Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Medikamente des Mannes - noch einmal

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Medikamente des Mannes - noch einmal

MariaEmilie

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Da mein unterer Beitrag vermutlich untergegangen hat, weil ich dort selber noch einmal geantwortet hatte, stelle ich meine Frage hier noch einmal. Der untere Beitrag kann natürlich gelöscht werden.    Hallo Herr Paulus,  vor einiger Zeit gaben Sie mir Auskunft über potentiell schädigenden Auswirkungen der Medikamente meines Mannes auf die Spermaqualität.  Er nimmt nach Herzinfarkt und Stent/Bypass Ramipril, Amlodipin, ASS 100, Prasurgrel, Pantoprazol und Atorvastatin.  Mögliche Probleme sahen Sie bei Amlodipin und Atorvastatin und bezogen sich dabei auf (kleinere und letztlich noch nicht eindeutige) Studien. Nun habe ich weiter recherchiert und mir erscheint günstig Atorvastatin gegen Simvastatin zu tauschen. In einer Überblicksarbeit sind zahlreiche Studien angeführt, die negative Effekte von Atorvastatin auf die Spermien zeigen, dagegen positive Effekte von Simvastatin (Omolayoe et al. 2022). Die behandelnden Ärzte finden den Tausch unproblematisch. Ebenso wie einen Tausch von Ramipril/Amlodipin gegen Candesartan/HCT. Insgesamt scheinen mir Sartane für die Zeugungsfähigkeit unproblematischer als ACE-Hemmer bzw. Calciumantagonisten. Wie gesagt gibt es auch kardiologischer Sicht hier keine Probleme.    1. Sehen Sie mit Blick auf die männliche Zeugungsfähigkeit Simvastatin ebenfalls als vorteilhafter gegenüber Atorvastatin und Candesartan/HCT gegenüber Ramipril/Amlodipin?     Vielen Dank für Ihre Einschätzung!  


Dr. Wolfgang Paulus

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Unter Anwendung von Amlodipin fand man bei 87 Männern keine Einschränkungen der Fertilität (Cai et al 2008). Vor allem auf der Basis von hoch dosierten Tierversuchen mit Ratten sah man gewisse Vorbehalte (Benoff et al 1994). Die Tierversuche mit männlichen Ratten verliefen unter Candesartan unauffällig. Allerdings liegen uns keine Studien bei Männern vor. Eine Beeinträchtigung der Spermiogenese unter Therapie mit Hydrochlorothiazid ist bisher nicht beschrieben. Ich sehr zumindest primär keine Nachteile von Candesartan/HCT gegenüber Ramipril/Amlodipin hinsichtlich Kinderwunsch. Bei in vitro – Untersuchungen beobachtete man bei sehr hohen Konzentrationen von Simvastatin (jenseits der humantherapeutischen Bandbreite) eine Beeinträchtigung der Androgensynthese (Smals et al 1991). In Tierversuchen mit Ratten trat jedoch keine Einschränkung der Fertilität auf. Beim Menschen stellte man keinen Einfluss von Simvastatin auf die testikuläre Funktion bzw. die Spermienqualität fest (Purvis et al 1992, Bernini et al 1994, Travia et al 1995, Azzarito et al 1996, Dobs et al 2000, Lindenthal et al 2002). Nach Verabreichung von Atorvastatin in Dosen bis 120 mg/kg/d zeigten sich in Tierversuchen an Hunden keine Beeinträchtigungen des Spermiogramms (Dostal et al 1995). In einer Studie mit 17 Männern unter Atorvastatin 10 mg/d über 5 Monate beobachtete man eine Abnahme der Spermienqualität. Bei 65% fand sich auch 3 Monate nach Absetzen noch eine Beeinträchtigung eines Spermienparameters (Pons-Rejraji et al 2014). Die von Ihnen zitierte Übersichtsarbeit von Omolaoye et al (2022) sieht gewisse Vorteile bei Simvastatin. Der Wirkungsmechanismus von Atorvastatin und Simvastatin ist ähnlich; beide Wirkstoffe gehören zur selben Substanzklasse. Ob ein Wechsel große Vorteile bringt, bleibt abzuwarten. Soweit aus internistischer Sicht keine Vorbehalte gegenüber einem Medikamentenwechsel bestehen, kann man diese Maßnahme durchaus in Erwägung ziehen.


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