Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Finasterid 1mg - Kinderwunsch: wann sollte Mann das absetzen?

Dr. med. Wolfgang Paulus

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Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Finasterid 1mg - Kinderwunsch: wann sollte Mann das absetzen?

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Sehr geehrter Herr Dr. med. Paulus, da bei meinem Freund und mir ein Kinderwunsch besteht und wir gerne nächstes Jahr damit "anfangen" würden diese Kinderwunschpläne konkret umzusetzen, habe ich eine Frage: Mein Freund nimmt seit ungefähr 2009 ein Medikament namens Finasterid in der Dosierung 1mg. Er nimmt dies freiwillig, sein Hausarzt hat es ihm verschrieben, gegen unerwünschten Haarausfall. Er nimmt täglich eine Tablette. Nun steht in der Packungsbeilage, dass es für das ungeborene Kind sehr gefährlich werden könnte und es sogar zu Verkrüppelungen führen kann. Selbst für mich als schwangere Frau kann es gefährlich werden. Wann sollte mein Freund dieses Medikament absetzen, um zu verhindern, dass eine Gefährdung besteht? Nach welchem Zeitraum des Absetzens von Finasterid ist es für mich ungefährlich die Pille abzusetzen? Ich war heute bei meiner Frauenärztin (Frau K. Köpping), die mich an Sie verwies. Vielen Dank für Ihre Hilfe und freundliche Grüße, Annamária K.


Dr. Wolfgang Paulus

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Die antiandrogene Potenz von Finasterid führte im Tierversuch bei hoher Dosis zu entsprechenden Veränderungen des äußeren Genitale. Beim Menschen wäre damit theroretisch ab der 8.SSW zu rechnen. Unter Einnahme einer Tagesdosis von 5 mg Finasterid fanden sich im Ejakulat weniger als 1/50 der Dosis, die beim Erwachsenen keine Auswirkung mehr auf den Testosteronspiegel hat. Eine Beeinträchtigung des Feten ist daher ebenfalls unwahrscheinlich. Allerdings sollte nach Eintritt einer Schwangerschaft eine Exposition des Feten mit Finasterid über das Sperma bei Geschlechtsverkehr möglichst vermieden werden (Kondome!). Als Nebenwirkungen der Therapie mit Finasterid wurden bei Männern verminderte Libido, Ejakulationsstörungen und Impotenz beobachtet. In letzter Zeit berichten mehrere Publikationen von reversiblen Beeinträchtigungen des Spermiogramms unter Anwendung von Finasterid (Liu et al 2008, Collodel et al 2007, Amory et al 2007). Bei Kinderwunsch ist daher eine Fortsetzung der Medikation mit Finasterid grundsätzlich als ungünstig einzustufen.


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