Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

inkontinent nach geburt

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

zur Vita

Frage: inkontinent nach geburt

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

lieber dr.bluni, ich habe vor 10 Wochen mein 3. kind bekommen.alles war normal und problemlos. Letzte Woche bei der frauenarztuntersuchung war auch alles in ordnung. heute wollte ich meiner großen zeigen wie seilspringen geht und mußte dabei feststellen,daß ich Urin verliere.kann das in der zeit noch normal sein oder ist es schon bedenklich. nach meinen anderen schwangerschaften hatte ich nie probleme mit inkontinenz. lieber grß ullala


Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni

Beitrag melden

liebe Ulla, im Folgenden einige Ausführungen zum Thema Senkung der Gebärmuter/der Harnblase/Inkontinenz in der Schwangerschaft und besonders nach einer oder mehreren Geburten. Herr Professor Petri aus Schwerin, der sich schwerpunktmäßig mit diesem Thema befasst, hat hierzu mal zitiert: "Sie können so viele Kinder bekommen, wie Sie wollen, nur möglichst nie das erste" (Schraffordt 1997). Eine Vielzahl von Symptomen im Bereich des Kontinenzmechanismus ist durch physiologische, morphologische und funktionelle Veränderungen schon während der Schwangerschaft zu verzeichnen. 80% aller Frauen klagen im letzten Schwangerschaftsdrittel über häufiges Wasserlassen, insbesondere die Erstschwangeren. Hier spielt der Druck des kindlichen Köpfchens bei gleichzeitig verminderter Blasenkapazität im letzten Schwangerschaftsdrittel eine große Rolle. Etwa 85% der Frauen geben an, bei einem bestimmten Füllungsvolumen der Blase dem Druck nicht mehr standhalten zu können (sog. Stressinkontinenz). Diese wird häufig jedoch nicht als schwerwiegend empfunden. In der Literatur finden sich in 2,3-17% der Fälle Frauen, bei denen diese Stressinkontinenz auch nach der Geburt anhält. Allerdings finden sich diese Veränderungen bei Frauen nach Kaiserschnitt seltener. Also Ursache nimmt man hier das "Trauma" der Geburt auf das Becken und die dabei entstandene Schädigung der Muskulatur und der Innervation der Blase an. Neben Verletzungen der Muskulatur durch Scheidenrisse oder ausgedehnte Dammschnitte ist die auch nur teilweise Verletzung von Nerven entweder durch Überdehnung mit die wesentlichen Ursache für den Beckenbodenschaden. Eine in ihrer Wirkung nachweisbare Prophylaxe besteht nicht. Die Zangengeburt zeigt sich jedoch als äußerst ungünstig, was die Anbahnung derartiger Probleme angeht. Bei besonders großen Kindern und protrahiertem Geburtsverlauf sollte man eventuell die Kaiserschnittindikation großzügiger stellen (wobei das eine Grundsatzfrage ist). Ganz klar bietet die Episiotomie=der Dammschnitt keinen Schutz, der Dammschnitt kommt als Prophylaxe von neuromuskulären Schäden viel zu spät. Ganz wichtig ist die Wochenbett- und Rückbildungsgymnastik. Da man eine Indikation zu einer operativen Maßnahme aber sicher nur sehr streng stellen würde, sollte man mit der Patientin bei einer Inkontinenz oder Beschwerden, wie den genannten, zunächst abklären bzw. eruieren, was es überhaupt vorliegt und ob man dieses objektivieren kann. Im Falle einer Inkontinenz (unkontrollierter Abgang von Urin) wäre zu fragen, ob dieses stressbedingt ist( = bedingt durch eine Drucksteigerung im Bauchraum beim Lachen, Niesen, Husten, Sport, wobei der Verschlussdruck der Harnröhre dem gesteigerten druck im Bauchraum nicht standhalten kann), bedingt durch ein Problem bei der Signalübertragung in den neurologischen Strukturen zur Harnblase, und ob Entzündungen ausgeschlossen werden. Hierzu kann man u. a. auch entsprechende Untersuchungen und Messungen durchführen. Aber: hilfreich in der laufenden Schwangerschaft ist die Beckenbodengymnastik und nach der Geburt des Kindes natürlich deren Fortsetzung und die begleitende Rückbildungsgymnastik. Wichtig wäre, dass man nach der Schwangerschaft frühzeitig nach einer Senkung schaut, die Frau auch dann zur Beckenbodengymnastik animiert und rechtzeitig entscheidet, ob man z.B. mit einem Würfelpessar dem entgegenwirken kann. Eine operative Behandlung würde man sicher sehr streng indizieren. Darüber hinaus können spezielle Vaginaltampons helfen, (z.B. Vagi-Dry) den Beckenboden zu trainieren. Auch kann uns sollte man ggf. über die Möglichkeit sprechen, dass die Frau mittels eines elektronisch gesteuerten Gerätes, ihre Beckenbodenmuskulatur und den Verschlussmechanismus trainieren kann, um hier zu einer Verbesserung zu führen. Diese Methode ist bei derartigen Problemen relativ viel versprechend. Ein solches Gerät kann auf Rezept verordnet werden und die Frau wird hier im Umgang von einer entsprechenden Fachkraft geschult. VB


