Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Vitamin B, Folsäure, Heparin und völlige Verwirrung

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

zur Vita

Frage: Vitamin B, Folsäure, Heparin und völlige Verwirrung

julchen1986

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Sehr geehrter Dr. Paulus, ich habe einige Fragen an Sie: Ich nehme aktuell die oben genannten Medikamente ein. Bin ganz frisch wieder schwanger (4+1). Aufgrung der MTHFR Mutation wurden mir die 5 mg Folsäure empfohlen. Um nun auch eine adäquate Menge an Vit B12 und Jod zu haben nehme ich (zusätzlich) Folio Forte und Vit B12 10ug ein. Allerdings weiß ich bei diesem "Zusammengewürfel" nicht so richtig, ob ich alles auch tatsächlich in der empfohlenen Dosierung einnehme. Vit B6 ist beispielsweise gar nicht enthalten. 1) Welche Dosierung von Vitamin B12, Vitamin B6 (?), Folsäure und Jod benötige ich im Einzelnen? Kann ich auch auf ein Kombipräparat zurückgreifen, wenn ja auf welches? 2) Aufgrund der SD-Unterfunktion nehme ich auch L-Thyroxin 75 mg. Muss ich bei der gleichzeitigen Einnahme der anderen Vitamine irgendetwas beachten (z.B. keine gleichzeitige Einnahme o.ä.)? 3) Aufgrund meiner Vorgeschichte (s. besondere Belastungen) wurde mir in dieser SS zu NMH geraten. Allerdings teilen sich hier die Meinungen, ob die Gabe von Heparin tatsächlich wirksam und nötig ist. Es besteht nur die MTHFR Mutation, alle weiteren Gerinnungsstörungen wurden ausgeschlossen. Überwiegt die der Nutzen von NMH dem Risiko in meiner Situation? Haben sie eine Einschätzung hierzu? Herzlichen Dank für die Beantwortung meiner Fragen und freundliche Grüße Julia


Dr. Wolfgang Paulus

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Die Hyperhomozysteinämie ist häufig auf Mutationen im Methylen-Tetrahydrofolat-Reduktase-Gen (MTHFR-Gen) zurückzuführen. Veränderungen im MTHFR-Gen, insbesondere in homozygoter Form, führen zu einer deutlich reduzierten Enzymaktivität der Methylen-Tetrahydrofolat-Reduktase. Die resultierende Hyperhomozysteinämie wird mit Aborten in Verbindung gebracht. Eine tägliche Gabe von 5 mg Folsäure mag insbesondere bei der homozygoten MTHFR-Mutation hilfreich sein. Wenn die aufgenommene Folsäure aufgrund der MTHFR-Mutation nicht adäquat umgewandelt werden kann, lässt sich der defekte Stoffwechselschritt durch Gabe von Metafolin überbrücken. Insofern besteht durch den Anteil von Metafolin in dem Präparat Femibion ein Vorteil. Dieses Präparat würde wohl in Ihrem Fall als Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft ausreichen. Die Anwendung von niedermolekularen Heparinen ist in der Schwangerschaft durchaus vertretbar. Ob dies jedoch in Ihrer Situtation (heterozygote MTHFR-Mutation, Totgeburt in der 30.SSW bei Plazentainsuffizienz) ohne einen sonstigen Hinweis auf eine Gerinnungsstörung einen entscheidenden Vorteil bringt, wird kontrovers diskutiert. Bei ausgewogener Ernährung und ausreichender Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen aus dem Verdauungstrakt ist eine zusätzliche Einnahme von Vitaminen (z. B. B6, B12) nicht erforderlich. Die tägliche Nahrungsergänzung mit 150 µg Jodid ist sinnvoll, insbesondere wenn Sie ohnehin unter einer Schilddrüsenunterfunktion leiden. Auf eine ausreichende Versorgung mit L-Thyroxin ist bei einer Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft zu achten. Eine Wechselwirkung mit den Nahrungsergänzungsmitteln ist nicht zu befürchten. Bei Ihrer Vorgeschichte sollte auch über die Gabe von ASS 100 nachgedacht werden.


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