Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Neue Forschungserkenntnisse bezüglich Heparingabe bei Faktor V?

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Neue Forschungserkenntnisse bezüglich Heparingabe bei Faktor V?

Mitglied inaktiv

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Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, eine humangenetische Untersuchung nach 3 FG in Folge hat ergeben, dass bei mir eine heterozygote Faktor V-Leiden-Mutation vorliegt. Die Humangenetikerin empfiehlt deswegen, wie es ja offensichtlich gängige Praxis ist, die Gabe von Heparin. Die Ärztin im KH, bei der ich heute noch einmal zur US-Kontrolle war, bestätigte dies. Meine FÄ sagte mir nun aber am Telefon, dass nach neuesten Erkenntnissen nicht mehr auf diese Weise behandelt wird. Ein ihr bekannter Angiologe habe gesagt, nach neuesten Erkenntnissen mache man hier überhaupt nichts mehr. Im Internet habe ich zum neuesten Forschungsstand nichts gefunden. Bin jetzt sehr verunsichert, zumal ich zunächst dachte, jetzt zumindest einen Ansatzpunkt zu haben ... Vielen Dank im Voraus, petrak


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Liebe Petra, 1.solche Forschungsergebnisse liegen auch mir so nicht vor. Dazu müsste ich zunächst selbst einmal recherchieren. Aber sicher kann Ihre Frauenärztin dazu dann eine Literaturquelle benennen. 2.diese Mutation (ein Austausch eines Eiweißes) in einem wichtigen Gerinnungsfaktor des Blutes wird auch als Faktor V-Mangel oder APC-Resistenz bezeichnet und sie kommt einer angeborenen Thromboseneigung gleich. Hierdurch kann eine körpereigener Hemmstoff der Gerinnung (das aktivierte Protein C = APC) nicht mehr ausreichend am Faktor V binden und dies führt so zu einer verstärkten Gerinnbarkeit des Blutes. Die Störung liegt auf dem Chromosom (Teil der Erbanlage) Nr. 1. Da alle Chromosomen beim Menschen in doppelter Form vorliegen, kann entweder nur ein Chromosom betroffen sein (heterozygoter Träger) oder beide Chromosomen (homozygoter Träger). In gewissen Situationen (Pille, Schwangerschaft) kann diese Störung eine besondere Bedeutung gewinnen, als nämlich hiermit ein erhöhtes Thromboserisiko verbunden ist. Unter Berücksichtigung einer solchen Gerinnungsstörung wäre dann in Anlehnung an die Empfehlungen der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) zu erörtern, ob und ab wann man der Schwangeren, neben Kompressionsstrümpfen auch einen so genanten "Blutverdünner" (niedermolekulares Heparin) verordnet, um das Thrombose- und Embolierisiko zu minimieren. Dazu würde dann ggf. auch der Zeitraum des Wochenbettes (etwa 6 Wochen nach der Entbindung) gehören. Meines Wissens - bitte dieses aber nochmals vor Ort individuell besprechen! - bietet der alleinige, heterozygote Defekt ohne Thrombose in der Vorgeschichte ein niedriges Risiko nach der Klassifikation: Man würde aber einen Blutverdünner für die Zeit des Wochenbettes empfehlen. Heterozygote Merkmalsträger weisen ein ca. 5 -10fach erhöhtes Thromboembolierisiko auf, homozygote Merkmalsträger ein 80 - 100faches Risiko. VB


Mitglied inaktiv

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Hallo, bin selbst auch betroffen, hab aber auch noch nicht gehört, dass man da jetzt "gar nichts" mehr macht. Hatte auch 3 FGs (nach der ersten ein gesundes Kind) Bei meiner jetzigen SS (35.SSW) hab ich ab dem positiven Test Heparin gespritzt. Dem Baby geht es laut US blendend. Es gedeiht sogar besser, als mein erstes Kind, dass zwar gesund war, aber im Bauch immer etwas zu klein. Wer weiß, ob ich dieses Baby in meinem Bauch noch hätte, ohne Heparin. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass es die Möglichkeit gibt. alles Gute, greeneye


Mitglied inaktiv

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Hallo, vielen Dank für die Rückmeldung. In der wievielten Woche waren denn deine Fehlgeburten jeweils? Meine waren in der 6., 10. und 8. Woche, wobei beim nur bei der zweiten ein Embryo mit Herzschlag zu erkennen war. Beim ersten und dritten Mal war jeweils nur eine leere Fruchthöhle zu erkennen. Insofern würde mich auch interessieren, ob es überhaupt reichen würde, ab positivem Testergebnis unterstützend einzuwirken, weil möglicherweise vorher schon etwas nicht richtig gelaufen ist bzw. ob die Gerinnungsstörung dann überhaupt die Ursache sein kann ... Jedenfalls hat mich die Aussage meiner FÄ sehr irritiert, da ich fest davon ausgegangen war, im Falle dieser Diagnose einen konkreten Ansatzpunkt zu haben. Bist du denn von deinem FA betreut worden oder in einer Risikosprechstunde? Viele Grüße, Petra


Mitglied inaktiv

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Hallo Petra, ich "mische" mich auch einmal ein: ich habe auch eine Blutgerinnungsstörung und musste gleich mit Beginn des positiven SS-Test Heparin spritzen. Heute habe ich zum Glück einen gesunden Sohn! Ich wurde abwechselnd in einer Sprechstunde für Risikoschwangerschaften in einem Perinatalzentrum und meiner FÄ betreut. Viel Glück und alles Liebe!


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