Mitglied inaktiv
Hallo, zu Beginn meiner Schwangerschaft sagte mir meine Ärztin, was man alles nicht essen darf. Es kam mir irgendwie so vor als wäre damit mein gesamter sonstiger Speiseplan gestrichen worden. :-( V.a. roher Schinken, Leberwurst, keine Medium-Steaks, Carpaccio, Tatar und (ital.) Salami waren ein herber Schlag. Nun hat sich aber glücklicherweise herausgestellt, dass ich gegen Toxoplasmose immun bin. Darf ich diese ganzen tollen Sachen jetzt wieder essen? Ich habe mir irgendwie nicht gemerkt, welche Sache man wegen welcher Gefahr nicht essen sollte. Ach so, noch eine Frage, da ich Milch und Milchprodukte hasse, mache ich mir ein bisschen Sorgen um meinen Kalziumhaushalt. Gibts zu Milch irgendeine (leckere) Alternative für die Kalziumzufuhr? Vielen Dank iu
hallo, 1. auch, wenn Immunität gegen Toxoplasmose vorliegt, sollte auf den Genuss roher Fleischwaren verzichtet werden. 2. bezüglich dieser Frage, was worauf sollte bei bestimmten Lebensmitteln in der Schwangerschaft geachtet werden, habe ich ein sehr langes Gespräch mit Frau Dr. Rademacher von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung DGE - www.dge.de gehabt, um diese Dinge zu klären. Es ist so, dass die Schwangere im Prinzip ihre Lebensgewohnheiten, sofern sie nicht schädlich für das Kind sind, in der Regel fortsetzen kann. In einigen Fällen konnte aber gezeigt werden, dass z.B. der Genuss gewisser Lebensmittel die Gefahr in sich birgt, dass es hierbei zur Aufnahme von Keimen kommen kann, die dem Kind schaden könnten. Hier wären anzuführen: 1.Mett, Tartar, rohes nicht ausreichend gegartes Fleisch, Sushi, Rohwürste Tee- und Schmierwurst, nicht gekochte Mettwürste, aber auch der Definition nach Salami: mögliche Keimbelastung mit Toxoplasmen 2.Rohmilchkäse & Rohmilchprodukte: mögliche Keimbelastung mit Listerien - siehe weiter unten Unter den entsprechenden Stichworten ist über unsere Suchfunktion schon einiges an weiterführenden Informationen zu finden. Ansonsten sind noch Leberwurst und Leber zu nennen. Diese sind nicht unbedingt empfehlenswert wegen des hohen Vitamin-A-Anteils und der Belastung mit Schwermetallen. Näheres hierzu auch unter dem entsprechenden Stichwort in der Suchfunktion. Wichtig im Hinblick auf die Salami ist aber, dass das Restrisiko einer Keimbelastung sehr gering ist, diese in diesen seltenen Fällen für die Schwangere eine besondere Bedeutung haben und es deshalb letztlich die Frau selbst entscheiden sollte, wie sie mit diesem Restrisiko umgeht. Mir ist bekannt, dass der Verzicht auf den Genuss von Salami seitens einiger Einrichtungen und Publikationen, zu denen auch die DGE gehört, immer wieder empfohlen wird. Persönlich verweise ich hier auf die Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes, das hierzu sagt: "Sicher sind auch alle gepökelten Rohdauerwaren, z.B. Rohschinken und Salami." Nachzulesen unter http://www.rki.de/GESUND/MBL/MBL.HTM?TOXOPLAS.HTM&1 Alle Rohmilch-Käsesorten - aber ganz besonders die Sorten, die während der Herstellung nicht einer Hitzebehandlung unterzogen werden, sind potentielle Listerien-Träger. Der hier oft nachgefragte Mozzarella aus Rohmilch gehört danach auch zu diesen Käsesorten. Aber: Nachdem in den 80ern aufgetretenen Fällen von Listeriose in den Molkereien, ist man dazu übergegangen, Mozzarella zumeist aus pasteurisierter Milch herzustellen. Im Handel gibt es wohl nochmeist als lose Ware durchaus Mozzarella aus Rohmilch zu kaufen. Dieser sollte gemieden werden. Meist sind Rohmilchkäse, die im Supermarkt erhältlich sind, entsprechend ausgezeichnet. 3.Für die Schwangerschaft wird eine tägliche Zufuhr von 1200 mg Calcium empfohlen, was einer Mehrzufuhr von 50% gegenüber nicht-schwangeren Frauen entspricht. Der erhöhte Calciumbedarf ist am einfachsten über Milchprodukte zu decken. Hier wären eigentlich ein dreiviertel bis ein Liter Milch oder die entsprechende Menge an Milchprodukten sind empfehlenswert. Wenn dieses für die Frau nicht möglich ist, kann über calciumreiches Mineralwasser die Aufnahme gesteigert werden. Ebenfalls calciumreich sind Hülsenfrüchte, Gemüse wie Broccoli, Mangold oder Grünkohl und Samen wie z. B. Sesam. Zusätzliche Calciumsubstitution mit Tabletten sollte immer erst mit dem Arzt abgestimmt werden. VB
Mitglied inaktiv
Lieber Dr.Bluni, vielen Herzlichen Dank für die ausführliche Info. Dieses Forum ist echt spitzenmäßig und ich bleibe sicher noch lange dabei, (habe ja noch 20 Wochen). Viele Fragen stellen sich hier irgendwie leichter als beim FA, vielleicht weil es ein Stück weit anonym ist und viele Fragen ja doch irgendwie "intime" Sachen betreffen. Es ist jedenfalls toll, dass sich ein Fachmann trotz sicher anderweitigem anstrengendem Job noch so viel Mühe mit der Beantwortung dieser unendlich vielen Fragen macht. Danke! iu