Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Dexamethason und Metformin in der Stillzeit?

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Dexamethason und Metformin in der Stillzeit?

teetasse

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Hallo, aufgrund von adrenaler Hyperandrogenämie nahm ich vor und auch zum Teil in der SS Dexamethason 0,25 mg/d und Metformin 500 mg/d. Nach dem Absetzen kehrten recht bald die Symptome noch in der SS zurück (Haarausfall im Oberkopfbereich u.a.). Nun habe ich vor 3 Monaten entbunden und stille mein Kind voll, es ist aber abzusehen daß ich bald wieder mit der Medikation beginnen müßte, daher meine Frage: Ist die Anwendung oben genannter Medikamente in der angegebenen Dosierung auch in der Stillzeit vertretbar oder wäre es besser, bzw. notwendig vorher abzustillen? Mein Arzt ist sich diesbezüglich unsicher. Vielen Dank für Ihre Mühe. Grüße, Teetasse


Dr. Wolfgang Paulus

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Der Übergang von Dexamethason in die Muttermilch ist nicht ausreichend untersucht. Bei Medikation mit dem verwandten Glukokortikoid Prednisolon gehen nur geringe Mengen in die Muttermilch über (Ost 1985, Greenberger et al 1993). Unter einer maternalen Dosis über 20 mg pro Tag empfehlen manche Untersucher eine Stillpause von ca. 4 Stunden nach der Einnahme. Selbst bei Medikation mit Prednisolon 80 mg pro Tag entspricht die Aufnahme über die Muttermilch nur weniger als 10% der endogenen Cortisolproduktion des Säuglings. Sowohl die American Academy of Pediatrics als auch die WHO Working Group on Human Lactation betrachten die Anwendung von Prednison / Prednisolon als kompatibel mit dem Stillen (Committee on Drugs 1994, WHO Working Group 1988). Bei fünf stillenden Müttern zeigten sich unter Einnahme von Metformin in den ersten 2 ½ Wochen nach Geburt niedrige Konzentrationen in der Muttermilch (Briggs et al 2005). Gewichtsadaptiert würde der Säugling demnach ca. 1% einer Erwachsenendosis über die Muttermilch aufnehmen. Die Blutzuckerspiegel der Säuglinge bewegten sich im Normbereich. Auch fielen keine Veränderungen des Verhaltens bei den Nachkommen auf. Nach Meinung der Autoren ist die mütterliche Einnahme von Metformin mit dem Stillen vereinbar. Eine weitere Studie an 3 Mutter/Kind-Paaren ergab einen Milch-Plasma-Quotienten von 0,2. Im Serum der Säuglinge konnte kein Wirkstoff nachgewiesen werden (Gardiner et al 2003). In einer dritten Studie nahmen sieben Mütter eine mittlere Tagesdosis von 1.500 mg Metformin ein. Der Milch/Plasma-Quotient betrug im Mittel 0,35, die Säuglingsdosis erreichte im Mittel 0.28% einer Erwachsendosis. Bei vier Säuglingen wurden Messungen im Plasma durchgeführt, wobei man allenfalls geringe Wirkstoffspiegel feststellen konnte. Bei keinem Säugling wurden gesundheitliche Störungen beobachtet. Die Autoren aller Studien halten die Medikation mit Metformin für vereinbar mit dem Stillen.


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