Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Schwanger mit 38

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Schwanger mit 38

Mitglied inaktiv

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Hallo, ich werde in 2 Tagen 38 und bin in der 6. SSW. Aufgrund meines alters wird einem die Fruchtwasseruntersuchung empfophlen. Beim 1. Kind (alter 33) wurde eine Messung der Nackendichte gemessen. Reicht das heute auch aus?


Dr. med. Vincenzo Bluni

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hallo, sofern kein besonderes familiäres Risiko für genetische Störungen oder Missbildungen vorliegt, die Frau nicht 35 Jahre oder älter ist und sie auch nicht schon vorweg ein entsprechendes Bedürfnis nach Informationen zur vorgeburtlichen Missbildungsdiagnostik äußert, würde sicher nicht generell zu einer weiterführenden Diagnostik geraten werden. Die Besprechung zu diesem Thema kann natürlich auch schon zu jedem Zeitpunkt vor diesem Alter stattfinden. Ist die schwangere Frau 35 Jahre oder älter und/oder gibt es ein familiäres Risiko für genetische Erkrankungen oder Missbildungen, sollte man mit ihr bei Kinderwunsch oder zu Beginn einer Schwangerschaft schon über die damit verbundenen Risiken für Mutter und Kind sprechen und dazu gehört eben auch das Thema Pränataldiagnostik inklusive der Möglichkeit einer genetischen Beratung. Über die nicht invasiven Verfahren der Pränataldiagnostik, wie z.B. die Nackentransparenzmessung, das Ersttrimeesterscreening oder den Triple-Test sollte man, sofern gewünscht, ebenso mit der Schwangeren/ dem Paar sprechen, wie auch über die invasiven Verfahren, wie Amniozentese (Fruchtwasserpunktion) oder Chorionzottenbiopsie. Dazu gehört dann auch die individuelle Information über mögliche Konsequenzen und Risiken, so dass die Eltern den Sachverhalt gut nachvollziehen können, um ihnen die Möglichkeit zu geben, dann eine eigene Entscheidung für oder gegen eine weiterführende Diagnostik zu treffen. Das Risiko für die Geburt eines Kindes mit einer Trisomie 21 ("mongoloide Störung" oder Down-Syndrom) liegt bei einer 25jährigen (keine familiäres Risiko vorausgesetzt) bei 1: 1352, bei einer 30jährigen bei 1:895,bei einer 32jährigen 1:659, bei einer 36jährigen bei 1:280, bei einer 38jährigen 1: 167 und bei einer 40jährigen bei 1:97. Ebenso steigt bei einer Frau ab dem 35. Lebensjahr das Risiko für schwangerschaftsspezifische Komplikationen, wozu auch Fehlgeburten gehören, an. Das Risiko einer Fehlgeburt infolge einer Fruchtwasserpunktion oder einer Chorionzottenbiopsie liegt in etwa bei 1:100, was dem Risiko einer 40jährigen für die Geburt eines Kindes mit einem Down-Syndrom entspricht. Wenn die Frau/die Eltern sich gegen eine invasive Diagnostik wie der Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie zum Ausschluss einer Trisomie oder ähnlicher Chromosomenstörungen entscheiden, weil sie das Risiko z.B. für eine Fehlgeburt nicht eingehen möchten, dann ist der Frau (insbesondere, wenn sie älter ist, als 35 Jahre) in erster Linie die Messung der Nackentransparenz oder das Ersttrimesterscreening zwischen der 11.+14. SSW zu empfehlen. Auf den Triple-Test muss man zumindest hinweisen, dass es ihn auch gibt. Hier ist also zunächst die ausführliche Information der jeweiligen Methoden im Vordergrund stehend. Die Entscheidung selbst kann aber nur das betroffene Elternpaar selbst fällen. VB


Mitglied inaktiv

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Hallo D, bin auch 38 und schwanger (34. Woche), bei der Entbindung werde ich 39 sein. Vielleicht kann ich Dir einige Denk-Anregungen geben, weil mich anfangs dieselben Fragen beschäftigt haben. Die Nackenfaltenmessung (sog. Ersttrimester-Screening) ist natürlich nicht so zuverlässig, wie eine Fruchtwasseruntersuchung. Dafür ist sie nicht-invasiv, stellt also kein Risiko für Dich oder das Kind dar. Man bekommt aber hier kein eindeutiges Ergebnis, sondern eine Wahrscheinlichkeits-Aussage. Schlecht wäre z.B. das Ergebnis 1:35, recht gut in Deinem Alter das Ergebnis 1:500. Ein schlechtes Ergebnis allein sagt aber nicht viel (auch hier sind die meisten Babies, nämlich in unserem Beispiel 34 von 35, gesund). Es muss also durch eine Fruchtwasseruntersuchung abgeklärt werden. Bei der Fruchtwasseruntersuchung muss man dagegen wissen, dass durch diese Punktion in etwa einem Prozent der Fälle eine Fehlgeburt ausgelöst wird. Das Risiko, dass ein gesundes Kind dabei abgeht, beträgt also 1:100. Es ist damit weitaus höher, als das Risiko, in Deinem Alter ein Down-Kind zu bekommen (1:167). Zur Fruchtwasseruntersuchung muss man auch noch wissen, dass man das endgültige Ergebnis erst recht spät bekommt (etwa 22. Woche). Wenn man Pech hat, muss die Punktion sogar wiederholt werden, weil die angelegte Zellkultur nicht anwächst. In der 22. Woche nähert sich ein Baby bereits der Lebensfähigkeit außerhalb des Mutterleibes. Weil es in der Vergangenheit passiert ist, dass so ein Baby den Ärzten nicht den Gefallen tat, gleich nach der künstlich eingeleiteten Geburt zu sterben (Fall des sog. "Oldenburger Babies", das Stunden nach der Abtreibung da lag und selbständig atmete), werden diese Babies heute vorsorglich bereits im Mutterleib per Giftspritze getötet. Ich selbst könnte ein Kind in diesem SS-Stadium niemals abtreiben lassen. All diese Überlegungen haben bei mir dazu geführt, dass ich auf die Fruchtwasseruntersuchung verzichtet habe. Das Ersttrimester-Screening habe ich mir auch geschenkt, weil dies nur Sinn macht, wenn man im Falle eines ungünstigen Ergebnisses bereit ist, eine Fruchtwasseruntersuchung vornehmen zu lassen. Ich habe aber den Feinultraschall (21. Woche) vornehmen lassen, der einem in unserem "fortgeschrittenen Alter" auch kostenlos zusteht. Hierbei kann ein Down-Syndrom oder eine andere Behinderung einigermaßen sicher erkannt werden, auch wenn es keine Garantie gibt. Ein Down-Syndrom verursacht ja z.B. Wachstumsverzögerungen, verkürzte Oberschenkelknochenlänge, veränderten Nasensattel, organische Fehlbildungen etc. Wenn hier alles okay ist (was zum Glück bei uns der Fall ist), ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass das Kind gesund ist. Liebe Grüße, Bonnie


Mitglied inaktiv

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Danke für Eure Unterstützung. Ich denke wir werden eine Nackentranzparenzmessung machen. Eine Fruchtwasseruntersuchung kommt nicht in Frage. Ich finde das eine Nackenmessung nicht umsonst ist. Falls etwas nicht in Ordnung wäre, könnten wir uns zumindest vor der Geburt darauf vorbereiten. Dani


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