Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Cerclage oder totaler Muttermundverschluss

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Cerclage oder totaler Muttermundverschluss

Mitglied inaktiv

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Hallo, ich habe im November 05 in der 21. SSW leichte Blutungen bekommen. Das Untersuchungsergebnis war, dass der Muttermund sich auf 3 cm geöffnet hatte und der Gebärmutterhals sich stark verkürzt hatte, die Fruchtblase war bereits vorgefallen. Ich hatte keine Wehen. Nach Durchführung einer Notcerclage ist mir nach 5 Tagen doch noch die Fruchtblase geplatzt, und ich wurde in eine Spezialklinik gebracht, um besser unter Kontrolle zu sein. Ich hatte die ganze Zeit weder messbare noch spürbare Wehen, alles war ruhig. In der 24. Woche bekam ich dann eine Infektion und ich musste das Kind gebären ohne KS, es war sofort tot. Meine Vorgeschichte: Ich hatte bereits zwei Fehlgeburten im ersten Trimenon mit anschließenden Ausschabungen. Die Ärzte legten mir nahe, bei der nächsten SS eine Cerclage oder sogar einen totalen Muttermundverschluss auf jeden Fall in Betracht zu ziehen, sie meinten, bei meinem Befund wäre es sicher ratsam. Habe jetzt schon des öfteren gehört, dass die Cerclage nichts bringt, warum wird diese immer noch angeboten? Warum macht man in solchen Fällen nicht sofort und sowieso einen totalen Mumuverschluss und welche Variante halten sie bei mir für ratsam? Ich denke, es nochmal so zu probieren wäre wahnsinn, oder? Ich möchte keine Totgeburt mehr riskieren. Hat ein totaler Mumuverschluss mehr Risiken wie die Cerclage? Was raten Sie mir? Vielen Dank schon mal für die Antwort. Mit freundlichem Gruß Mira


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Mira, zur Frage einer prophylaktischen Cerclage/Muttermundverschluss gibt es mittlerweile in der Fachwelt eine relativ einhellige Meinung: Dank immer kritischerer Indikationsstellung ist die Cerclagefrequenz innerhalb weniger Jahre von fast 10 % auf 1-2% gesunken. Therapeutisch sind nurmehr echte isthmocervicale Insuffizienzen (Gebärmutterhalsschwächen) eine Indikation. Prophylaktische Cerclagen aus anamnestischer Indikation oder bei Mehrlingsschwangerschaften sind schon deshalb sehr kritisch zu betrachten, weil sie nicht zu einer Tragzeitverlängerung führen Eine Zervixinsuffizienz (Gebärmutterhals-Schwäche) im klassischen Sinn ist ein sehr seltener Befund. Bei unsicherer Entscheidungsgrundlage zeigen Studienergebnisse keine eindeutigen Vorteile einer Cerclage gegenüber abwartendem Verhalten. Ob Schwangere mit ultrasonographischer Verkürzung des Gebärmutterhalses oder einer Öffnung des inneren Muttermundes von einer Cerclage profitieren, lässt sich noch nicht abschließen beurteilen. Als einzige Ausnahme verbleiben noch Schwangere mit mehrfachen Frühgeburten in der Anamnese. Bei der Diagnose einer Gebärmutterhalsschwäche ist neben der transvaginalen Sonographie mit ihrer Verkürzung und Eröffnung der Cervix unbedingt immer auch die Konsistenz der Portio durch Vaginalpalpation zu beurteilen. Notfallcerclagen bei Cervixinsuffizienz mit Fruchtblasenprolaps sind nur bis zur 32. SSW indiziert. Gleichwohl ist das Komplikationsrisiko einer Cerclageoperation gering und besteht praktisch nur in minimalen Verlängerungen der Eröffnungsphase sowie einer leicht höheren Inzidenz von Cervixrissen. Frauenarzt 40, 5 (1999) 659 Insofern ist hier im individuellen Fall sicher das immer ausführliche Gespräch mit Frauenarzt oder Frauenärztin und Frauenklinik im Vorfeld sinnvoll, inwiefern eine Cerclage zu Prophylaxe einer vorzeitigen Muttermundseröffnung im individuellen Fall geboten ist unter Abwägung des Für und Wider. Dieses gilt auch für die Fragestellung, inwiefern eine prophylaktische Cerclage/Muttermundverschluss nach einer Infektion mit Fehlgeburt anzuraten ist. VB


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Hallo Mira, ich kann dir nur schreiben wie es bei mir war, Ratschläge überlasse ich den Experten. Ich habe eine Gewebeschwäche,hate eine Fehlgeburt in der 17 SSW. Bei der zweiten SSW habe ich einen totalen Muttermundverschluss bekommen in der 13 Woche, der Zustand hat sich trotzdem verschlechtert (verkürzter MM 2 cm) keine Infektionen, kind habe ich in der 33 SSW geboren, gesund, musste aber dafür 13 Wochen stationär im KKH bleiben da dauernd Wehen. Bei der dritten SSW, wieder Muttermundverschluss in der 15 SSW, Zustand noch schlimmer nur noch 1 cm übrig + innerer Muttermundöffunung von 8 cm, es war nur noch eine Frage von Tagen wann ich dass Kind bekomme (dies alles in der 24 SSW) die Ärtzte haben sich zu einer Cerclage entschlossen, war insgesamt 11 Wochen im Krankenhaus, habe ich eine gesunde Tochter in der 31 SSW bekommen. Die haben zu mir gesagt dass ich zu den wenigen Frauen gehöre die diese starke Gewebeschwäche hat, sie haben mir Mut gemacht und es hat funktioniert. Muttermundverschluss wird mit auflösbare Fäden durchgeführt und die Cerclage wird eingenäht, muss unbedingt vor der Entbindung entfernt werden. Ich habe in einer SSW beide gehabt, es hat mir geholfen, ich würde es jederzeit wieder machen, aber wir haben unser Kinderwunsch abgeschlossen. Ich wünsche dir viel Glück. Gruss Chrisy


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Na ja, dieser Text steht ja nun wohl überall und hilft mir leider kein Stück weiter. Ich wollte unter anderem auch wissen, wo sich die Risiken und Vorteile der beiden Verfahren unterscheiden, und warum es überhaupt noch Cerclagen gibt, wenn der totale Muttermundverschluss doch soviel infektionsloser von statten geht und wenn bei letztem Verfahren rein statistisch gesehen viel bessere Erfolge erzielt werden?


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Hallo Chrisy, huch, auf der einen Seite erschreckt mich Dein Beitrag jetzt, auf der anderen ist er natürlich auch positiv, dass man die Hoffnung nicht aufgeben soll. Das die Cerclage an sich nicht so einen super Effekt hat, das habe ich ja mittlerweile schon oft gelesen, aber mit dem totalen Verschluss dabei hatte ich doch gedacht, dass zu über 90% alles super gut wird und die Kinder so gut wie ausgetragen werden. Überall hört man, dass mit dem totalen Verschluss das normale Alltagsleben so gut wie weitergehen kann, während die Cerclage meistens doch mit gut und gern 10 wöchiger Bettruhe endet. Aber bei Dir endete auch der totale Verschluss in Kampf und Bettruhe. Hm. Aber nun gut, Du hast es wenigstens geschafft, Deinen Kindern Leben zu schenken, das sollte Mut geben und das war sicher auch die Absicht Deiner Botschaft. Lieben Gruß, Mira


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