unterentwicklung einer Extremität, niedriges Geburtsgewicht und verschiedene Defekte gekennzeichnet sind. Zu unterscheiden davon sind die Varizellen perinatal (d.h. um die Geburt): Tritt das Exanthem (der Hautausschlag) der Mutter früher als 4 Tage vor Entbindung auf, erhält das Kind mütterliche Antikörper, die es vor Infektion schützen oder die Manifestation mildern. Bei Eintritt des Varizellenexanthems zwischen 4. Tag vor und 2. Tag nach Entbindung ist ein solcher Schutz nicht mehr gewährleistet: Varizellen, die beim Kind dann in der 2. Woche nach der Geburt auftreten können für das Kind fatale Folgen haben. Das so genannte Varizellen- Hyperimmunglobulin muss innerhalb von 96 Std, besser sind 72 Std nach Kontakt gegeben werden, wenn kein Immunschutz da ist, um einen Ausbruch abzuschwächen oder zu verhindern. Nach vermeintlichem Kontakt sollte also zunächst der Immunstatus geprüft In der Regel lässt sich anhand eines Titers schon sagen, ob eine Person nun Immunität hat oder nicht. Bestehen dennoch Zweifel, ist natürlich für all dieses Schwangeren ein gewisses (kleines) Restrisiko einer Infektion gegeben. Deshalb aber für all diese Frauen die Empfehlung herauszugeben, ihre möglichen Kleinkinder aus dem KiGa fernzuhalten, oder sich selbst nicht mehr in die Nähe von Kleinkindern aufzuhalten, wäre sicher mehr als vermessen. Sicher sollte bei fehlender Immunität Kontakt der Schwangeren oder ihrer Kinder zu bekanntermaßen Erkrankten gemieden werden. Eine bewusste Infektion muss sicher immer vermieden werden!! VB


Mitglied inaktiv

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Hallo, soviel ich weiß, sind Windpocken nicht nur während der Geburt gefährlich, sondern auch schon während der Schwangerschaft. Hat man selbst noch keine Windpocken gehabt und droht sich anzustecken, kann der Arzt Immunglobuline spritzen. Du solltest auf jeden Fall rasch zur Vertretung Deiner Ärztin gehen!


Mitglied inaktiv

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Für Deine Tochter wäre es wünshcenswert, wenn sie sich jetzt ansteckt, denn dann hat sie es hinter sich. Du solltest die Windpocken aber tunlichst meiden. Zwar wird das ungeborene Kind zum jetzigen Zeitpunkt nicht direkt geschädigt (wie bei Röteln im ersten Trimester), aber Kinderkrankheiten bei Erwachsenen sind heftig! Mein Mann hatte sich bei unserem ältesten Sohn angesteckt und hatte 10 Tage hohes Fieber (über 40°) und lag noch weitere 2 Wochen vollkommen flach. Das solltest Du Dir in der Schwangerschaft nicht antun. Geh am besten zum Arzt und laß Dich impfen. Das geht meines Wissens auch in der SS. Die Impfung schützt zwar nicht 100% aber schwächt die Krankheit auf jeden Fall ab.


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