Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

HPV- und FSME-Impfung

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Frage: HPV- und FSME-Impfung

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Hallo Dr. Bluni, in welchem Fall sollte man sich gegen Gebärmutterhalskrebs impfen? Vielfach ist davon die Rede, dass diese Impfung nur Sinn macht vor dem ersten Geschlechtsverkehr bei jungen Mädchen. Und jetzt eine Frage zur FSME-Impfung. Ich möchte diesen Monat schwanger werden und wir fliegen in 4 1/2 Wochen nach Österreich, wo zur Zeit eine Zeckenwarnung besteht. Soll/darf ich mich trotzdem impfen, auch wenn ich bei der Auffrischung in vier Wochen evtl. schwanger bin? Vielen Dank für Ihre Antwort! Gruß Sandy


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Liebe Sandy, 1. eine Impfung ist bei Aufenthalt oder Reisen in so genannte Endemiegebiete sinnvoll, wo über die ZEcken das so genannte FSME-Virus (Frühsommermeningoenzephalitis = Hirnhautentzündung) übertragen wird. Im ersten Schwangerschaftsdrittel sollte die Impfung oder Auffrischung aber sehr streng indiziert sein, wenn es auch bis heute keine Berichte über Schädigungen gibt. 2. ja, es ist richtig, dass es eine solche Impfung neuerdings gibt. Dieses ist aus medizinischer Sicht auch zu begrüßen. Es handelt es sich dabei nicht um eine eigentliche Impfung gegen Krebs, wie es aktuell auch über die Laienpresse immer wieder verbreitet wird, sondern um eine Impfung, die zu einer Antikörperbildung gegen bestimmte Humane Papillomviren (HPV) führt. Sie scheint nach bisheriger Datenlage gegen ganz bestimmte Typen des humanen Papillomvirus ("Hochrisikotypen) über etwa 5 Jahre Schutz zu bieten. Diese Hochrisikotypen werden gehäuft im Zusammenhang mit einem Gebärmutterhalskrebs gefunden. Die Impfung schützt vor den Virustypen 6,11,16 und 18. Sie verursachen rund 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs. 30 Prozent werden aber von anderen Hochrisiko-Virustypen ausgelöst. Allerdings verschwinden die meisten dieser symptomlosen Infektionen (60-90%) im Verlaufe von 18 Monaten spontan. Durch das Immunsystem werden die Erreger erfolgreich aus dem Körper verdrängt. Wichtig in dem Zusammenhang ist auch die Tatsache, dass durch weitere Faktoren wie, Rauchen zusätzliche Infektionen, genetische Zufallsprozesse, Langzeiteinnahme einer Pille und eine hohe Geburtenzahl die Besiedelung mit diesen Viren gelegentlich begünstigt und anhaltend sein kann. Nach aktuellem Wissensstand ist davon auszugehen, dass nur 2 bis 3 % aller HPV Infektionen zum Gebärmutterhalskrebs führen werden. Die gewonnenen Erkenntnisse beziehen sich auf Impfserien von Frauen zwischen 16 und 26 Jahren. Die Datenlage für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 15 Jahren ist noch sehr gering. Eine Aussage über Mädchen in sehr jungen Jahren oder für Frauen nach dem 26.Lebensjahr kann bisher nicht gemacht werden. Der Impfstoff Gardasil® von Sanofi Pasteur & MSD/Merck & Co ist inzwischen in Deutschland für junge Frauen zwischen 16 und 26 Jahren sowie Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts von 9 bis 15 Jahren zugelassen. Diese Altersgruppe wurde festgelegt, offensichtlich ältere Personen davon nicht mehr profitieren. Im Moment gibt es von der Ständigen Impfkommission (STIKO) die Empfehlung zu dieser Impfung für Mädchen zwischen 12-17 Jahren. Dieses ist auch in den vorliegenden Studienerkenntnisse begründet, die zeigen, dass nur Frauen, welche nicht mit den im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen infiziert sind, von der HPV-lmpfung profitieren. Aus diesem Grund scheint die Wirksamkeit bei Mädchen und Frauen am größten, die bislang keine sexuellen Kontakte hatten. Sollte bei Ihnen aber eines dieser Viren nachgewiesen sein, brauchen Sie sich zunächst nicht zu sorgen. Sprechen Sie bei Nachweis von Hochrisiko-HPV-Typen, wie z.B. Typ 16/18 mit Ihrer Ärztin/Arzt über eine entsprechende Kontrolle. Deshalb ist Frauen, die schon Geschlechtsverkehr hatten, und die eine solche Impfung in Anspruch nehmen möchten, zu empfehlen, hier vorher eine Testung mit einem HPV-Test durchführen zu lassen. Ganz besonders wichtig ist in dem Zusammenhang, dass diese Impfung in keinem Fall die reguläre Krebsfrüherkennungsuntersuchung ab dem 20. Lebensjahr ersetzt. Diese sollten die Frauen in jedem Fall einmal pro Jahr wahrnehmen. Denn bekanntermaßen ist davon auszugehen, dass ein großer Teil der Frauen, die einen Gebärmutterhalskrebs entwickeln genau diese Früherkennung nicht oder nicht regelmäßig wahrnehmen. Aktuell werden seit der Empfehlung der STIKO von den Krankenkassen meist die Kosten übernommen für die Impfung der 12-17jährigen Mädchen/Frauen an. Weitere sehr interessante und objektive Informationen zu diesem Thema finden Sie auf den Internetseiten der ProFamilia. VB


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