Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Noch eine Nachfrage

Frage: Noch eine Nachfrage

Johanna_B

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Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, Nochmals ganz herzlichen Dank für Ihre ausführlichen Antworten auf meine Fragen zur suboptimalen Entwicklung des Endometriums - Sie helfen mir sehr! Interessehalber lese ich oft auch, was andere hier fragen und bin dabei auf eine Frage und vor allem auf Ihre Antwort dazu gestoßen, die mir eine erneute Nachfrage nahelegt.  Ich hatte bisher nicht erwähnt, dass auch ich noch teilweise stille, da meine Ärztin hierin bislang kein Problem sah und ich es daher nicht für relevant hielt. Es wurde lediglich anfangs der PRL bestimmt, dieser war normal und es wurde per Monitoring überprüft, ob die Zyklen ovulatorisch sind, was der Fall ist.  Könnte das teilweise Stillen die Ursache für die bei mir beobachtete suboptimale Entwicklung des Endometriums sein? Was würden Sie - falls dies als Ursache möglich ist - empfehlen? Mein Kind hängt sehr daran, ich kann ihm das nicht nehmen, habe aber gleichzeitig leider Zeitdruck. Wäre unter diesen Umständen insbesondere ein künstlicher Zyklus geeignet, das Problem zu überwinden? Meine Ärztin meinte im Anfangsgespräch, sie könne die Medikamente ggf so wählen, dass sie mit dem teilweisen Stillen vereinbar wären. Aufgrund der regelmäßigen Zyklen riet sie mir aber damals, den FET im Spontanzyklus zu versuchen. Herzliche Grüße und nochmals ganz lieben Dank! Johanna


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, vielen Dank für Ihre aufmerksame und sehr reflektierte Nachfrage. Das teilweise Stillen kann – auch wenn die Zyklen ovulatorisch sind und der Prolaktinwert im Normbereich liegt – subtil die hormonelle Balance beeinflussen und dadurch die Schleimhautentwicklung beeinträchtigen. Das zeigt sich besonders häufig ab dem 35. Lebensjahr, da die Zyklen in diesem Alter zunehmend unterschiedlich verlaufen und die endometriale Reifung nicht in jedem Zyklus gleich gut ist. Daher empfehlen wir, nur in sehr guten natürlichen Zyklen einen Embryotransfer durchzuführen. Wenn die Schleimhautbedingungen nicht optimal sind, sollte man besser auf diesen Zyklus verzichten und auf eine günstigere Phase warten – anstatt unter suboptimalen Bedingungen zu transferieren. Ein künstlicher Zyklus unter weiterem Stillen ist dagegen nicht zu empfehlen, da sowohl Östrogene als auch Gestagene über die Muttermilch auf das Kind übergehen können. Auch wenn die Mengen meist gering sind, besteht doch das Risiko, dass die Milchmenge, Zusammensetzung oder hormonelle Steuerung beeinflusst wird. Die Datenlage hierzu ist begrenzt, aber es gilt als wahrscheinlich, dass Östrogene die Laktation hemmen und die Balance zwischen Mutter und Kind stören können. Deshalb halten wir es medizinisch für sinnvoller, relativ rasch abzustillen und danach mit der Kinderwunschbehandlung fortzufahren. Die Nähe, Zuwendung und Geborgenheit, die Ihr Kind beim Stillen erfährt, können Sie ihm auch auf viele andere Weisen schenken. Da die Kombination aus Teilstillen, Kinderwunsch und hormoneller Vorbereitung einen sehr komplexen Überschneidungsbereich bildet, wäre eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung mit Ihrem Kinderwunschzentrum – und gegebenenfalls mit einem spezialisierten Stillberater oder Milchexperten – sinnvoll. Dabei spielen auch Faktoren wie Alter, Gewicht und allgemeiner Gesundheitszustand eine Rolle. Ich kann Ihnen daher im Rahmen einer reinen Online-Beratung keine eindeutige Empfehlung geben, würde Ihnen aber ausdrücklich raten, den Fokus jetzt auf die optimale Vorbereitung für die Kinderwunschbehandlung zu legen – und dafür das Stillen schrittweise zu beenden.   Herzliche Grüße Dr. Friedrich Gagsteiger  


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