Frage: Lippenherpes

Hallo Herr Dr. Karle, ich möchte mich nun in der 37 SSW auch noch mit einem Anliegen an Sie wenden. Ich habe seit 3 Tagen mal wieder einen Lippenherpes- dieser ist bei mir immer extrem ausgeprägt (von der Nase bis an den Mund). Leider habe ich vor 6 oder 7 diesen auch - wie auch immer- in der Intimbereich übertragen und dort einen Herpes bekommen. Nun habe ich vor 3 Tagen- als noch keine Bläschen aber ein Spannungsgefühl und entsprechende Rötung da waren- mir genau an diese Stelle im Gesicht gefasst...anschließend habe ich mir die hände gewaschen- aber nur kurz mit seife. Dann hatte ich mein handy in der hand (natürlich desinfiziere ich das nicht minütlich) und habe mir daraufhin in den Intimbereich gefasst. Nun habe ich panische Angst, das ich so kurz vor der Geburt noch per Schmierinfektion einen Genitalherpes.bekomme. daher meine Fragen: 1. Ist eine Übertragung vom Lippenherpes in den Genitabereich trotz -wenn auch nur kurzem- Händewaschen und anschließendem berühren vom Handy möglich? 2. Wenn es eine erstinfektion von genitalherpes wäre und ich sowieso einen geplanten Kaiserschnitt bekomme- kann sich das Kind dann überhaupt infizieren? Ist dann von einer Gefahr für mein Baby auszugehen? 3. Wie lange würde da die Inkubationszeit sein bei dieser Schmierinfektion? 4. Sollte meine Fruchtblase schon früher platzen wie mein Termin zum Kaiserschnitt in.2 Wochen - wäre es dann ausreichend direkt in die klinik zu fahren, und um einen KS zu bitten- oder würden die Viren so schnell aufsteigen und das Babyngefährden? 5.sollte ich herpes bekommen, kann dieser eigentlich nur von der Lippe stammen also der HSV1 Virus sein. Wenn ich diesen dann bereits an der Lippe hatte und nur in den Genitalbereich verschleppt habe- handelt es sich dann überhaupt um eine Primärinfektion oder reichen die Antikörper der Lippe aus? Danke!!

von Jessy2304 am 05.12.2022, 08:00



Antwort auf: Lippenherpes

Guten Tag, Herpes in der Schwangerschaft ist vor allem für das Kind gefährlich. Während es für Sie meist bei einem gewöhnlichen Ausbruch der Erkrankung bleibt, führt eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus (1 oder meist 2)beim Baby mitunter zu schweren Komplikationen. Es gibt drei Möglichkeiten, wie es zur Übertragung der Herpes-simplex-Viren von Ihnen auf ihr Kind kommt: Während der Schwangerschaft über den Mutterkuchen (transplazentär) Während des Geburtsvorgangs (intrapartal) per Kontaktinfektion Kurz nach der Geburt (postpartal) Etwa 85 Prozent der Ansteckungen geschehen bei der Geburt, circa zehn Prozent danach und rund fünf Prozent erfolgen während der Schwangerschaft. Eine Übertragung während der Schwangerschaft über den Mutterkuchen, also transplazentär, ist nur möglich, wenn die Herpesviren im Blutkreislauf der Mutter zirkulieren (Virämie). Zu dieser als Herpes-Sepsis bezeichneten Komplikation kommt es aber nur sehr selten. Durch einen gewöhnlichen Ausbruch von Lippen- oder Genitalherpes ist eine Ansteckung des Ungeborenen über den Mutterkuchen nicht möglich. Während der Geburt besteht die Möglichkeit, dass die Genitalherpes-Infektion über die Vagina aufsteigt und das Kind noch in der Gebärmutter ansteckt. Dies geschieht aber erst nach dem Blasensprung, wenn der Muttermund bereits geöffnet ist und die Viren es leichter haben einzudringen. Wenn es bei Ihnen also mit einem vorzeitigen Blasensprung losgehen sollte, ist der MM ja in der Regel noch nicht nennenswert geöffnet. Sie sollten dann so oder so zeitnah die Entbindungsklinik aufsuchen, wo dann ebenfalls zeitnah der geplante Kaiserschnitt vorzeitig durchgeführt werden kann. Die Übertragung von Lippenherpes auf den Genitalbereich ist nicht selten und passiert in der Regel über oralen GV. Eine Übertragung per Handy ist mir nicht bekannt. Handelt es sich also nicht um einen Primärinfektion bei Ihnen, so haben Sie dem Kind einen gewissen "Nestschutz" mitgegeben, welcher aber nicht sehr effektiv ist, falls es zu einer manifesten NG Herpesinfektion kommen sollte. Alles Gute wünscht Ihnen. Dr. Christian Karle

von Dr. med. Christian Karle am 05.12.2022