Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Antidepressivum und Geburt bzw. Stillen

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Antidepressivum und Geburt bzw. Stillen

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Guten Abend Herr Dr. Paulus! Ich bin in der 30. SSW und nehme momentan Paroxetin 20mg. Ich möchte das Medikament zum ET hin langsam absetzen, damit mein Baby nicht so viele Entzugsprobleme bekommt. Ab wann sollte ich es langsam absetzen, reichen 6 Wochen vor dem Entbindungstermin oder sollte ich jetzt schon damit beginnen? Vor der Schwangerschaft habe ich Trevilor retard 150 mg eingenommen, welches ich nach der Geburt wieder nehmen möchte, da es mir einfach besser hilft. Darf ich Trevilor retard in dieser Dosis (150mg) auch einnehmen, wenn ich mein Baby stille oder würden Sie mir eher raten, Paroxetin in der Stillzeit weiter zu nehmen? Danke vielmals für Ihre Antwort, Gruß von Jule


Dr. Wolfgang Paulus

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Bei drei Patientinnen konnte ein Übergang von Venlafaxin in die Muttermilch festgestellt werden. Die gewichtsadaptierte Säuglingsdosis betrug einschließlich der aktiven Metaboliten von Venlafaxin 7,6% der mütterlichen Dosis. Im Plasma der Säuglinge konnte man die entsprechenden Wirkstoffe nachweisen. Die Kinder zeigten jedoch keinerlei Auffälligkeiten. Die Erfahrungen mit Venlafaxin in der Stillzeit sind jedoch zu begrenzt, um eine langfristige Anwendung empfehlen zu können (Ilett et al 1998). Paroxetin und Sertralin sind in der Stillzeit die Antidepressiva der ersten Wahl, da praktisch keine relevanten Wirkstoffmengen auf den Säugling übergehen. Bezüglich des Ausschleichens der Antidepressiva vom SSRI-Typ vor der Geburt sollte man sehr vorsichtig sein. Atem- und Ernährungsstörungen, Krampfanfälle, Unruhe und anhaltendes Schreien können zwar mitunter zu einem verlängerten Krankenhausaufenthalt für den Säugling führen, diese Beschwerden treten aber nur bei ca. 20% der betroffenen Schwangeren (v. a. bei hohen Tagesdosen) auf und sind nach wenigen Tagen verschwunden. Da Sie mit 20 mg keine hohe Paroxetindosis einnehmen, wäre eine Reduktion auf 10 mg in den letzten 3 Wochen vor dem Entbindungstermin auch schon ausreichend. Im übrigen gelten entsprechende Empfehlungen für Citalopram. Inzwischen liegen aktuelle Daten des Swedish Medical Birth Registry vor, das 377 Expositionen mit Citalopram in der Schwangerschaft erfasste (Ericson et al 1999). Dabei fiel kein Anstieg der Fehlbildungsrate auf: Lediglich 15 Neugeborene (4,0%) wiesen eine angeborene Störung auf, was dem allgemeinen Basisrisiko von 3 bis 5% entspricht.


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Hallo Jule, antworten kann ich Dir leider nicht... Aber ich würde Dich gerne fragen, ob Du das Medikament die ganze Schwangerschaft hindurch genommen hast. Ich bin jetzt in der 7. SSW und nehme Citalopram ein, hab mich selbst auf 5mg/Tag gedrosselt, klappt gut. Nur es gibt halt Risiken, wenn man es während der Schwangerschaft einnimmt. Wie ist das mit Deinem Medikament? Vielen lieben Dank für die Antwort! (Janee-e@web.de) Jana*


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Hallo Jana, noch vor einigen Monaten habe ich Trevilor retard genommen. Habe das auch mit meinem Neurologen abgesprochen und er hat gemeint, dass ich es in der Schwangerschaft weiter nehmen soll, weil ich ohne Antidepressivum (leider) nicht auskomme. Dann habe ich aber viel darüber gelesen, dass dieses Medikament noch relativ neu ist und es kaum Schwangere gibt, die es in der Schwangerschaft genommen haben und die Auswirkungen auf das Ungeborene noch unbekannt sind. Als ich von meiner Schwangerschaft erfuhr, habe ich es sofort abgesetzt und gehofft, es auch ohne Medikamente zu schaffen. Tja, ging leider nicht. Deswegen nehme ich jetzt seit ungefähr der 7. Woche Paroxetin. Schau mal hier nach, da steht auch was zu Citalopram (meine jetzige Ärztin hat mir nämlich genau dieses Medikament vor der Schwangerschaft empfohlen): www.frauen-und-psychiatrie.de. Vielleicht kannst du auch auf Paroxetin umsteigen? Ich glaube, dass die Wirkung ungefähr gleich ist und vielleicht sprichst du ja auf dieses Antidepressivum auch an?? Aber wenn du Citalopram brauchst, dann nimm es weiter. Ich denke mal, die Risiken halten sich bei fast jedem Antidepressivum in Grenzen. Deswegen ist es ratsam, vor der Geburt das Medikament abzusetzen, weil das Baby sonst Entzugserscheinungen spürt (wie Unruhe, häufiges Weinen,....) . Habe gerade unter dem Link nach Citalopram geschaut. Dort steht, dass es bei mehreren hundert Schwangerschaften keine Auswirkungen auf die vorgeburtliche Entwicklung gab. Also, du kannst es ruhigen Gewissens weiter nehmen. Ich wünsche dir eine schöne Schwangerschaft und alles Gute mit deinem Baby, Grüße von Jule


Mitglied inaktiv

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Hallo Jule, vielen Dank für Deine Antwort! Es ist echt schön, sich mal mit jemandem austauschen zu können, der ähnliche Probleme hat. Schließlich sind wir ja nich "irre", auch wenn man das gleich denkt... Am liebsten würde ich das Medikament natürlich absetzen... Hab in 2 Wochen einen Termin beim Therapeuten, vielleicht kann der mich ja "heilen". Wenn Du magst, schreib mir doch mal. Würde mich sehr freuen! Liebe Grüße und eine tolle Schwangerschaft! Jana


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