Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Progesteron in der Frühschwangerschaft

Frage: Progesteron in der Frühschwangerschaft

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Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich befinde mich momentan in Kinderwunschbehandlung und nehme sehr viel Progesteron, da ich einen künstlichen Kryozyklus durchlaufe (insgesamt 5 Tabletten Duphaston und zusätzlich eine Ampulle Prolutex täglich). Da ich durch den künstlichen Zyklus kein eigenes Progesteron produziere müsste ich die hohe Progesteron-Dosis bis zur 12SSW beibehalten. Jetzt habe ich von einer dänischen Studie gelesen, die sagt, dass das Risiko an Krebs zu erkranken bei Kindern wo die Mutter in der Schwangerschaft Progesteron genommen hat um das bis zu 10fache erhöht ist. Gibt es dazu mittlerweile neuere Erkenntnisse oder gilt das nur für bestimmte Präparate? Sollte man auf andere Präparate umstellen oder die Dosis so gering wie möglich halten? Vielen Dank vorab für Ihre Mühen


Dr. Wolfgang Paulus

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Leider stiften diverse Fall-Kontroll-Studien häufig Verwirrung. Ausgangspunkt einer Untersuchung (Hargreave et al 2014) waren Fälle von Kindern mit Tumorentwicklung. Betrachtet man in dieser Studie die 48 dokumentierten Kinder mit Leukämie, so hatten in 18 Fällen (37,5%) die Mütter im Rahmen der Kinderwunschbehandlung Progesteron erhalten, während bei einer Vergleichsgruppe von 1.289 gesunden Kindern 222 Mütter (17,2%) Progesteron erhalten hatten. Hier wird also aus dem Blickwinkel der erkrankten Kinder die Vorgeschichte durchforstet. Für den Alltag wäre es jedoch interessant zu erfahren, wie viele Mütter unter Progesteron-Therapie Nachkommen mit Tumoren erwarten müssen. Das lässt sich jedoch aus diesen rückblickenden Fall-Kontroll-Studien leider nicht ableiten. Außerdem kann man aus diesen Fall-Kontroll-Studien keinesfalls einen klaren Zusammenhang von Ursache (z. B. Progesteron) und Wirkung (z. B. kindlicher Tumor) herstellen. Natürlich sind in Deutschland die Geburtenzahlen und die Zahl der Störche in den letzten 50 Jahren deutlich gesunken. Doch ist der Storch nicht unbedingt für die niedrige Geburtenrate verantwortlich. Eine Klärung ließe sich nur durch prospektive Kohortenstudien erreichen, d. h. einen Vergleich von zwei Gruppen von Müttern mit Kinderwunschtherapie: Wenn die Gruppe unter Progesteron-Behandlung signifikant häufiger Nachkommen mit Tumoren zu beklagen hätte gegenüber einer Kontrollgruppe ohne Progesteron-Therapie, dann wäre die Sachlage einfacher zu interpretieren. In der Schwangerschaft ist die Plazenta die hauptsächliche Produktionsstätte von Progesteron. Die zusätzliche Einnahme unterstützt im Prinzip die Plazentafunktion. Zum Glück ist bisher noch niemand auf die unsinnige Idee gekommen, die Plazenta in der Schwangerschaft zu entfernen, um das Kind vor Progesteron oder die Mutter vor Brustkrebs zu schützen. Bei Ihnen soll ja mit der der Gestagengabe lediglich ein Defizit im Kryo-Zyklus ausgeglichen werden. Bei Spontanschwangerschaften wird üblicherweise zunächst Progesteron im Gelbkörper produziert, später dann zunehmend von der Plazenta.


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