Annonnym
Guten Morgen Dr. Gagsteiger, ich habe am 8.5. einen Transfer einer Blastozyste und soll seither Progestan vaginal nehmen. Leider ist es mir passiert, dass mir auf der Toilette auf der Arbeit eine Tablette runtergefallen ist. Es war kein Waschbecken in der Nähe. Ich wollte die Tablette aufgrund der Angst vor keimen nicht so einführen und habe dann ohne darüber nachzudenken die Tablette in den Mund genommen um sie zu reinigen. Was mehr als eklig und dumm war. Danach habe ich sie vaginal eingeführt. Nach ein paar Tagen hatte ich einen positiven Schwangerschaftstest, der aber jetzt wieder täglich schwächer wird. Kann dies an der oben beschriebenen Situation liegen? Danke für Ihre Antwort
Guten Morgen, vielen Dank für Ihre offene und ehrliche Schilderung – solche Missgeschicke passieren vielen Menschen, vor allem in stressigen Situationen rund um den Embryotransfer. Zur Einschätzung: 1. Die Einnahme der Tablette in den Mund – medizinisch betrachtet: Progestan ist für die vaginale Anwendung gedacht, kann aber grundsätzlich auch oral eingenommen werden, wenn auch mit einer anderen Bioverfügbarkeit. Dass Sie die Tablette kurz im Mund hatten, hat – auch wenn es sich sicher unangenehm anfühlte – keine schädlichen Auswirkungen auf den Wirkstoff selbst. Die anschließende vaginale Applikation war nach diesem Umweg ungewöhnlich, aber nicht wirkungslos oder gefährlich. 2. Beeinflusst das den Schwangerschaftsverlauf? Nein. Ein einmaliger Zwischenfall wie dieser hat keinerlei Auswirkung auf die Wirksamkeit der restlichen Behandlung oder den Verlauf der Frühschwangerschaft. Die von Ihnen beschriebene Entwicklung mit erst positivem, dann schwächer werdendem Schwangerschaftstest deutet eher auf eine sogenannte biochemische Schwangerschaft hin – also eine sehr frühe Einnistung, bei der sich der Embryo leider nicht weiterentwickelt hat. Fazit: Die geschilderte Situation ist verständlich und kein Grund für Schuldgefühle oder Sorgen, sie hat mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keinen Einfluss auf die Entwicklung der Schwangerschaft gehabt. Der Rückgang des Schwangerschaftshormons ist leider ein häufiges Ereignis in der frühen Phase und entsteht nicht durch äußere Einflüsse wie Keime oder Einnahmefehler – sondern meist durch genetische Ursachen, auf die niemand Einfluss hat. Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Zuversicht für die kommenden Schritte