Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Hyperthyreose

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Hyperthyreose

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Seit meiner jetzigen Schwangerschaft nehme ich ab der 8.SSW.zusätzlich zu meiner Novothyral 100 noch Jodid 200. Jetzt sind bei mir erhöhte T3 Werte festgestellt worden. Nach meinen Recherchen im Internet verstehe ich darunter das ich zu viel an Jodid eingenommen habe.Außerdem lese ich immer wieder von dem Wolff-Chaikoff-Effekt , der beim Ungeborenen entsteht,wenn die Mutter eine Überfunktion der Schilddrüse hat.Die kindliche Schilddrüse schaltet bei dem Überangebot an Hormonen auf Unterfunktion. Meine Frage ist nun :Kann meine Überfunktion in der 22.bis 28.SSW dem Feten schon geschadet haben?? Meine T3 Werte lagen bei 2,55 T4 10,9 und TSH bei 0,25


Dr. Wolfgang Paulus

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Der Jodidbedarf steigt in der Schwangerschaft auf ca. 260 µg/d an. Da dieser Bedarf in den Jodmangelgebieten Deutschland, Österreich und Schweiz meistens nicht über die Nahrung gedeckt werden kann, ist die zusätzliche Einnahme von Jodid (z. B. Jodetten) 200 µg/d in der Schwangerschaft zu empfehlen. Die embryonale Schilddrüse nimmt ihre Aktivität zwischen der 10. und 12.SSW auf. Da Schilddrüsenhormone für die Reifung des Zentralnervensystems dringend erforderlich sind, sollte eine ausreichende Jodidzufuhr für die Produktion der fetalen Schilddrüsenhormone gewährleistet sein. Die Entwicklung einer Struma bzw. einer Hypothyreose wird beim Erwachsenen durch den Wolff-Chaikoff-Effekt erst bei einer Jodid-Tagesdosis über 1000 µg verursacht. Das Problem entstünde demnach durch eine Überdosis an Joidid, nicht aber durch erhöhte Schilddrüsenhormonwerte der Mutter. Die Schilddrüsenhormone Triiodthyronin und Levothyroxin passieren die Plazenta nur in geringem Umfang. Eine Dauermedikation mit Thyroxin bei Struma (Schilddrüsenvergrößerung) bzw. Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) sollte in der Schwangerschaft unbedingt fortgeführt werden. Da das thyroxinbindende Globulin in der Schwangerschaft ansteigt, kann die Dosis ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel um ca. 25% erhöht werden. Übrigens sind für die Beurteilung des Hormonstatus in der Schwangerschaft die Werte von freiem T3 bzw. T4 entscheidend. Eine kindliche Schädigung ist durch Ihren aktuellen Schilddrüsenhormonbefund daher nicht zu befürchten.


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Sehr geehrter Herr Dr. Paulus Vielen Dank für Ihre beruhigende Antwort. Aber mit dem Wolff-Chaikoff-Effekt habe ich nicht so ganz verstanden. Ist dieser beim Ungeborenen erst zu befürchten bei Jodzufuhr über 1000 µg? Ich lese nämlich immer wieder von den zusätzlichen Jodbeimengungen in unseren Lebensmitteln.Da ich ja 200 µg Jod zu mir nehme plus die versteckten Jodgaben in der Nahrung ,weiß ich nicht ob das schon zu viel ist Im Moment soll ich laut meinem Hausarzt nur noch 150 µg Jod nehmen plus die 100 µg Novothyral. Allerdings geht es mir nicht so gut bei diesen Werten (Überfunktionssymphtome), so das ich aus lauter Unsicherheit selbst meine Medikamente geändert habe. Ich nehme jetzt wieder 200 µg Jod und 150 µg Novothyral.Damit geht es mir entschieden besser , habe aber Angst , das ich meinem Ungeborenen schädige.(Wegen dem Jodüberschuss) Leider kann ich im Moment meine Hausärztin nicht fragen ,da sie im Urlaub ist, gehe aber am 23.05. zum Gynäkologen. Ich freue mich auf Ihre Antwort und grüße Sie recht herzlich.


Dr. Wolfgang Paulus

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Mit Ihrer aktuellen Joddosis können Sie selbst bei zusätzlicher Anreicherung über die Lebensmittel keine Schäden beim Kind auslösen.


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