Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Medikamenteneinnehme in der Frühschwangerschaft

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Medikamenteneinnehme in der Frühschwangerschaft

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Hallo, ich hatte Anfang Februar eine Lungenentzündung und eine angebrochenen Rippe. Aufgrund dieser Erkrankung habe ich verschiedene Medikamente in eingenommen. Zu der Zeit wusste ich noch nicht das ich schwanger bin. (Bei mir liegt die Kupferspirale (IUP)). Wir freuen uns sehr auf unser zweites Kind. Ich mache mir aber wegen der Medikamente große Sorgen. Folgende Medikamente habe ich eingenommen: Tavanic 500 mg (5x1), Diclofenac Stade 50 mg (15x1), Sinuforton (15x1), Novaminsulfon-ratiopharm (3x3), ACC akut 600 (9x1), Codinpront mona Retard Tropfen (2x). Welche Untersuchen schlagen Sie vor, um evtl. Schädigungen am Kind auszuschließen? Über eine Antwort würde ich mich freuen.


Dr. Wolfgang Paulus

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Für die Risikobeurteilung sind Tagesdosis der jeweiligen Medikamente sowie Beginn und Ende der Einnahme von Bedeutung (Datum). Könnten Sie uns diese Angaben übermitteln?


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Hallo Herr Dr. Paulus, ich versuch die Angaben so genau wie möglich zu machen: - Tavanic 500 mg 04.02.-09.02. täglich 1x - Diclofenac Stade 50 mg, 31.01.-06.02. täglich 3x - Sinuforton, 31.01.-18.02. täglich 1x - Novaminsulfon-ratiopharm, 06.02.-09.02. täglich 3x - ACC akut 600, 31.01.-08.02. täglich 1x - Condinpront mona Retard Tropfen, 31.01.- 02.02 täglich 1x Ich hoffe die Angaben reichen. Liebe Grüße


Dr. Wolfgang Paulus

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Levofloxacin stellt die linksdrehende Form des Gyrasehemmers Ofloxacin dar. Unter dem Einfluß von Gyrasehemmern wurden bei jugendlichen Hunden in der Wachstumsphase Knorpelschäden beobachtet. Entsprechende Defekte ließen sich bisher weder bei trächtigen Tieren noch bei Exposition des Menschen in der Schwangerschaft nachweisen. Inzwischen liegen international über 1000 dokumentierte Schwangerschaften nach Exposition mit verschiedenen Gyrasehemmern vor, die keine Häufung von Fehlbildungen erbrachten. Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen Ibuprofen, Diclofenac und Indometacin dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln bei strenger Indikationsstellung eingesetzt werden. Die neueren Wirkstoffe aus dieser Substanzklasse ergaben bisher ebenfalls keine Hinweise auf fruchtschädigende Effekte, so dass bei versehentlicher Anwendung nicht mit Fehlbildungen zu rechnen ist. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus (kindliche Kreislaufverbindung) bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten. Entsprechendes gilt auch für Novaminsulfon. Genügen Inhalationsbehandlung und reichliche Flüssigkeitsaufnahme bei Bronchitis nicht zur Schleimlösung, dürfen auch in der Schwangerschaft die Mukolytika Acetylcystein und Ambroxol verabreicht werden. Der Wirkstoff Codeinphosphat wäre nur dann als Problem zu betrachten, wenn durch Daueranwendung in hoher Dosis eine Abhängigkeit bestünde. Entzugssymptome und Atemdepression beim Neugeborenen könnten in diesem Zusammenhang auftreten. Das Collaborative Perinatal Project stellte nach Codein-Anwendung bei 2522 Schwangeren (davon 563 Expositionen im ersten Schwangerschaftsdrittel) keine Häufung von Anomalien fest (Heinonen et al 1977). Bei zwei Kohortenstudien des Boston Collaborative Drug Surveillance Program fiel nach Medikation mit codeinhaltigen Präparaten im ersten Schwangerschaftsdrittel ebenfalls keine Zunahme von Fehlbildungen auf (Jick et al 1981; Aselton et al 1985). Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko ist aufgrund der aktuellen Datenlage für die einzelnen Wirkstoffe nicht zu erwarten. Allerdings sind in Anbetracht der Vielzahl der Wirkstoffe Wechselwirkungen nicht definitiv auszuschließen. Eine ausführliche Ultraschalldiagnostik zum Ausschluss von Anomalien wäre daher in Schwangerschaftswoche 20 bis 22 zu empfehlen.


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Hallo Dr. Paulus, ich danke Ihnen für die ausführlichen Erklärungen und Erläuterungen. Wege mich zu Fehlbildungsausschluß bei einem Spezialisten anmelden. Und hoffen das er nichts findet. Zwischenzeitlich habe ich Blutungen bekommen und war gleich bei meinen Frauenarzt, der mich aber beruhigte, da mein Kind den Mutterkuchen genau vor den Gemutterausgang plaziert hat. Und es da zu kurzfristigen Blutungen kommen kann. Aber man macht sich schon sorgen. Liebe Grüße


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