Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

GDM falsch diagnostiziert - BZ Werte perfekt?

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: GDM falsch diagnostiziert - BZ Werte perfekt?

Sorae

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Hallo Dr. Bluni, bei mir wurde am 21.07.2015 in der 27+0 ein OGTT gemacht, ohne Vortest. Dabei kamen folgende Werte heraus: Nüchtern: 96 (Soll < 92) 1h: 207 (Soll < 180) 2: 128 (Soll < 153) Ich bestand auf einen 2. Test, da mir vor dem ersten nicht mitgeteilt wurde, dass man zuvor kein L-Thyrox einnehmen darf, Kohlehydratereich essen soll (war die Woche zuvor so heiß, dass ich fast gar nichts gegessen habe außer Salat) und zuvor mindestens zwei Tage keinen Sport machen darf und vor allem nicht rauchen soll. Zudem wurden die Blutwerte nicht korrekt nach den Zeiten abgenommen sondern bei 0, 44, 138 Minuten. Der zweite Test erfolgte am 23.07.2015: Nüchtern: 95 (Soll < 92) 1h: 186 (Soll < 180) 2h: 101 (Soll < 153) Auch bei diesem Test wurde sich nicht an die Zeiten gehalten, Blutabnahme erfolgte bei 0, 34, 156 Minuten! Die ganze Zeit sprang die Frauenärztin um mich herum und meinte das ein Test zur Diagnose reicht und sich sowieso nichts daran ändert. Im Nachhinein habe ich mir die Sachen selbst recherchiert wie der Test abzulaufen hat, es wurde sich an rein gar nichts gehalten. Damit wurde ich in die Diabetologie der Uniklinik überwiesen. Dort bekam ich ein Blutzuckermessgerät, und eine vollkommen unnütze Ernährungsschulung. 1 Tag korrekt abgewogen an den Essensplan der Uniklinik gehalten - Werte explodierten unaufhaltsam nach oben (über 200 nach dem Essen) was mich nicht wundert wenn man alle 2h sich mit Essen vollstopfen soll das Fruchtzucker und/oder Milchzucker enthält. Ab Tag 2 wieder ganz normal gegessen wie ich es gewohnt bin, Werte perfekt. Morgens liegen die Werte zwischen 54-75, ansonsten vor dem Essen 75-80 und nach 1h jeweils 110-125. Selbst nach 2 Schokoladencrossiants ging der Wert von 67 gerade einmal auf 97. Ich habe rein gar nichts an meinem Essverhalten (Low Carb) geändert (bis auf den einen Tag nach Essensplan der Uniklinik) und auch nicht am Bewegungsverhalten (zuvor schon 3x die Woche 60 Min Krafttraining 2x Ausdauertraining je 120 Minuten). Gerade beim Ausdauertraining kann es schon einmal dazu kommen, dass der Wert < 30 ist merke davon jedoch nichts, außer das ich hinterher ganz normal Hunger habe. Zur Vorgeschichte/Medikation: Vor SS: 79 kg bei 174 cm Aktuell: 84 kg bei 174 cm 29+2 Kind Normosom: 29+2 Kopfumfang: 273 Abd. Umfang: 229 ca. 1227 +-10% PCO Syndrom (unbehandelt) Hypothyreose eingestellt mit L-Thyrox 50 1-0-1 Eisen,- Jod- und Folsäuresupplementation (Femibion 2) Der Diabetologe war mehr als erstaunt über die Werte der ersten Woche Selbstmessung und meinte nur, dass man das weiter beobachten müsse. Es wurden gestern das erste mal die TSH Werte in der Schwangerschaft abgenommen - diese waren Perfekt. Lediglich soll ich das L-Thyrox abends nun weglassen und dafür auf Mittags schieben, da ich Nachts zwischen 3-4 Uhr Werte < 40 habe. Ansonsten wurde im Blutbild nur noch ein Kalium-, Magnesium- und Calciummangel festgestellt, welches nun auch zusätzlich supplementiert werden soll. Für mich steht es eigentlich damit fest, dass die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes von der Frauenärztin bei mir falsch gestellt wurde. Ein Selbsttest mit dem OGTT Saft und dem Messgerät, den ich Zuhause durchgeführt habe bei mir brachte ein deutlich negatives Ergebnis (N: 67 1h: 135 2h: 98). Doch wie soll ich das ganze nun Beweisen? Die Frauenärztin weigert sich jedenfalls einen 3. OGTT zu machen, Hausarzt macht das generell nicht auf Nachfrage und in anderen Praxen wurde ich nicht angenommen da ich ja bereits in Behandlung bin ... Bei mir steht mein Job auf der Kippe, da ich Feldwebelanwärterin bei der Bundeswehr bin und nur wegen der Schwangerschaft mit der Grundausbildung/Dienstantritt zurückgestellt wurde bis nach der Geburt. Die Zentrale Dienstvorschrift der Bundeswehr (ZdV 46/1 Anlage 7) sagt nämlich dazu eindeutig aus, dass Diabetes egal welcher Typ zur sofortigen Wehrdienstuntauglichkeit und Ausmusterung führt. Die Uniklinik sagt dazu nur folgendes, wenn die Werte weiterhin in Ordnung bleiben könnte man evtl. vielleicht einen neuen OGTT machen ... damit ist mir aber auch nicht geholfen da es bereits durch die Frauenärztin im Mutterpass vermerkt wurde. Beweisen es die Werte nicht alleine, dass kein GDM vorliegt? Weiß so langsam nicht mehr weiter, das ganze zerrt an mir schon zwei Wochen keiner möchte verstehen das ich durch die ganze Situation nun Exsistenzängste habe. Reichen die Werte aus um zu sagen, dass kein GDM vorliegt? Macht es überhaupt Sinn einen 3. OGTT zu machen wenn die ersten beiden schon positiv waren (auch wenn falsch durchgeführt)? Oder kann es Tatsächlich daran liegen, dass ich vor den Tests immer das L-Thyrox nehmen sollte, bzw. normal "Low Carb" esse und mein Sportprogramm durchziehe, dass diese positiv wurden? Kann ich generell auf einen weiteren OGTT bestehen, denn offensichtlich reicht einer für die Diagnosestellung ja bereits aus ... (ist mir auch unverständlich das es dort keine Referenzkontrolle geben soll die die Diagnose sichert).


