Plazenta praevia totalis

Question

Sehr geehrter Herr Dr. Bruni, bei mir wurde gestern der V.a. eine Plazenta praevia totalis gestellt. Ich bin selber Ärztin, allerdings Unfallchirurgin/Orthopädin und meine Gynäkologiekenntnisse beschränken sich auf mein PJ wissen. Allerdings glaube ich auf dem Schall schon etwas erkennen zu können. Es handelt sich um eine Vorderwandplazenta, die aber etwas über 2 cm über den Inneren Muttermund ragt. Außerdem sieht man Lakunen in der Plazenta, was, wenn mein Gedächtnis richtig ist, auf eine Plazenta increta/acreta (?) hinweist. Kind war fit und hat wie immer gezappelt Naja, zuerst war ich eher genervt, aber dann sind mir nachts so Dinge eingefallen wie Plazenta increta->Hysterektomie. Plazenta praevia-> perinatale Mortalität 4-8%. Ich hab mir denn gespart mein Gynbuch rauszuholen, da wären sicher noch andere Sachen drin gestanden. Blutungen hatte ich einmal für wenige Minuten vor ca 4 Wochen- hellrot, aber nach 10 min sistierend. Das Procedere meines Gynäkologens: In 3 Wochen Kontrolle (Wahrscheinlichkeit, dass sie sich hoch zieht laut ihm 20%), dann in Zentrum für praenatal-Schall-dort habe ich einen Termin in 4 Wochen. Entbindung in einer Uniklinik. Dort soll ich am Tag 24+0 anrufen. Nun zu meinen Fragen: 1. Was sagen sie zu dem Procedere? Leitlinien finde ich leider keine. Ich hätte da jetzt gerne so ein Flipchart zum nachlesen! ;-) 2. Was darf ich bis dahin machen? Aus dem OP bin ich draußen und hab meine OPs für die nächsten Wochen abgesagt, aber kann ich weiter arbeiten- und da untersuche ich auch mal ein schweres Bein. Darf ich zum Yoga? Radfahren? Schwimmen? Sauna? 3. Wie fällt ihre Prognose aus, wenn sich eine Plazenta praevia totalis mit einer Plazenta acreta bestätigt? KH ab der 24SSW mit Sectio in der 36 oder bei Blutung einschließlich Hysterektomie? Bin für eine ehrliche Einschätzung sehr dankbar.

von starlit81 am 01.03.2019, 13:16

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Dr. med. Vincenzo Bluni · Accepted Answer

Hallo, sicherlich ist es richtig, wenn wir hier zu die Lehrbücher heranziehen, dass dann dort die zum Glück nur selten auftretenden schweren Komplikationen beschrieben werden. Die sollte natürlich jeder Klinikarzt im Dienst vor Augen haben. Wenn es zu diesem Zeitpunkt diese Diagnose gibt, dann hängt natürlich die Prognose auch davon ab, wie sehr die Plazenta über dem inneren Muttermund liegt und dazu kann am besten einer der Kollegen in Perinatalzentrum (klinische Kompetenz ist dort sicherlich am größten) oder in einem Zentrum für pränatale Diagnostik etwas sagen. Zur Plazenta praevia gibt es in Deutschland keine leitlinienbasierten Handlungsempfehlungen. Die frühere S1-Leitlinie „Plazentationsstörungen bei Status nach Sektio – Risk Management zur Vermeidung von Müttersterbefällen“ ist seit 2013 überholt und nicht neu bearbeitet worden. Dort wurde seinerzeit bei entsprechender Diagnose „die baldige Vorstellung der Schwangeren in der Entbindungsklinik, wenn möglich bis zur 30. Woche, zur ausführlichen Besprechung und Beratung der werdenden Mutter und Festlegung des geplanten Entbindungsprocedere ohne Zeitdruck“ empfohlen. Dies wir damit begründet, dass die Schwangere über das erhöhte Blutungsrisiko, die Notwendigkeiten der Geburt per Kaiserschnitt und weitere gegebenenfalls notwendig werdende Behandlungsmaßnahmen, wie die eventuelle Notwendigkeit von Blut oder Blutderivaten aufgeklärt werden sollte. Empfohlen wurde seinerzeit auch, dass dann die Schwangere schon deutlich vor dem errechneten Entbindungstermin in der Klinik aufgenommen werden sollte. Wie in sehr vielen Themen der Geburtshilfe sind entsprechende Empfehlungen der Fachgesellschaften Fehlanzeige. Vielmehr finden wir sie dann bei den internationalen Fachgesellschaften. Hier zum Beispiel beim Royal College of Obstetricians an Gynecologists in UK: https://obgyn.onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1111/1471-0528.15306 Fakt ist aber, dass sich das Vorgehen natürlich auch an begleitenden Risikofaktoren orientiert, wie zum Beispiel, ob es bereits zu Blutungen gekommen ist, oder ob es aktuell Blutungen gibt und daran orientiert sich dann auch die Empfehlung, wann in etwa es zum elektiven Kaiserschnitt kommt. Insofern stimmen Sie sich doch am besten zeitnah mit eine der genannten Einrichtungen ab. Herzliche Grüße VB

