Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Ernährung während der Schwangerschaft

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Ernährung während der Schwangerschaft

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Hallo, ich habe eine Frage zur Ernährung: Gibt es irgendwo eine gute Übersicht, welche Lebensmittel (z.B. Zwiebeln) man während der Schwangerschaft gar nicht oder nur wenig bzw. ganz viel essen soll? Ich les zwar überall: die Vitamine, und die Mineralien und so weiter, aber wenn ich im Supermarkt stehe kann ich kaum wissen, welche Vitamine und Mineralien wo nun genau drin sind und welche Lebensmittel für das Baby weniger gut oder besonders wichtig sind. Kann mir da jemand helfen? Viele Grüße Mucki


Dr. med. Vincenzo Bluni

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hallo Mucki, 1. bezüglich dieser FRage habe ich ein sehr langes Gespräch mit Frau Dr. Rademacher von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE - www.dge.de) gehabt, um diese Dinge zu klären. Es ist so, dass die Schwangere im Prinzip ihre Lebensgewohnheiten, sofern sie nicht schädlich für das KInd sind, in der Regel fortsetzen kann. In einigen Fällen konnte aber gezeigt werden,dass z.B. der Genuss gewisser Lebensmittel die Gefahr in sich birgt, dass es hierbei zur Aufnahme von Keimen kommen kann, die dem Kind schaden könnten: 1.Mett, Tartar, rohes + nicht ausreichend gegartes Fleisch, Sushi, Rohwürste (Tee-und Schmierwurst, nicht gekochte Mettwürste und auch Salami: Toxoplasmen 2.Rohmilch(käse):alle Rohmilch-Käsesorten,aber ganz besonders die Sorten, die während der Herstellung nicht einer Hitzebehandlung unterzogen werden : Listerien Unter den entsprechenden Stichworten können Sie über unsere Suchfunktion reichlich Infos hierzu bekommen. Um dieses zu verhindern, sollte der Genuss in d. Schwangerschaft vermieden werden. Ansonsten sind noch Leberwurst und Leber zu nennen. Diese sind nich unbedingt empfhelenswert wegen des hohen Vitamin-A-Anteils und der Belastung mit Schwermetallen. Näheres hierzu auch unter dem entsprechenden Stichwort in der Suchfunktion. Wichtig im Hinblick auf die Salami ist, dass das Restrisiko einer Keimbelastung sehr gering ist, diese in diesen seltenen Fällen für die Schwangere eine beosondere Bedeutung haben und es deshalb letztlich die Frau selbst entscheiden sollte, wie sie mit diesem Restrisiko umgeht. Die DGE hat hierzu übrigens eine neue Broschüre zum Thema Ernährung und Schwangerschaft herausgegeben. 2.wenn es um die Frage geht, was an Mineralstoffen und Vitaminen schon bei Kinderwunsch bzw. in der Schwangerschaft ratsam ist, so kann man sagen, dass in jedem Fall frühzeitig schon die Einnahme von Folsäure (0,4 mg/Tag) und Jodid (200 Mikrogramm/Tag - sofern keine Schilddrüsenerkrankung vorliegt), empfehlenswert ist. Ausserdem hat sich die prophylaktische Einnahme von Magnesium (z.B. 2x1 Kps Magnetrans forte) als sinnvoll erwiesen. Es sind 300 mg/Tag zu empfehlen, bzw 15 mmol/Tag; als orale Verabreichungsform kann dieses problemlos gesteigert werden, da die einzige Nebenwirkung bei zu hoher Dosierung der Durchfall ist. Die Erfahrung zeigt, dass in vielen Fällen diese empfohlene Tagesdosis auch über die Ernährung nicht erreicht wird und es deshalb in der Schwangerschaft mehr als ratsam ist, dieses zuzuführen. Die Folsäure sollte in jedem Fall in den ersten 3-4 Monaten der Schwangerschaft eingenommen werden.Neuere Untersuchungen stützen die Vermutung, daß eine gute Versorgung mit Folsäure in der Frühschwangerschaft das Risiko für Neuralrohrschäden, d. h. einen offenen Rücken des Kindes, Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten und ähnliche Fehlbildungen mindert. Die offizielle Empfehlung, die auch von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE: www.dge.de) herausgegeben wird, ist, dass die Frau (sofern keine Schilddrüsenerkrankung vorliegt)schon mit Kinderwunsch und natürlich während der Schwangerschaft und Stillzeit täglich 200 Mikrogramm Jodid zusätzlich substituiert, unabhängig von der Ernährung oder Einnahme von jodiertem Salz. Die Vorteile für das Kind liegen hier wissenschaftlich in vielen Studien erwiesen eindeutig auf der Hand. Schwangere haben einen erhöhten Bedarf an Jod. Ein Jodmangel kann sich nicht nur an einer Vergrößerung der Schilddrüse zeigen, sondern hat für Schwangere noch schwerwiegendere Folgen. Ein Jodmangel des ungeborenen Kindes beeinträchtigt seine Entwicklung weitreichend. Die Neugeborenen zeigen eine verlängerte Neugeborenengelbsucht, sind trinkfaul und bewegungsarm. Wenn die Diagnose nicht frühzeitig gestellt wird, kann sich das Vollbild des Kretinismus (dysproportionierter Zwergwuchs mit Intelligenzeinschränkung) entwickeln. In der Schwangerschaft steht durch Ernährungsdefizite eine Eisenmangelanämie im Vordergrund, die sich nach der Geburt durch größere Blutverluste und auch fehlende Prävention und Therapie dieser Blutverluste bei Geburt verstärken kann. Die WHO definiert eine Anämie beim Vorliegen eines Hämoglobinwertes unter 11 g/dl in der Schwangerschaft und unter 10 g/dl in der Wochenbett-Periode. Es ist gesichert, dass niedrige Hämoglobinwerte in der Schwangerschaft und im Wochenbett - insbesondere Werte unter 9 g/dl -deutliche Negativauswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf und die kindliche Entwicklung haben. Als negative Auswirkungen einer Anämie stehen bei der Mutter gehäufte Infektionen und Frühgeburtlichkeit im Vordergrund. Beim Ungeborenen stehen die Wachstumsminderung mit Mangelentwicklung und Frühgeburtlichkeit im Vordergrund. Als Prophylaxe ist zunächst der Genuss eisenreicher Nahrung zu empfehlen: Der größte Eisenlieferant ist Fleisch, vor allem Rindfleisch. Das tierische Eisen ist für unseren Organismus besser zu verarbeiten als das pflanzliche. Darüber sollten reichlich Vollkornprodukte und dunkles Gemüse verzehrt werden. Kaffee und Tee hemmen die Eisenaufnahme; Vitamin C erleichtert sie. Wer also zum Essen Orangensaft trinkt oder in die Salatsoße etwas Zitronensaft gibt, verbessert damit seine Eisenbilanz. Bei Vorliegen einer Anämie ist in jedem Fall die Verabreichung eines Eisenpräparates zu empfehlen. Das Eisenpräparat kann bei Nebenwirkungen ausnahmsweise auch mal nicht auf nüchternen Magen und vielleicht am Abend eingenommen werden, da dann die Nebenwirkungen überschlafen werden. Ansonsten sollte es eben besser auf nüchternen Magen und morgens eingenommen werden. VB


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