Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Folsäure

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Folsäure

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Hallo, ich würde gerne eine Frage loswerden... Der 7.1. war der erste Tag meiner letzten Periode. Nun bin ich schwanger (3 positive Test und BetaHCG vorgestern bei 160). Ich war am Mittwoch beim Arzt und man konnte bis auf eine gut aufgebaute Schleimhaut noch nichts sehen (ich glaube, dass ist normal, oder?). Laut meiner Rechnung (7.1. Tag der letzten Periode und einem sehr unregelmäßigem Zyklus von ca. 30-34 Tagen) müsste ich doch jetzt ca. Anfang 6ter Woche sein, oder? Da ich Kinderkrankenschwester bin weiss ich wie wichtig Folsäure ist und zu was ein Mangel führen kann. Der Arzt hat mir noch nichts gesagt, aber ich muss auch erst nächsten Donnerstag wieder hin. Eigentlich soll man ja sofort, wenn nicht sogar vor einer SS anfangen. Meine Frage ist nun, ob ich mir ein Präparat aus der Apotheke holen kann und schon mit der Einnahme beginnen kann? Und, wenn ja welches und wieviel Mikrogram muss ich nehmen? Ich weiss nicht, ob ich noch eine Woche "verschenken" will bis ich wieder zum Arzt gehe... Vielen Dank für die Antwort!


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, 1. ja, das können Sie in jedem Fall 2. Die Folsäure gehört zur Gruppe der B-Vitamine. Hier spielt sie eine Schlüsselrolle bei lebenswichtigen Vorgängen in unserem Körper: Von Bedeutung ist sie für alle Wachstums- und Entwicklungsprozesse. Mit Hilfe der Folsäure werden Bestandteile der Nucleinsäuren (biologische Informationsspeicher der Zellen) hergestellt. Hinsichtlich der Prävention von Erkrankungen zeigten groß angelegte Studien vor ungefähr 10 Jahren, dass dieses Vitamin vor schwerwiegenden, fetalen Fehlbildungen, den so genannten Neuralohrdefekten schützen kann. Diese Studien haben ergeben, dass bei Frauen, die perikonzeptionell (4 Wochen vor bis 8 Wochen nach der Befruchtung der Eizelle) Folsäure einnehmen, die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Neuralrohrdefekt zu gebären, deutlich geringer (um bis zu 70%) ist. Eine Minderung des Fehlbildungsrisikos ist aber auch nachgewiesen für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und Herzfehler (Ventrikelseptumdefekt). * Ein Neuralrohrdefekt liegt vor, wenn der knöcherne Schädel oder die Wirbelsäule nicht vollständig geschlossen sind. Diese Verschlussstörungen entstehen sehr früh in der embryonalen Entwicklung (etwa in den ersten 6 Wochen). Die Ursachen für diese Fehlentwicklung sind bislang nicht bekannt. Das Alter der Eltern hat keinen Einfluss auf das Zustandekommen von Neuralohrdefekten. In Mitteleuropa treten Neuralrohrdefekte mit einer Häufigkeit von etwa 1-2 pro Tausend Geburten auf. Sie werden "Spina bifida" (gespaltene Wirbelsäule) oder "offener Rücken" genannt und können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Ein Teil der betroffenen Kinder ist von Geburt an querschnittsgelähmt. Auch Organe wie Blase und Darm können von dieser Lähmung betroffen sein. Die Behinderung "Spina bifida" ist im Sinne einer Krankheit nicht heilbar. Aus diesem Grund wird für alle Frauen ohne Risiko (Patientin mit Epilepsiemedikamenten oder Kindern mit einer Neuralrohrfehlbildung, wie einem offenen Rücken) idealerweise eine Folsäuresubstitution von 0,4 mg/Tag schon etwa 2-3 Monate vor Beginn der Schwangerschaft und in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft empfohlen. Für Frauen mit einem entsprechenden Risiko werden täglich 4 mg Folsäure empfohlen*. Da eine Schwangerschaft aber nicht immer datumsgenau geplant wird, ist die Empfehlung, mit der Folsäuresubstitution spätestens dann zu beginnen, wenn verhütende Maßnahmen abgesetzt werden. VB *Quellen: 1. http://www.bfr.bund.de/cm/238/jod_folsaeure_und_schwangerschaft_ratschlaege_fuer_aerzte.pdf (Jod, Folsäure und Schwangerschaft –Ratschläge für Ärzte, 2006 Nutzen und Risiken der Jodprophylaxe in Deutschland: Stellungnahme des Bundesamts für Risikobewertung (BFR), Berlin vom 1. Juni 2006) Letzter Abruf:13.2.2011 2. Wilson RD, Johnson JA, Wyatt P, Allen V, Gagnon A, Langlois S, Blight C., Audibert F, Desilets V, Brock JA, Koren C, Gloh YI, Nguyen P, Kapur B (2007): Pre-conceptional vitamin/ folic acid supplementation 2007: the use of folic acid in combination with a multivitamin supplement for the prevention of neural tube defects and other congenital anomalies. J Obstet Gynaecol Can 29 (12), 1003-1026. 3. http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=42187 (Deutsches Ärzteblatt, Gesundheitliche Bedeutung der Folsäurezufuhr, 2004, ) Letzter Abruf:13.2.2011 4. DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische, Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (eds.): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Frankfurt/Main: Umschau Braus Verlag 2000. 5. Koletzko B, von Kries R: Prevention of neural tube defects by folic acid administration in early pregnancy. Joint recommendations of the German Society of Nutrition, Gynecology and Obstetrics, Human Genetics, Pediatrics, Society of Neuropediatrics. Gynäkol Geburtshilfliche Rundschau 1995; 35: 2–5. 6. http://www.frauenarzt.de/1/2007PDF/07-08/2007-08-wenderlein.pdf (Folsäure-Substitution: intensiver beraten, Der Frauenarzt, 2007, Letzter Abruf:13.2.201)


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Hallo Lolle! Also ich würde sofort mit einem Folsäurepräparat beginnen, je eher desto besser! Idealerweise nimmt man Folsäure ab Kinderwunsch! Will hier keine Werbung machen aber ich habe Femibion genommen! Da gibt es zwei Präparate: eines ist bis Ende 3. Monat und eines ab Anfang 4. Monat bis zum Ende der Schwangerschaft! Das erste Präparat hat 0,8mg (800 Mikrogramm) und diese Menge ist auf jeden Fall ratsam. Es gibt auch günstigere Präparate falls dir das Femibion zu teuer ist! Der Körper nimmt nur soviel Folsäure auf wie er braucht und von daher kannst du nix falsch machen! Hoffe ich konnte dir helfen! LG Heidi


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