Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Medikamente

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Medikamente

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Seit ca. 10 Tagen leide ich unter vermehrter Magensäureproduktion mit Sodbrennen, starken Magenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen abends und nachts. Oberkörperhochlagerung, kleine Mahlzeiten,... zeigen keinen Erfolg, ebenso wie Maloxaan oder Rennie. Der Mageninhalt wird einfach nicht weitertransportiert. An gesunde Ernährung ist momentan auch nicht zu denken und das Gewicht geht eher nach unten (13.Wo.).Sind Medikamente wie Iberogast oder MCP erlaubt, gibt es Protonenpumpenhemmer oder H2-Blocker die auch in der Schwangerschaft das Problem beseitigen können? Vielen Dank für Ihre Auskunft, mfG Y.F.


Dr. Wolfgang Paulus

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Der Einsatz von Metoclopramid bei Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft ist weit verbreitet. In vielen europäischen Ländern gilt Metoclopramid als Mittel erster Wahl zur Therapie der Hyperemesis gravidarum. Auf der Grundlage der Pharmaco-Epidemiological Prescription Database of North Jutland County zeigte sich bei 309 Behandlungen mit Metoclopramid im ersten Schwangerschaftsdrittel kein Unterschied in Fehlbildungsrate, Abortrate, Geburtsgewicht, Frühgeburtlichkeit und perinataler Mortalität gegenüber einem nicht exponierten Kontrollkollektiv (Sorensen et al 2000). Reichen Antazida wie Maaloxan oder Rennie bei Sodbrennen nicht aus, kann man auf H2-Rezeptor-Antagonisten zurückgreifen. Dabei sollte Ranitidin gegenüber Cimetidin bevorzugt werden, weil letzteres antiandrogene Nebenwirkungen besitzt. Die Fehlbildungsrate war bei den Kindern von 142 Müttern, die in der Schwangerschaft H2-Blocker, insbesondere Ranitidin, eingenommen hatten, nicht erhöht (Magee et al 1996). In einer schwedischen Kohortenstudie lag die Fehlbildungsrate nach Exposition mit Protonenpumpenhemmern nicht höher als in einem unbelasteten Vergleichskollektiv. 282 der 295 erfassten Schwangeren hatten bei dieser Untersuchung Omeprazol eingenommen (Kallen 1998). Eine weitere Kohortenstudie zur Anwendung von Omeprazol im ersten Schwangerschaftsdrittel fand unter 139 exponierten Kindern keinen Anstieg der Fehlbildungsrate (Ruigomez et al 1999). Eine Publikation zu 91 Schwangerschaften, die nach Kontakt mit dem Teratogen Information Service weiter verfolgt wurden, zeigte ebenfalls keine Häufung kongenitaler Anomalien (Lalkin et al 1998). Zumindest nach Abschluss des ersten Schwangerschaftsdrittels wäre der Einsatz von Omeprazol in moderater Dosis durchaus vertretbar.


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