Frage: Kindernährung

Hallo! Meine Tochter wird im November 3 Jahre alt und sie ist von Geburt an keine große Esserin gewesen, aber es ging mit Beikost und auch so mit 1 Jahr viel besser als jetzt. Um es mal zusammen zu fassen: Sie isst keinen Honig, Marmelade, Käse, Yoghurt, Frischkäse oder ähnlichen Aufstrich. Somit bleibt es beim Frühstück bei einem Butterbrot. Manchmal geht noch ein Müsli (Cornflakes) mit Milch aber das nur sehr sehr selten. Gemüse roh geht nur Gurke, alles andere isst sie nicht. Gekocht nur wenn ich es sehr sehr fein püriere, so das sie es nicht sieht. Meistens will sie aber dann eh keine Soße und isst dann Nudeln pur, Reis pur, Kartoffeln pur. Fleisch bzw. Wurst isst sie mir nur Wiener, hin und wieder Gelbwurst, aber kein Fleisch im Essen. Obst geht Apfel, Banane und Weintrauben, aber das mit viel Hinreden und viel Geduld. Ich geb ihr hin und wieder diese kleinen Obstbecher von Hipp, damit sie ein wenig "Vitamine" hat. Den isst sie komischer Weise,obwohl da auch Yoghurt drin ist?! Es ist mittlerweile sehr schwer für uns zu kochen, da es jede Woche im Grunde das Gleiche gibt und ich keine Lust auf doppelt kochen habe. Ich mag sie nicht zwingen, aber ich kann sie auch nicht hungrig ins Bett schicken. Was gibt es für Alternativen? Ist das in dem Alter normal? Sie hat als sie kleiner war Käse gegessen, warum jetzt nicht mehr? Gut ich esse auch keinen, vermutlich deshalb. Ich hab Angst, dass sie nicht ausgewogen isst. Vielen Dank

von muggi83 am 01.10.2012, 14:54



Antwort auf: Kindernährung

Hallo muggi83 Nicht wenige Kinder in diesem Alter sind sehr wählerische Esser und haben eine sehr eingeschränkte Speisenauswahl. Als Mama ist man schnell besorgt, wenn die Kinder nicht richtig essen und die Ernährung dadurch sehr eintönig wird. Um Veränderungen zu erzielen, braucht es Zeit und Geduld. Doch mit den richtigen Tools, die ich dir gleich schildern werde, wirst du deine Tochter zu einem ausgewogenen Speiseplan hinführen. Dein Kind hat möglicherweise eine sehr ausgeprägte Neophobie. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben diese mehr oder weniger stark ausgeprägte sog. Neophobie. Das ist eine Art Angst vor dem "neuen" Essen. Ursprünglich eine gute Schutzfunktion., denn gegessen wird nur das, was man kennt, denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Phänomen ist sogar in der Tierwelt vorzufinden - neue Dinge werden auch hier nur zögerlich von Jung und Alt gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Hier stehen immer wieder die gleichen Dinge und ab und zu etwas Neues. Und irgendwann frohlockt es, zuzugreifen. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Ab etwa dem 18.Lm schränkt sich dieser Ess-Erlebnishorizont oft drastisch ein. Nochmals mit Beginn des Kindergartenalters, mit etwa 3 Jahren. Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer angegangen. Bis dahin wird am besten das verspeist, was die Kleinen gut kennen und mögen. Dabei sollte das Gericht schon optisch gut erkennbar sein. Die gerne gegessenen Speisen geben Sicherheit, dass das Essen einen guten Nutzen bringt, dass es gut vertragen wird und nährt. Mit einem guten Bauchgefühl können nun Erfahrungen in anderen Bereichen gesammelt werden, die Welt erkundet und erobert werden. Doch langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte trotzdem erweitern. Keine Sorge. