Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Sertralin 50 bei Geburt

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Sertralin 50 bei Geburt

Steffiiiii

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Sehr geehrter Herr Dr.! Ich war gut mit Sertralin 100 mg eingestellt. In der SS riet mein Psychiater, besser auf 50 mg zu reduzieren. Meine Stimmung ist damit etwas instabil. 1. Dürfte ich auch in der SS 100 mg nehmen? 2. Darf ich mit 50 mg in einem KH ohne Neonatalogie entbinden? Oder sind bei dieser Dosis doch mit schwereren Anpassungsstörungen zu rechnen! Danke für Ihre persönliche Meinung! Mit freundlichen Grüßen Stefanie


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

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Sowohl aus den tierexperimentellen Untersuchungen als auch aus den Erfahrungen in der menschlichen Schwangerschaft gab es primär keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung durch Sertralin. Eine Zusammenstellung von 150 Expositionen mit Sertralin im I.Trimenon zeigte keine Häufung von Anomalien (Kulin et al 1998). Eine weitere Studie mit 112 Schwangeren ergab unter Medikation mit Sertralin ebenfalls keinen Anstieg der Fehlbildungsrate (Chambers et al 1999). Anpassungsstörungen nach der Geburt erforderten teilweise eine Betreuung der Neugeborenen in einer Kinderklinik. Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit SSRI in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 1.906 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Sertralin enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 3,5% keinen Anlass zur Beunruhigung (Kallen & Otterblad Olausson 2007), weil dies dem üblichen Fehlbildungsrisiko in der unbelasteten Bevölkerung entspricht. Eine neuere Übersichtsarbeit sieht – wenn überhaupt – allenfalls ein geringes Risiko von weniger als 1% für die Entwicklung eines Hochdruckes im Lungenkreislauf des Feten bei mütterlicher Therapie mit SSRI in der zweiten Schwangerschaftshälfte. Ein Verzicht auf eine erforderliche Behandlung der Mutter in der Spätschwangerschaft erscheint daher nicht sinnvoll ('t Jong et al 2012). Eine Fortsetzung der Behandlung mit Sertralin wäre in der Schwangerschaft durchaus akzeptabel, bei Bedarf auch in einer Tagesdosis von 100 mg. Nach Einnahme von SSRI wie Sertralin konnte man in bis zu 30% der Fälle in den ersten Tagen nach Geburt (maximal 14 Tage) Anpassungsprobleme der Kinder mit folgenden Symptomen beobachten (Alwan & Friedman 2009): · Atemstörungen, Apnoe · Zyanose · Krämpfe · Temperaturschwankungen · Trinkschwäche, Erbrechen · Hypoglykämie · Hypotonie / Hypertonie · Hyperreflexie, Zittern · Reizbarkeit, anhaltendes Schreien Schwerwiegende kindliche Anpassungsstörungen treten nur in 3% aller Fälle auf (Forsberg et al 2014). Ein Verzicht auf die Einnahme von Sertralin in der Spätschwangerschaft ist jedoch deshalb nicht erforderlich. Unter einer Tagesdosis von 50 mg in den letzten Schwangerschaftswochen sind kindliche Störungen nach der Geburt unwahrscheinlich. Ein Kinderarzt wäre ggf. zur Beurteilung hilfreich, es muss jedoch nicht unbedingt eine Neonatologie an die Geburtsklinik angeschlossen sein.


Steffiiiii

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…. wenn ich es absetze.. so ca zwei Wochen vor ET, und erst nach der Geburt wieder mit der Einnahme beginne, muss ich dann auch mit Anpassungsstörungen rechnen? danke!


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