Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Hautpilz und Stillen

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Hautpilz und Stillen

Bente27

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Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich habe einen Hautpilz und dafür Itrabene verschrieben bekommen. Mein Kind ist 2,5 Jahre und es trinkt noch zeitweise an der Brust. Ich lese überall das man das Medikament in der Stillzeit nicht unbedingt nehmen sollte. Kann ich es mit einigen Stunden Stillunterbrechung bedenkenlos nehmen? Vielen Dank


Dr. Wolfgang Paulus

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Bei einer Halbwertszeit von 34 bis 42 Stunden nach wiederholter Anwendung werden Sie mit einer Stillpause wenig erreichen. Der Wirkstoff ist nämlich erst nach ca. 5 Halbwertszeiten weitgehend aus der Blutbahn eliminiert, das wäre mehr als eine Woche nach letzter Einnahme. Auf der Grundlage einzelner Fallberichte kann man abschätzen, dass voll gestillte Kinder im Alter von 3 bis 12 Monaten gewichtsadaptiert ca. 1,5% der mütterlichen Itraconazol-Dosis über die Muttermilch aufnehmen. Dadurch erreichen sie lediglich 0,77% der mütterlichen Plasmakonzentration (McNamara & Abbassi 2004). Da sich Itraconazol im Fettgewebe anreichert, könnte der Wirkstoff bei täglicher Anwendung in der Muttermilch in erheblich höheren Konzentrationen auftreten. Daraus resultierende Effekte sind bislang nicht untersucht, weshalb von einer Anwendung in der Stillzeit abgeraten wird. Alternativ wäre an den Wirkstoff Fluconazol zu denken, der in der Stillzeit besser erprobt ist, weil er auch gelegentlich bei Pilzbefall der Brustdrüse in der Stillzeit eingesetzt wird. Fluconazol geht in die Muttermilch über. Nach Medikation von zwei stillenden Müttern mit einer Tagesdosis von 200 mg über 20 Tage fand sich ein Milch/Plasma-Quotient von 0,8 bis 0,9. Die Halbwertszeit für die Elimination aus der Muttermilch beträgt 27 bis 30 Stunden. Es liegen auch Berichte über eine komplikationslose Anwendung von Fluconazol (Dosen bis 16 mg/kg/d) zur Behandlung einer disseminierten Candidose bei Säuglingen vor. Die kindliche Exposition übertrifft dabei weit die Aufnahme über die Muttermilch bei mütterlicher Therapie. Eine Publikation berichtet von einer mütterlichen Behandlung mit Fluconazol (100 mg pro Tag über 6 Wochen) bei Candidose der Mamille ohne negative Auswirkungen auf den Säugling (Bodley & Powers 1997). Eine Studie an 96 Patientinnen mit Candidose der Milchgänge zeigte keine größeren Komplikationen unter Einnahme von Fluconazol (150 mg pro Kapsel) in einer Gesamtdosis von bis zu 29 Kapseln (Moorhead et al 2011). Auch wenn der Hersteller von einer Anwendung des Antimykotikums Fluconazol in der Stillzeit abrät, betrachtet die American Academy of Pediatris die Medikation mit Fluconazol als vereinbar mit dem Stillen (American Academy of Pediatrics 2001).


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