Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Schwangerschaftsdiabetes + SD-Unterfunktion

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Schwangerschaftsdiabetes + SD-Unterfunktion

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Lieber Herr Dr. Bluni, etwas ungläubig halte ich einen hauchzarten positiven Test in den Händen (getestet obwohl noch nicht überfällig). Auch wenn ich weiß, dass noch einiges schief gehen kann, treiben mich jedoch bereits jetzt ein paar Fragen um. Vorgeschichte: 1. Schwangerschaft (Geburt 1998): starke Ödeme, medikamentös behandelter Bluthochdruck (Presinol) 2. Schwangerschaft (Geburt 2000): "nur" insulinpflichtiger SS-Diabetes. Nach Geburt sofort verschwunden. Seitdem lasse ich mich jährlich bezüglich Diabetes untersuchen (ogTT, Hbac1). Bisher nichts. Da ich aber damit rechnen muss, nun wieder Diabetes zu entwickeln, wüsste ich gerne, was nun an besonderer Vorsorge bei mir geschieht. Was kann ICH SELBER tun? Wegen dieser Vorgeschichte macht es doch Sinn, möglichst frühzeitig zum Arzt zu gehen, oder? Ich werde zudem seit November wegen einer Schilddrüsenunterfunktion behandelt. Nehme derzeit (seit ca. 2 Wochen) Thyronajod 75, zuvor 50er Dosierung. Ist es wichtig nun auch sofort wieder zum Radiologen zu gehen, der mich diesbezüglich behandelt? Vielen Dank im Voraus! LG Mottinchen


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Hallo, es ist richtig, dass diese Vorgeschichte für Sie bedeutet, dass Ihre Ärzte hier besonders aufmerksam sein werden. Sofern eine Schilddrüsenfunktionsstörung vorliegt, sollte diese immer - auch schon vor einer Schwangerschaft - behandelt werden. In der laufenden Schwangerschaft sollte die Funktion dann zwischenzeitlich nochmals überprüft werden, da sich manchmal eine Notwendigkeit zu einer Dosisanpassung ergeben kann. die Zahlen der Literatur beziffern das Wiederholungsrisiko für eine Präemklampsie - auch als Gestose benannt - zwischen 19,5 -25,9 Prozent. Es ist also nicht gerade gering. Nach einer Eklampsie ist das Wiederholungsrisiko etwa bei 21.9Prozent bis 46.8 Prozent, nach einem HELLP-Syndrom ist das Wiederholungsrisiko zwischen 3-5 Prozent anzusiedeln. Im Falle eines erneuten Kinderwunsches mit derartiger Vorgeschichte sollte sicher schon im Vorfeld auch der Hausarzt nach internistischen Symptomen, die von Herz-Kreislaufsystem ausgehen können oder auch die Niere betreffen können, schauen, um hier im entsprechende Risiken auszuschließen. Darüber hinaus sollte die Frau dann während der Schwangerschaft auf eine möglichst gesunde Ernährung unter Wahrung der maximalen Gewichtszunahme, einer ausreichenden Flüssigkeits-, Eiweiß- und Salzaufnahme achten. Die prophylaktische Einnahme von Magnesium hat sich in wissenschaftlichen Studien eindeutig als vorbeugend erwiesen. Unter Berücksichtigung der Vorgeschichte sind entsprechende Hinweiszeichen frühzeitig zu beachten. ine Diabetikerin kann heute eine Schwangerschaft in aller Regel "normal" austragen und ein gesundes Kind zur Welt bringen. Es ist aber zu fordern, dass sie sich schon bei der Planung, spätestens sofort nach Feststellung der Schwangerschaft, von einem diabetologisch erfahrenen Internisten und einem mit diabetologischen Problemen vertrauten Gynäkologen gemeinsam betreuen lässt. Wichtigstes Ziel der Prophylaxe und Behandlung ist eine normoglykämische (normale Zuckerwerte) Diabeteseinstellung. Dieses Ziel ist erreicht, wenn die Blutglukosewerte vor den Mahlzeiten unter 90 mg/dl, eine Stunde nach dem Essen unter 140 mg/dl, zwei Stunden danach unter 120 mg/dl liegen. In der ersten Schwangerschaftshälfte soll das HbA1c im oberen Normbereich, später im unteren Normbereich stoffwechselgesunder Schwangerer liegen (Normbereich mit 4,8 bis 6,0 %). Das Therapiekonzept des Gestationsdiabetes sieht als erste Stufe eine Ernährungsberatung vor. In 90% der Fälle genügt diese Ernährungsumstellung (bei der übrigens kaum eine Patientin Hungergefühl hat), um das Therapieziel zu erreichen. Gleichzeitig sollte eine ausreichende Bewegung der Schwangeren sichergestellt sein. Bereits ein halbstündiger Spaziergang nach dem Essen kann die Blutzuckerwerte deutlich senken. Nur bei Schwangeren, die auch dann noch ein pathologisches Blutzuckertagesprofil (wie oben angegeben) aufweisen, ist zusätzlich eine Insulingabe notwendig. Zur Ernährungsumstellung ist folgendes zu sagen: Empfohlen wird eine Ernährung, die eine für die Bedürfnisse der Schwangerschaft adäquate Kalorienmenge und Zusammensetzung enthält. Der Kalorienbedarf für eine Schwangere im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel (Trimenon) beträgt ca. 30 kcal/kg Körpergewicht. Bei Frauen mit einem Body-Maß-Index von größer 27 kg/ Quadratmeter Körperoberfläche am Beginn der Schwangerschaft sollte die Kalorienmenge auf 25 kcal/ kg Körpergewicht reduziert werden. Die Kostverordnung soll von einer ausgebildeten Fachkraft nach Kohlenhydrat-Einheiten (KE) quantifiziert werden. Weiteres besprechen Sie bitte mit den Experten vor Ort Nach einer Schwangerschaft mit einem GDM (Gestationsdiabetes=Diabetes in der Schwangerschaft) besteht ein Risiko von etwa 50% für das erneute Auftreten einer Glucosetoleranzstörung in der folgenden Schwangerschaft. Es ist also eine frühzeitige (in den ersten drei Monaten) Diagnostik und Besprechung des Vorgehens indiziert. Das individuelle Vorgehen hinsichtlich Ernährungsberatung und/oder medikamentöse Maßnahmen ist durch die diabetologischen Spezialisten vor Ort zu klären. Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes hatten, haben im Verlauf der folgenden 10 Jahre ein bis zu 30%iges Risiko, einen Diabetes zu entwickeln. Deshalb sollten die Betroffenen mit ihrem Diabetologen vor Ort über ihr Risiko und die sinnvollsten Kontrollen sprechen. Regelmäßige Nachkontrollen sind hier also extrem wichtig. Von einigen Fachvertretern wird deshalb für diese Frauen gefordert, jährlich einen oralen Glucosetoleranztest zu wiederholen. Auf den Internetseiten der Deutschen Diabetes-Klinik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf http://www.diabetes.uni-duesseldorf.de/download/DDFI_Broschuere_Schwangerschaft.pdf können Sie dazu eine sehr informative Broschüre für Betroffene downloaden. VB


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