Ankup
Hallo Dr. Bluni, ich habe noch eine Frage. Es ist sozusagen mein 1. Forenbesuch und ich die angesammelten Fragen würde ich gern loswerden. Ich hatte 2004 mal einen Tiefenunterschenkel-Venenthrombose. Scheinbar habe ich keine Blutgerinnungsstörung. Aber meine Mutter hatte dies auch nicht und bei jeder ihrer 2 Schwangerschaften Thrombose bekommen. Daher verschrieb mir mein FA Fragmin P2500. Nun lese ich hier erschrocken, dass in der ersten Zeit hätte mein Blutbild (wg. HIT) kontrolliert werden müssen. Hiervon hatte mein FA nichts gesagt. Muss ich ihn darauf ansprechen? Ich bin etwas beunruhigt. Herzlichen Dank für Ihre Antwort. Grüße
Hallo, 1. beim sogenannten HIT (heparin induzierte Thrombozytopenie) kommt es zu einem Abfall der Blutplättchen. Dieses HIT-Syndrom kann in zwei Schweregraden auftauchen. Die Häufigkeit wird aktuell mit 0.1-1.0 % angegeben, was bedeutet, dass etwa jeder hundertste Heparinempfänger betroffen ist. Deshalb wird empfohlen, nach Beginn der Heparintherapie regelmäßig mindestens 1x pro Woche Blutbildkontrollen durchzuführen. Bei nur leichtem Abfall der Blutplättchen kann das Heparin fortgeführt werden. Bei einem Abfall unter 100 000/mikrol oder kleiner 50% des Ausgangswertes muss die Fortführung überdacht und ggf. ausgesetzt werden. Das Phänomen wird je nach Schweregrad innerhalb der ersten bis etwa zum 30.Tag nach Beginn der Therapie beobachtet. Die Leitlinien empfehlen deshalb zwischen dem 5. und 14. Therapietag regelmäßige Kontrollen der Thrombozyten. 2. wenn Sie sagen, dass bei Ihnen keine Gerinnungsstörung vorliegt, dann würde ich immer hinterfragen, wer/welches Labor hat wann nach welcher Gerinnungsstörung gefahndet? 3. niedermolekulare Heparine kommen zum Einsatz, wenn bestimmte Konstellationen von Gerinnungsstörungen und/oder eine Vorgeschichte mit einem thromboembolischen Ereignis vorliegen. Dazu gibt es konkrete Risikokonstellationen und sich daraus ableitende Empfehlungen. 4. Wann ist eine Heparingabe indiziert? Sofern bei einer Frau „nur“ eine Vorgeschichte mit einer Thrombose vorliegt, aber keine bestimmte Form einer Gerinnungsstörung hinzukommt, hat sie nach den aktuellen S3-Leitlinien ein mittleres Risiko und es würde Blutverdünnung mit Heparin indiziert sein. Im Fall eines mittleren Risikos wird nach Leitlinien sofort bei nachgewiesener Schwangerschaft und mindestens bis 6 Wochen nach der Geburt eine Heparinisierung empfohlen. Quellen: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/003-001_S3_AWMF-Leitlinie_Prophylaxe_der_venoesen_Thromboembolie__VTE__Lang_04-2009_12-2013.pdf (AWMF-S3-Leitlinie 003-001 „Prophylaxe der venösen Thromboembolie“, Stand: März 2009, letzter Abruf: 26.2.2011) Geisen U, Abou-Mandour N, Schambeck Ch, Zilly M, Keller F. Pilotstudie und EthiG-Studie zur Thromboseprophylaxe in der Schwangerschaft. Vascular care 2001; 1: 12–9. Hirsh, Jack, Bates, Shannon M., Greer, Ian A., Pabinger, Ingrid, Sofaer, Shoshanna, Venous Thromboembolism, Thrombophilia, Antithrombotic Therapy, and Pregnancy, American College of Chest Physicians, Evidence-Based Clinical Practice Guidelines, (8th Edition), Chest 2008;133;844S-886S Frauenarzt, 51 (2010) Nr 6, „Thromboembolieprophylaxe in Schwangerschaft und Wochenbett“, A.G. Puhl, K. Heidner, C. Skala, H. Schinzel, S. 570-583 Rösel, T., Druschky, K.-F., Greinacher, A., Die heparininduzierte Thrombo-zytopenie vom Typ II (HIT-Typ II): Komplikationen, Diagnostik und Therapie, Akt Neurol 1999; 26(1): 25-30