Mondliebe · Answer

Hallo, vlt interessieren dich meine Erfahrungen. Ich hatte PP totalis und accreta. Mich wundert es, dass du nicht sofort arbeitsbefreit wurdest. Die Blutungen können wirklich ohne Vorwarnung sturzartig auftreten, was bei mir auch einige Male so war. Ich musste mich von Anfang an schonen, nichts schweres heben, nichts vom Boden aufheben, nicht lange gehen oder stehen, kein Sport, kein Schwimmen oder Badewanne und kein GV. Ab 30. Woche ca. war ich stationär im Kh, da ich eine halbe Stunde vom Kh weg wohne und die Blutungsgefahr viel zu hoch ist im letzten Trimester. Sectio wurde relativ früh angesetzt bei 35+0, auch weil aufgrund der Lage der Plazenta die Versorgung nicht mehr optimal war. Bei 33+4 hatte ich jedoch starke Blutungen aufgrund Plazentaablösung und es kam zur Not Sectio. Gottseidank keine Hysterektomie und kein großer Blutverlust. Jetzt bin ich wieder schwanger Alles Gute für dich, es ist echt eine harte lange Zeit, ich kann da auch gar nichts beschönigen. Aber wenn man sich an alle Maßnahmen hält, wird das auch gutgehen. Ich kenne mittlerweile so viele und bei allen ist es gut ausgegangen. Liebe Grüße

starlit81 · Answer

@Mondliebe: Dein Satz "Ich kenne mittlerweile so viele und bei allen ist es gut ausgegangen." hat mir echt am meisten geholfen. Ich hab in meiner Klinikzeit halt glaub ich nur die gesehen, bei denen es nicht gut gegangen ist. Und jetzt bin ich auf Kinderorthopädie mit Schwerpunkt Neuroorthopädie spezialisiert- da hab ich auch ganz viel die Kinder, bei denen es nicht gut ausgegangen ist. Das verschiebt leider den Blickwinkel etwas. Da hat mir dein Eintrag richtig Mut gemacht. @Dr. Bruni: Sie finden also das Procedere: Re-Sono Ende 20. SSW, 21. SSW Sono im perinatalzentrum und ggf in der 25 SSW Anmeldung in einem Perinatalzentrum Level 1 so in Ordnung? Belastung wie Schwimmen und Pränatalyoga darf ich also bis dahin auch weiter machen? Oder würden Sie mir davon abraten? Vielen Dank schon mal!

Maibraut · Answer

Hallo starlit, ich hatte am 6.12.18 die Sectio wegen Praevia totalis. Mein FA war dermaßen toll, er hat es ab Diagnose in Ssw 24 zwar nicht verschönert, aber auch keine Panikmache veranstaltet! Sofortiges Beschäftigungsverbot und einfach viel schonen. Eine Stunde am Tag hab ich alles gemacht (verteilt über den Tag). Ich bin sogar zum Geburtsvorbereitungskurs um Kontakt zu anderen Schwangeren zu knüpfen, obwohl KS angezeigt war. Zwar hatte ich Sexverbot, aber als ich ihm und der Hebamme sagte laut Internet kein baden, haben beide die Augen gerollt! Er sagte dann, bitte baden Sie wenn es entspannt! Es dürfen nur keine Wehen ausgelöst werden. Hab nicht soviel Angst, es stimmt man liest im Netz nur, wenn es schlecht ausgeht. Ich hab auf Instagram eine ganze Truppe mit PP kennengelernt und alle Babies und Mamis sind wohlauf! Genieße deine Ss und den wachsenden Bauch. Alles andere wäre zu schade! Meine Maus kam bei 36+4 mit 2770gr und inzwischen wiegt sie 7 Kilo! Ich wünsch dir eine tolle Ss. Mit viel liegen und futtern und Bauchi streicheln!