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc. Oft dann, wenn man es nicht erwartet. Geht zusammen einkaufen, erfreut auch an der Farbenpracht der Obsttheke, esst daheim zusammen etwas, das ihr gerade gekauft habt. Kocht zusammen frische Marmelade und lass dein Kind direkt aus dem abgekühlten Topf probieren. Rede dabei ganz viel mit ihr und erkläre, was du tust. Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken... Solche ganz spezifischen Vorlieben, wie bspw bei euch die Hipp-Furchtjoghurtspeise, sind deshalb übrigens nicht ungewöhnlich. Denn dies kennt deine Tochter und erkennt es bereits an der Verpackung. Sie weiss, dass es ihr gut bekommt und deshalb schmeckt. Um dir viel Stress beim Essen zu ersparen, kannst du auf die Wünsche deines Kindes eingehen. Diese Wünsche deines Kindes solltest du zwar respektieren, aber nicht zu sehr in diesem Fahrwasser mitfahren. Ermuntere dein Kind dazu, hin und wieder alles zu probieren. Einfach mit den Lippen, lecken, kosten, ausspucken, bei dir abbeißen, aus dem Topf naschen, riechen.... Nur über solche Erfahrungen kann deine Kleine ihr Auswahlrepertoire erweitern. Über Spiele und Tricks funktioniert das am allerliebsten. Erklärungen, Bitten und Flehen helfen nur selten. Sei ein Vorbild - weniger durch Worte als durch dein adäquates und echtes vorleben. Durch das sog. soziale Lernen (Lernen durch Beobachten und Nachahmen) wird die Neophobie am besten überwunden. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Sie suchen sich hierzu Vorbilder. Das kann Mama oder Papa sein. Aber auch ganz andere Weggefährten können als Vorbild dienen. Das kann Oma sein oder eine Freundin, auch Vorbilder aus den Medien. Ermuntere dein Kind immer wieder dazu, mal etwas Neues zu probieren. Denn nur darüber können neue Esserfahrung gesammelt werden und neue Dinge akzeptiert werden. Doch überfordere ihn damit nicht. So kann die Auswahlpalette vergrößert und Appetit auf Neues gebildet werden. Biete Anreize bei leckeren Speisen zuzugreifen. Gib deinem Kind die vertrauten Speisen und erweitere spielerisch das Angebot. Meine Tochter war auch immer sehr skeptisch. Gefallen fand sie häufig an "exotischen" Dingen wie Litschis oder Physalis, Oliven, Felafel (Kichererbsenbällchen), Erbsensuppe, Couscous, etcetc. Bspw führte der Weg zum Kiga an dem Laden vorbei, der Felafeln im Angebot. Gerne habe ich dort auf dem Heimweg etwas mitgenommen. Durch die Konstanz, den Geruch, meinem Genuss beim Essen, bekam sie auch Appetit darauf. Zunächst hat sie nur zaghaft geknabbert, aber noch heute liebt sie diese Dinger. Am besten schmecken sie ihr genau dort. Du brauchst nicht deshalb keineswegs nur das zu kochen, was dein Kind mag. Im Gegenteil, du solltest auch die Dinge anbieten, die du gerne isst. Das lohnt den Mehraufwand, denn langfristig zeigt sich der Nutzen. Und noch was: Verschiedene LM sättigen unterschiedlich. Süsse LM sind so begehrt, weil sie nahrhaft sind. Sprich, sie liefern auf kleinstem Raum viel Nahrungsenergie. Eine kleine Menge kann schon satt machen. Fett hat viele Kalorien, aber nimmt nur wenig Volumen ein, sodass eine Mahlzeit zwar klein erscheinen mag, weniger Essaufwand erfordert, aber trotzdem gut sättigt. Süßes vermittelt ein rasches Sättigungsgefühl. Pures Gemüse bspw dagegen hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, aber bringt null Sättigung. Die sekundären Pflanzenstoffe hingegen sind manchmal schwerer verdaulich. Individuell verschieden. Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde. Mit viel Fett wie bspw Rahmspinat . Erbsen haben einen leicht süßlichen Geschmack. Pizza ist fetthaltiger als ein Putenwurstbrot. Kinder müssen bis zu 10 mal etwas probieren, beovr sie es wirklich gut akzeptieren. Zum Probieren genügen oft schon mimimale Mengen. Und ausspucken sollte erlaubt sein. Ein einziger Bissen reicht für den Anfang oft schon aus. Einer neuen Studie zufolge helfe es, wenn man die Gemüse nicht nur beim Namen nenne, sondern lustige Kreationen dazu erfindet. Mein Neffe hat neulich auch seine Nudeln nicht mit Tomatensosse essen wollen. Erst die Umbenennung in Mondseesosse ließ ihn zugreifen. Was du noch tun könntest: Du kannst klare Regeln aufstellen. Damit lernen Kinder i.d.R. schnell umzugehen. Überleg dir, welche hilfreich sein könnten. Es sollten welche sein, die für alle Beteiligten kompromissloss durchführbar sind. Bspw: Es muss immer erst probiert werden, dann darf abgelehnt werden. Bpsw auch dass es was Süßes nur gibt, wenn vorher ordentlich gegessen wurde. Wenn das Mittagessen wirklich nicht schmeckt, dann gibt es stattdessen Alternativen wie herzhaft belegte Brote o.ä. Eine Wahlmöglichkeit sollte vorhanden sein. Pflanzt doch mal auf der Fensterbank eine Bohnenpflanze in einem kleinen Töpfchen an. Die könnt ihr bald ernten und Festessen draus machen. Da soll sie doch ihr Kuscheltier einladen und mit ihm die eigene Ernte verspeisen. Auch wenn es nur eine einzige Bohne ist....So kriegst du sie dazu - Spiele helfen immer. Lass dein Kind, versuche ihr hin und wieder Neues schmackhaft zu machen und kontrolliere nichts. Bei guter Entwicklung hilft nur Geduld auf dass euer Kind den anderen Mitessenden nacheifert und wenn auch zögerlich, aber immerhin langsam und stetig ihren Esshorizont dadurch erweitert. Dies geschieht nicht durch Drängen, sondern durch echtes, adäquates Vorleben (selbst gerne essen) und eine entspannte und freudige Atmosphäre bei Tisch. Biete ein umfassendes Nahrungsangebot, aus dem dein Kind wählen kann. Extrawürste sollten nach Möglichkeit nur ganz selten gegeben werden, aber eine Auswahl bei Tisch ermöglicht es jedem, sein Wunschmenü zusammenzustellen. Da können Reste vom Vortag erlaubt sein, Brot oder Nudeln oder die gewohnte Salatgurke statt grünem Salat. Hilfreich ist trotzdem, Regeln aufzustellen und immer mal wieder neues zum Kosten anzubieten. Die Kontinuität im Probieren kann irgendwann eine Veränderung bewirken - zuvor weniger beliebtes wird plötzlich zur Lieblingsspeise. Kinder fordern uns Eltern immer wieder. Um dabei die Oberhand zu behalten, hilft es, Regeln aufzustellen. Damit lernt auch dein Kind bald gut umzugehen. Weitere gute Erziehungstipps gibt dir bestimmt Frau Schuster in ihrem Forum, hier bei rub. Also dann Grüße B.Neumann Anhang: Kartoffelbrei kannst du mit Möhren orange "färben". Gib dem Ding einen originellen Namen wie "DIE MAUS" Kartoffelbrei. Auch durch eine solche "Identifikation" schaffst du Vertrautheit, Neugier und spierlerischen Anreiz. Die Kartoffel ist ohnehin sehr vielseitig einsetzbar - Knödel, Gnocchi, Pommes, Backofenkartoffeln, Pellkartoffeln, Rösti u.v.m., Suppen... bspw Erbsensuppe: Finde eine ´Namen dafür:-) TK-Erbsen in leicht gesalzenem Wasser kochen. Nach dem Kochen pürieren und anschliessend noch mal durch ein Haarsieb streichen. Mit Sahne nochmals aufkochen, abschmecken (Zucker, ganz wenig Salz) - Toll! n Pfannkuchen kannst du wunderbar Obst (Äpfel) oder Gemüse (Zucchini)verstecken. 