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, 1. nach meiner Einschätzung steht die Diagnose und zwar berechtigt: wenn der Nüchternblutzucker mehrfach deutlich über 90 mg/dl liegt und die Frau voher entsprechend nüchtern war, ist die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes gesichert 2. Messverfahren mit Bluutzuckerteststreifen sind hier übrigens gar nicht erlaubt und unzuverlässig. 3. wenn die Vorschrift sagt Diabetes, dann ist das ja nicht gleichzusetzen, denn der Schwangerschaftsdiabetes tritt ja nur in der Schwangerschaft temporär auf und wird sich noch lange nicht in einen manifesten Diabetes entwickeln. Dazu kann aber ein Diabetologe viel besser für die Bundeswehr Stellung beziehen, wenn das erforderlich ist. Liebe Grüße VB


Sorae

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Auf drängeln und bitten in der Uniklinik wurde ein dritter Test durchgeführt, von einem frischen Assistenzarzt der wenigstens noch zuhört sich Laborbefunde im ganzen anschaut und nicht nur auf die ersten Werte. Nüchtern: 67 (Soll < 90) 1h: 143 (Soll < 186) 2h: 99 (Soll < 153) Ich habe in der Zwischenzeit nichts anders gemacht, außer das ich zusätzlich 1x am Tag eine Kalium-, Magnesium und Calcium Brausetablette genommen habe und das die 2. Einnahme L-Thyrox 50 von Abends auf Mittags geschoben wurde. Der Diabetologe hat nur gemeint, dass die hohen Werte wohl von den hohen Leukozyten kamen zusammen mit der ungeschickten Aufteilung des L-Thyrox ... denn seit ich das Mittags einnehme habe ich auch Nachts keine Unterzuckerungen mit Werten < 40 mehr. Er hat auch bestätigt, dass dieser Test sehr Störanfällig ist und schon Kleinigkeiten (besonders im Sommer) reichen um diesen falsch positiv werden zu lassen. Es ist mir nach wie vor unverständlich wie man dann einen solchen Test herziehen kann um eine Diagnose "sicher" zu stellen. Ernährungsschulung wie gesagt ebenfalls unsinnig, hält man sich exakt daran steht man keine Woche später für Insulin wieder dort weil einem dort geraten wird alle 2h etwas zu essen, immer schön mit Zwischenmahlzeiten die Milchzucker und Fruchtzucker enthalten ... Scheint wohl Abrechnungstechnisch ein besseres Geschäft zu sein, sonst würde man sich nicht so weigern den Test zu wiederholen wenn er dann negativ ausfällt. Frauenärztin bei mir ist nun jedenfalls zu mir richtig ausfallend geworden was mir einfällt den Test nochmals machen zu lassen und das auch noch von einem anderen Arzt im Mutterpass und damit "ihren" Unterlagen eintragen zu lassen. Kann nur jedem Raten der den Test bei sich für falsch abgelaufen hält, den Test zu wiederholen notfalls bei einem anderen Arzt.


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