Hallo Herr Dr. Paulus,
bei mir wurde ein Madenwurmbefall in der 20.SSW festgestellt, bzw. habe ich die Würmer selbst gesehen, vermutlich bei unserer Tochter angesteckt. Die Stuhlprobe erfolgte im Nachgang. Die Frauenärztin wollte mir am Telefon keinen Namen des Medikaments sagen und hat mich an den Hausarzt verwiesen. Diese wusste auch nicht so Recht, welches Medikament für die Schwangerschaft unbedenklich ist. Ich hatte mich vorab über Vermox informiert, aber der Arzt meinte, es sei nicht zugelassen. Er hat es mir dann trotz Bedenken aufgeschrieben und ich habe an 3 Tagen 3 Tabletten genommen. Ich bin aber immer noch verunsichert, ob das jetzt richtig war. Auch die Apothekerin war sich nicht sicher. Würden Sie den Vermox bedenkenlos empfehlen oder doch eher Molevac? Oder sehen Sie da keinen Unterschied? Soll ich das Medikament Vermox nach 14 Tagen nochmal jeweils 3 Tage mit 3 Tabletten und am Tag 30 auch nochmal nehmen? Oder überschreite ich dann Höchstmengen? Wäre toll, wenn Sie mir kurz Ihre Meinung schreiben könnten. Ich habe das Gefühl, die Ärzte sind diesbezüglich auch unsicher.
MfG
von
sari3005
am 12.03.2021, 15:14
Antwort auf:
Vermox 20.SSW
Der Wirkstoff Mebendazol ist beim Menschen in der Schwangerschaft relativ gut erprobt, ein Anhalt für ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko ergab sich bisher in humantherapeutischen Dosen nicht.
In Gegenden mit endemischem Hakenwurmbefall könnte die Anämie in der Schwangerschaft durch anthelmintische Therapie gelindert werden. Daher wurde in einer großen Studie in Sri Lanka die Anwendung von Mebendazol im II.Trimenon zur Beseitigung des Hakenwurmes untersucht (de Silva et al 1999). Nach Therapie mit Mebendazol wich die Fehlbildungsrate mit 97 von 5.275 Fällen (1,8%) nicht signifikant von der unbehandelten Kontrollgruppe mit 26 von 1.737 Fällen (1,5%) ab. Entgegen dem ärztlichen Rat nahmen 407 Schwangere bereits im I.Trimenon Mebendazol ein, wobei 10 Fehlbildungen (2,5%) registriert wurden. Auch hier ergab sich kein signifikanter Anstieg der Fehlbildungsrate. Der Anteil von Totgeburten und perinatalen Todesfällen (1,9 vs 3,3%) sowie Wachstumsretardierungen (1,1 vs 2,3%) lag nach Behandlung mit Mebendazol signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe.
Die Autoren sehen bei intestinaler Helminthose einen Nutzen der Mebendazol-Therapie im II./III.Trimenon.
Insofern sehe ich keine Gefahr für das Ungeborene durch Ihre Einnahme von Vermox in der 20.SSW, also schon weit jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 12.03.2021