Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Zahnbehandlung und Antibiotika

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Zahnbehandlung und Antibiotika

Irina193

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Sehr geehrter Dr. Paulus, zunächst einmal vielen Dank im Vorfeld für die Möglichkeit, hier Fragen an Sie zu richten und für Ihre immer sehr fundierte Antworten! Nun benötige ich auch bitte einmal Ihren Rat / Einschätzung zu folgender Situation, da ich sehr verunsichert und besorgt bin. Aktuell bin ich 11+6 SSW. Nach einer kürzlich erfolgten Zahnwurzelbehandlung hat sich allem Anschein nach nun die Zahnwurzelspitze entzündet. Derzeit ist Entzündung noch recht klein (linsengroß) und verursacht keine Schmerzen, nur eine leichte Zahnfleischschwellung und ist etwas druckempfindlich. Dennoch war ich damit gestern beim Zahnarzt und habe von ihm nun zwei Möglichkeiten aufgezeigt bekommen: 1) Einnahme von Antibiotika - Amoxicillin 500 (3*Tag über 7 Tage), was das Problem lt. seiner Aussage "nur" dämmen würde. 2) Wurzelspitzenresektion in der Hoffnung, dass dann Ruhe ist. Es besteht natürlich noch die Möglickeit, dass der Körper alleine die Entzündung bekämpft (derzeit ist es wie gesagt noch recht in Grenzen), sollte es sich aber verschlimmern, dann muss ich natürlich etwas dagegen tun. Beides klingt für mich sehr dramatisch und am Liebsten würde ich weder das Eine noch das Andere durchführen wollen. Ich werde auch eine Zweitmeinung in einer Uniklink einholen, ob es nicht eine dritte schonendere Möglichkeit besteht. Nun meine 4 Fragen an Sie: 1) Wie gefährlich für das Ungeborene ist die Einnahme des Präparates Amoxicillin 500 3 Mal täglich über einen Zeitraum von 7 Tagen? 2) Sollte es doch zur Wurzelspitzenresektion kommen (ca. 14 -15 SSW), wie ist der Eingriff im Kontext der Schwangerschaft auf die (medikamentöse) Belastung und Schädigung des Ungeborenen einzuschätzen? Macht man das überhaupt in der Schwangerschaft? 3) Im Falle eines Eingriffs, welche Präparte für Betäubung, Spülen, Füllen wären unbedenklich und worauf sollte ich auf jeden Fall achten, was auf keinen Fall zum Einsatz kommen darf (außer Röntgen)? Bestimmte Medikamente? 4) Letzte Frage: im Rahmen der o.g. Wurzelbehandlung wurde, wie ich im Nachhinein erfahren habe, an einem Zahn sog. internes Bleaching angewendet. Hierbei hat der Arzt u.a. Natriumperborat verwendet und für eine Woche im Zahn gelassen (bestehende Schwangerschaft war ihm bekannt). Nun habe ich mit Schrecken gelesen, dass Natriumperborat fruchtschädigend ist. Der Zahnarzt meinte, dass er ein Austritt des Präparates aus dem Zahn für ausgeschlossen hält und die Wirkung nur lokal stattfindet. Nun bin ich mir aber nicht sicher, ob das verwendete Präparat dennoch dem Kind (da im ersten Trimenon gewesen) geschadet haben könnte. Was meinen Sie? Ich bin sehr besorgt und enttäuscht, dass so ein Zahnproblem ausgerechnet jetzt kommen musste. Hauptsorge betrifft aber das ungeborene Kind, welche Schaden das Obige anrichten kann. Daher bin ich Ihnen für Ihre Einschätzung mehr als dankbar und hoffe auf eine Aufklärung! Ganz herzlichen Dank im Voraus für Ihre Mühe!


Dr. Wolfgang Paulus

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Amoxicillin zählt zu den Antibiotika erster Wahl und kann in der Schwangerschaft bei entsprechenden bakteriellen Infektion jederzeit eingesetzt werden (z. B. 3 x 500 mg über 7 Taqge). Die im Rahmen einer Wurzelbehandlung erforderlichen Medikamente sind in den dafür üblichen Dosen in allen Phasen der Schwangerschaft unbedenklich. Das gebräuchliche Lokalanästhetikum Articain ist z. B. auch in der Schwangerschaft unproblematisch. Natürlich wäre auch eine Röntgenaufnahme des Kiefers unbedenklich, da bei einer Bleiabdeckung des Unterbauches keine relevante Strahlenbelastung beim Ungeborenen ankommt. Untätigkeit kann bei einem streuenden bakteriellen Herd in der Schwangerschaft eher zu Komplikationen wie z. B. Frühgeburten führen. Natriumperborat wird als Bleichmittel auch in vielen Waschmitteln verwendet. In Wasser zerfällt es zu Wasserstoffperoxid und Natriumhydrogenborat, wobei das Wasserstoffperoxid zur Oxidation beiträgt. Bei den geringen Mengen im Rahmen der Zahnbehandlung ist nicht mit einer Fruchtschädigung zu rechnen.


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