1 Ei verquirlen, 5 EL Milch dazu. 3 EL Mehl beimischen, etwas Zucker, eine Prise Salz. kurz stehen lassen. Einen Apfel feinreiben, in den Teig geben. In Fett kleine Portionen rausbacken. den Apfel merkt man kaum. auch Zucchini kannst du feinreiben, etwas trockentupfen und unter den Teig mengen. Hast du schon sämtliche Gemüsesorten oder Obstsorten ausprobiert? Auch Mais, Erbsen, Brokkoli, Zuckerschoten etc? Manchmal hilft es, die Kinder zu beobachten, wann sie bereit sind, neue Speisen zu probieren. Nutze die Gunst der Stunde, um neue bzw alte Sorten (erneut) zu testen. Auch in Waffeln lässt sich dergleichen verstecken. Käsewaffeln 100 g Butter oder Margarine 3 Eier 250 g Mehl Salz, Pfeffer 1/2 Liter Milch geriebenes Gemüse 200 g geriebener Käse Ca. 150 ml Buttermilch So geht's: Die Butter bei schwacher Hitze zerlassen und etwas abkühlen lassen. Die Eier trennen. In einer Schüssel das Mehl mit Salz und Pfeffer mischen. Die Eigelbe mit der Milch verquirlen und unter das Mehl rühren. Das Gemüse, den Käse und die Butter zugeben. Die Eiweiße zu Schnee schlagen und vorsichtig unterheben. Im Waffeleisen backen. Auch die Präsentation ist wesentlich am Erfolge beteiligt: Statt einem Berg grüner Erbsen lieber mal nur Erbsen als Deko (als Blümchen) auf den Teller tun. Wenn es dem Kind schmeckt, kann nachgelegt werden. Ein super Beispiel ist die Pizza. Die Tomaten gehören da einfach dazu und werden kommentarlos mitgegessen. Gemüse darf ruhig ordentlich weich gekocht sein und mit viel Fett zubereitet sein. Hier zeigt das Beispiel mit dem Rahmspinat (mit dem Extrablubb .-)), wie der Siegeszug angetreten werden konnte. Bestimmt mag dein Kind ein paar wenige Sorten gerne essen, die die Vielfalt auf dem Teller steigern. Kartoffeln, Tomatensosse, Salatgurke? Oder saure Gurken, Gemüsemais? Nicht alle Kinder mögen alle Obst-und Gemüsesorten gerne essen. Manche essen gar nichts und manche haben zwei bis drei Lieblingssorten. Andere Kinder mögen Fleisch nicht so gerne essen und wieder andere verabscheuen Milchprodukte. Als Mutter kann man schon daran verzweifeln, wenn die lieben Kleinen nicht so essen wollen, wie man sich das wünscht. Und vor allem wie es in den allgemeinen Ernährungsempfehlungen geschrieben steht. Kinder wissen nichts von Ernährungsempfehlungen und essen einfach dann, wenn es ihnen schmeckt, oder wenn sie hungrig sind. Jedes Kind is(s)t unterschiedlich. Manche Kinder essen gern und viel und einfach alles bis auf wenige Ausnahmen. Manche Kinder essen wenig und sind dabei oft noch sehr mäkelige Esser. Das wichtigste Element ist zunächst einmal einfach die Tatsache, dass ein Kind überhaupt isst :-) Das klingt zunächst zwar sehr banal und ist dennoch die erste Vorraussetzung. Die ist bei euch erfüllt :-) Keiner muss alle Gemüsesorten mögen. Es macht die Speisenauswahl nur insgesamt einfacher, für alle Beteiligten. Magst du denn alle Gemüsesorten gerne? Früher mochte ich persönlich wirklich viele (aber nicht alle) Gemüsesorten. Schwarzwurzeln bspw kann ich auch heute noch nicht essen. Und auch Rucola ist mir absolut zuwider....Da würden keine noch so guten Argumente zählen. Essen ist überlebenswichtig. Da wir Menschen Allesesser sind, können wir aus einem großen Repertoire an Lebensmitteln schöpfen, die uns nähren. Was wir essen sollten, und welche Möglichkeiten der Auswahl wir haben, das gründet auf den Erfahrungen der Gesellschaft und Kultur, in der wir aufwachsen und leben. Wir Menschen sind recht anpassungsfähig. Allerdings muss man sich behutsam an neue Speisen heranwagen. *Besonders Kinder essen deshalb am liebsten immer das Gleiche! Nämlich das, was sie gut kennen und was sie am besten nährt.

von Birgit Neumann am 02.10.2012