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, wenn man beim Hüpfen oder Husten und ähnlichem Urin verliert, nennt man das "Belastungs-Inkontinenz". Diese habe ich seit der Geburt unserer Tochter auch, das ist (leider) eher normal. Der Beckenboden ist durch Schwangerschaft und Geburt gedehnt und geschwächt worden. Du bekommst die Belastungsinkontinenz sehr gut mit einfachen Maßnahmen in den Griff: Übe täglich mehrmals, den Beckenboden anzuspannen (das fühlt sich an, wie wenn man beim Pinkeln den Harnstrahl unterbricht, es ist derselbe Muskel). Damit Du das wirklich regelmäßig machst, gibt es einen einfachen Trick: Wenn Du Autofahrerin bist, gewöhne Dir an, bei jeder roten Ampel den Beckenboden mehrmals hintereinander anzuspannen (Anspannung immer kurz halten, dabei aber weiteratmen, dann loslassen!). So dass für Dich das Signal "Rote Ampel" irgendwann automatisch bedeutet, dass Du übst. Wenn Du kein Auto fährst, nimmst Du einfach etwas anderes, dass Dich mehrmals am Tag zuverlässig ans Üben erinnert (bestimmte Sendung im Fernsehen, Telefonieren etc.). Das Gute an den Übungen ist, dass keiner sie bemerkt. Man kann sie absolut überall machen, im Sitzen im Stehen usw. Dass Du wirklich konsequent übst ist wichtig, damit sich das Problem (vor allem während und nach einer weitere Schwangerschaft) nicht verschlimmert. Liebe Grüße, Astrid


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo, meine Tochter ist mittlerweile eineinhalb Jahre alt und trotz Rückbildungsgymnastik und Beckenbodentraining muss ich beim niesen und husten aufpassen dass nichts in "die Hose" geht. Nicht mal entspannt richtig lachen kann ich, dann passiert es auch. Was kann man da machen??? Bin ziemlich unglücklich darüber. Schöne Grüße und vie ...

Lieber Herr Dr. Karle, vor über 10 Jahren habe ich leider den Jackpot gezogen und mir einen Herpes Genitalis (HSV2) bei meinem Exfreund geholt. Die Primärinfektion ist somit lange her, Antikörper sollten vorhanden sein - wohl durch die Hormonumstellung etc. hatte ich aber bereits mehrere kleine Ausbrüche in der Schwangerschaft. Ich hatte in ...

Sehr geehrte Herr Dr. Karle, Mir ist jetzt einen verminderten Haarwuchs am Körper (Achsel-, Arm- und Oberlippe) 3 Monate nach der Geburt aufgefallen. Haare, Augenbrauen sind Gott sei dank nicht betroffen. Im Rahmen der Präeklampsie wurde letzte Woche Blutbild usw gemacht, es war alles in Ordnung. Könnten meine Beobachtungen an den Hormons ...

Sehr geehrter Herr Dr. Karle, Ich habe schon zum zweiten Mal eine BEL. Erste Geburt per Kaiserschnit. Damals habe ich die Empfehlung der Ärzte nicht in Frage gestellt, da auch die Nabelschnur am Hals lag. Dieses Mal hätte ich so gerne eine Spontangeburt. Kind liegt in vollkommener Steißlage, Gewicht im Rahmen, Verhältnis Kopf-Bauch ok.  Nun ...

Guten Morgen Herr Dr. Karle, Ich habe genau vor 14 Tagen meine zweite Tochter spontan entbunden, die Geburt verlief sehr gut und mir geht es auch sehr gut, das einzige was war ist, dass ich vaginal genäht werden musste, was allerdings auch sehr gut verheilt ist und ich keine Schmerzen mehr habe. Der beckenboden macht keinerlei Probleme. Da ich ...

Guten Tag Ich habe eben meinen Geburtsbericht angeschaut und dabei ist mir aufgefallen, dass die Anti D Prophilaxe einen Tag vor der Geburt gegeben worden sein soll... Ich denke, das kann nicht stimmen. (Ich bin Rhesus Negativ) Generell kann ich mich daran nicht erinnern und mache mir deswegen Sorgen, da mein Sohn Rhesus Positiv ist. Das Kranke ...

Sehr geehrter Herr Dr. Mallmann, die Geburt meines Babys liegt nun 5 Monate zurück. Die Rektusdiastase ist noch nicht geschlossen und der Beckenboden auch noch nicht im Ursprungszustand (auch die Gynäkologin meinte, ich solle schweres Heben noch vermeiden). In einem Anflug geistiger Umnachtung habe ich nun einen ca 25kg schweren Gegenstand ca 3 ...

Sehr geehrter Herr Mallmann, seit 16 SSW habe ich eine Cerclage. Seit 20. SSW habe ich E. Coli Bakterien mäßig ++ im Abstrich... 1. Mal wurde mit Amoxicillin behandelt 5 Tage und 2 Mal mit Cipro 3 Tage. Jetzt bin ich in 30 SSW, Abstrich wird morgen wieder gemacht. Wenn ich diese Bakterien wieder habe, sind sie sehr gefährlich für mich? Kann das ...

Sehr geehrter Herr Dr. Karle, bei mir wurde im Rahmen der regelmäßigen Urinkontrollen während der Schwangerschaft der o.g. Keim diagnostiziert. Beschwerden habe ich keine. Der Urologe hat den Befund der Gynäkologin bestätigt. Beide sind sich einig, dass eine IV-Antibiose während der Schangerschaft erstmal nicht erfolgen sollte, da die Risiken f ...

Hallo, ich hoffe das hier ist anonym.  Ich hatte gestern eine Geburtsplanung in meinem Krankenhaus, seit dem fühle ich mich sehr unglücklich. Vor 9 Jahren wurde mir mein Kind aus dem Krankenhaus nach der Geburt weg genommen von Jugendamt, da ich minderjährig war und noch zur Schule ging. Sie lebt seitdem bei Pflegeeltern. Jetzt bin ich erneu ...