Renette
Sehr geehrter Herr Dr. Karle, ich (27. SSW) habe eine Frage zu der Nahrungsergänzung mit Jodtabletten. Vorweg muss ich sagen, dass ich denke, dass die Nahrung immer Vorrang vor einer Ergänzung haben sollte und so habe ich bisher weder Folsäure noch Jod ergänzt. Bezüglich der Folsäure habe ich aber wirklich bereits vor der Schwangerschaft penibelst (mit Lebensmitteltabellen bezgl. des Folsäuregehalts, Zubereitungsart, Lagerungsdauer etc.) darauf geachtet, dass ich die empfohlene Tageszufuhr zumindest an den meisten Tagen erreiche. Dadurch habe ich viele leckere/gesunde Lebensmittel teilweise neu entdeckt und da mein Folsäurewert bei einer Kontrolle vor kurzem im Normalbereich war, bin ich mit dieser Entscheidung "im Frieden". Beim Jod sieht es leider etwas anders aus. Seit ich denken kann ekel ich mich vor allem, was aus dem Meer kommt und müsste daher seit über 20 Jahren mit Jod unterversorgt sein. Jodiertes Speisesalz haben wir seit ca. 2 Monaten wieder, vorher nur phasenweise. Meine Schilddrüsenwerte waren 2017 (TSH 1,1) und 2020 in der 8. SSW (TSH 1,3) völlig normal. Das klingt jetzt wahrscheinlich sehr unvernünftig aber ich habe mir dann gedacht, dass es vielleicht einen Sinn hat, dass ich Fisch nicht ausstehen kann und mein Körper mit weniger Jod gut funktioniert bzw. es jetzt vielleicht nicht unbedingt sinnvoll ist, dem Körper plötzlich via Jodtabletten viel mehr Jod zuzuführen, als er es bisher "gewohnt" ist. Diese Entscheidung kann ich jetzt ja nicht mehr rückgängig machen und doch verursacht sie mir schlaflose Nächte (aufgrund der Studienlage, der Horrorgeschichten im Netz...). Ich habe das Gefühl, dass ich die einzige bin, die so denkt und dass es doch verantwortungslos war, so zu handeln. Andererseits denke ich mir, dass es doch nicht sein kann, dass ich als junger, gesunder Mensch, der sich bezgl. "Lebensstil" und Ernährung wirklich gar nichts vorzuwerfen hat (weder in noch vor der Schwangerschaft) ein so schlechtes Gewissen haben muss "nur" weil ich keine Jodtabletten nehmen wollte. Oder, dass ich damit rechnen muss, dass mein Kind jetzt weniger intelligent wird. Ich habe mich nicht getraut, das Thema bei meiner Ärztin anzusprechen, weil eine andere Ärztin mich bezgl. meiner Einstellung zu Folsäure einmal sehr beleidigt hat und meinte "wollen Sie ein behindertes Kind...?". Natürlich nicht... . Was meinen Sie dazu? Und bitte entschuldigen Sie den langen Text!
Guten Tag Renette, das Problem sind nicht die Jodtabletten oder die Folsäure etc. Das Problem liegt darin, dass man sich viel zu oft von anderen verunsichern lässt, nur weil man nicht mit der Masse mit schwimmt. So wie Sie das beschreiben, haben Sie sich in puncto Ernährung sehr intensiv beschäftigt; wahrscheinlich mehr wie die meisten. Wenn Sie für sich entschieden haben, keine von der Industrie vorgefertigten Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, dann ist das eben so und für Sie auch bestimmt der richtige Weg. Sie schaden sich und dem Kind damit sicher nicht! An dieser Stelle möchte ich aber auch betonen, dass ich im Rahmen der Ernährungsberatung bei Kinderwunsch und SS gute Nahrungsergänzungsmittel auch empfehle und dies für viele Frauen auch sinnvoll ist, da sich viele zuvor wenig Gedanken zu Vitaminen etc und deren Bedarfe in verschiedenen Lebensphasen machen. Lassen Sie sich von außen nicht verunsichern, schon gar nicht von einer eher anonymen Internetcommunity. Obwohl das hier auch eine Antwort in einem online Forum ist, hoffe ich Ihnen doch geholfen zu haben. Alles Gute wünscht Ihnen Dr. Christian Karle
Feuerschweifin
Dr. Mallmann und Dr. Costa haben dir doch auf diese Fragen schon geantwortet. Es ist ärgerlich, wenn manche wegen der Begrenzung der Fragen ihre Frage nicht stellen können, weil andere ihre Frage nicht nur einem Experten stellen, sondern am liebsten allen.
Renette
Es tut mir Leid, wenn ich mit der Frage für Verärgerung gesorgt habe, das war sicherlich keine böse Absicht. Ich habe bis vor kurzem noch nie jemanden im Internet um Rat gefragt und werde mich auch jetzt wieder zurückziehen...
Feuerschweifin
Das brauchst du nicht. Das hier ist ein Ort für alle.
Renette
Sehr geehrter Herr Dr. Karle, vielen herzlichen Dank für Ihre professionelle und differenzierte Antwort, Sie haben mir – und sicherlich durch Ihre Arbeit in diesem Forum auch sehr vielen anderen – sehr geholfen!