Noch ein Wunschkind – und plötzlich wird es schwer

Guten Tag, vielen Dank, dass Sie sich so offen an mich wenden und Ihre Situation so ehrlich schildern. Diese Wartezeit ist zermürbend– besonders, wenn die Zyklen regelmäßig verlaufen und alles „eigentlich gut aussieht“ und es trotzdem nicht mehr klappt.   Zunächst einmal: Sie haben bereits gezeigt, dass Sie schwanger werden und ein gesundes Kind austragen können – das ist grundsätzlich eine sehr gute Voraussetzung. Der frühe Verlust im letzten Jahr war sicher ein schweres Erlebnis, bedeutet aber nicht, dass eine erneute Schwangerschaft ausgeschlossen wäre.   Mit zunehmendem Alter – insbesondere ab etwa dem 40. Lebensjahr – verändert sich allerdings die Eizellqualität deutlich. Das erklärt, warum selbst bei optimalem Zyklusverlauf und Eisprung die Wahrscheinlichkeit einer Einnistung zunehmend sinkt. Clomifen kann zwar helfen, die Eizellreifung anzuregen, verbessert aber die chromosomale Stabilität der Eizellen leider nicht.   Was Sie aktuell tun können   1. Lutealphase überprüfen Lassen Sie etwa 7 Tage nach Eisprung den Progesteronwert bestimmen. Wenn er zu niedrig ist, kann eine Gelbkörperunterstützung mit Utrogest oder Duphaston helfen, die zweite Zyklushälfte zu stabilisieren.   2. Mikronährstoffe optimieren Neben Folsäure (mind. 400–800 µg/Tag) sind besonders wichtig:   Vitamin D (Zielwert über 30 ng/ml), Coenzym Q10 (200–300 mg täglich), Omega-3-Fettsäuren, und Antioxidantien wie Vitamin E oder Alpha-Liponsäure. Diese unterstützen die Zellfunktion, was bei Frauen über 40 einen positiven Effekt auf die Eizellqualität haben kann.   3. Schilddrüsen- und Immunwerte prüfen Ein TSH zwischen 1,0 und 2,0 mU/l ist optimal für die Fruchtbarkeit. Auch eine Kontrolle der Autoimmunparameter (TPO-Antikörper, ANA) kann sinnvoll sein, falls noch nicht erfolgt.   4. Gebärmutter und Eileiterumgebung Manchmal sind kleinste Veränderungen wie Polypen oder Myome Ursache dafür, dass sich Embryonen nicht einnisten. Eine Gebärmutterspiegelung oder ein hochauflösender Ultraschall kann hier Klarheit schaffen.   5. Ergänzende sanfte Unterstützung Viele Frauen profitieren von einer kurzen Pause mit Letrozol anstelle von Clomifen (wirkt oft etwas physiologischer auf die Schleimhaut). Zusätzlich kann Myo-Inositol (z. B. Inofolic oder Fertilovit F40+) die hormonelle Regulation verbessern.   Perspektive   Auch wenn die Zeit bis Jahresende knapp erscheint, ist es nie „zu spät“, um noch einen gezielten, medizinisch begleiteten Versuch zu wagen. Wenn Sie möchten, könnten Sie sich parallel schon einmal in einem Kinderwunschzentrum beraten lassen, um gegebenenfalls abzuklären, ob eine milde IVF- oder ICSI-Behandlungsinnvoll wäre. Dort können auch die Eizellreserve (AMH-Wert, Antralfollikelzahl) und die Gebärmutterschleimhaut nochmals genau beurteilt werden.   Zusammengefasst: Ihr Zyklus funktioniert, aber die Eizellqualität ist altersbedingt der begrenzende Faktor. Daher: Progesteronphase prüfen, Mikronährstoffe optimieren, Schilddrüse und Gebärmutterumgebung kontrollieren – und parallel offen bleiben für eine mild unterstützte Kinderwunschbehandlung, falls Sie die letzten Monate des Jahres optimal nutzen möchten.     Mit herzlichen Grüßen Dr. Friedrich Gagsteiger  

Lieber Herr Gagssteiger, vielen Dank für Ihre ausführliche und zeitnahe Rückmeldung! Ihnen alles Gute.

Sehr gerne geschehen!