Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Medikamente

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Medikamente

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Sehr geehrtes Dr. Paulus, am 02.10. war der 1. Tag meiner letzten Menstruation. Am 07.11., 08.11. und heute (11.11.) habe ich einen Schwangerschaftstest gemacht. Alle drei waren positiv (auch wenn der Positiv-Streifen noch etwas schwach ausgebildet war). Ein Arztbesuch steht noch aus (ich lebe bis Feb07 in Moçambique und muss mir zunaechst einen vertrauensvollen Frauenarzt suchen). Ca. am 21.10. bekam ich eine starke Blasenentzuendung, die sich am 26.10. nach Diagnose des Arztes zu einer Nierenbeckenentzuendung ausgeweitet hatte. Daraufhin habe ich die oben beschriebenen Medikamente eingenommen. Nach der Antibiotikatherapie ging die Entzuendung zurueck. Was nun bleibt ist die grosse Sorge, ob die Medikamente dem Verlauf der Schwangerschaft und der Entwicklung unseres Babys schaden koennten. Ich waere Ihnen dankbar, wenn sie mir eine Einschaetzung geben koennten. Mit herzlichen Gruessen aus Afrika, Theodora


Dr. Wolfgang Paulus

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Penicilline (z. B. Amoxicillin) und Cephalosporine sind als Antibiotika der 1.Wahl in der Schwangerschaft zu betrachten. Der Betalaktamasehemmer Clavulansäure verursachte in Kombination mit Amoxicillin keine fruchtschädigenden Effekte. Das Collaborative Perinatal Project dokumentierte 388 Expositionen mit Butylscopolamin im ersten Schwangerschaftsdrittel sowie 1053 Expositionen zu einem beliebigen Schwangerschaftsalter (Heinonen et al 1977). Dabei ergab sich keine Häufung von Anomalien. Mit einer Beeinträchtigung der kindlichen Entwicklung durch die Anwendung von Butylscopolamin ist daher nicht zu rechnen. Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen wie Ibuprofen oder Diclofenac dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln bei strenger Indikationsstellung eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus (kindliche Kreislaufverbindung) bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten. Paracetamol gilt als Schmerzmittel der 1.Wahl in allen Phasen der Schwangerschaft (3-4 x 500 mg pro Tag). Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko (Basisrisiko für Fehlbildungen: 3 bis 5%) ist aufgrund der aktuellen Datenlage bei Ihnen nicht anzunehmen.


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