Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Kinderwunsch nach Herzerkrankung / Medikamente

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Reproduktionsmediziner

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Frage: Kinderwunsch nach Herzerkrankung / Medikamente

MariaEmilie

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Sehr geehrter Herr Gagsteiger, mein Mann (51) und ich (39) haben fünf Kinder. Ich bin immer schnell schwanger geworden zwischen dem ersten (dreimal) und dritten ÜZ (zweimal). Unser fünftes Kind kam im Mai 2024. Die Schwangerschaften und Geburten verliefen problemlos.  Zu unserer Lebensplanung gehört ein sechstes Kind - und dieser Kinderwunsch ist genauso stark wie bei jemandem, der noch kein Kind hat.  Wir planen, nach meiner Stilzeit daran zu gehen. Mein Zyklus beginnt meist so acht Monate nach einer Geburt.  Bisher ging ich davon aus, dass alles problemlos sein würde. Leider ist mein Mann nun seit Freitag im KH mit einer koronaren Herzkrankheit (im Wesentlichen wohl leider familiär bedingt). Cholesterin und Zuckerwerte sind gut. Blutdruck ist etwas erhöht. Er hat Stents bekommen, möglicherweise braucht er einen Bypass. Und er wird Medikamente nehmen müssen:  ASS 100 Prasurgrel Ramipril ein Statin Bisher hatte er als Karrieremensch auch beruflich viel Stress. Das wird er zurückfahren, abnehmen (BMI 30) und Sport machen (er saß ziemlich viel). Ich werde ihn dabei natürlich unterstützen, habe selber keine solchen Probleme (BMI 21).  Ich bin ganz optimistisch, dass wir das gut in den Griff bekommen. Zu Beginn des Nächstes Jahres hoffe ich, dass wir uns wieder verstärkt auf andere Dinge konzentrieren können. Das gibt mir gerade Kraft in dieser natürlich nicht ganz leichten Zeit. Nur habe ich zugleich Sorge um unseren Kinderwunsch, weil ich Angst habe, dass die Medikamente die Spermien schädigen könnten. Darüber werden wir natürlich auch mit dem behandelnden Chefarzt sprechen. Aber mir ist schon oft in diesem Forum geholfen worden und da wollte ich Sie gerne um Ihre Einschätzung in folgenden Dingen bitten: 1. Meinen Sie, dass diese Medikamente die Spermien so stark schädigen können, dass ein vormals vermutlich recht gutes Spermiogramm so schlecht wird, dass eine Zeugung nicht mehr möglich wird? 2. Sollte das so sein, fallen ihnen spontan alternative Medikamte ein? 3. Käme im "worst case" vielleicht auch eine Insemination in Frage - als Selbstzahler?  Ich danke Ihnen für Ihre Rückmeldung!  Viele Grüße  MariaEmilie  


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Hallo, es freut mich, dass Sie sich mit Ihren Fragen und Sorgen an mich wenden. Es ist wichtig, dass Sie und Ihr Mann umfassend informiert sind, besonders wenn es um Gesundheit und Familienplanung geht. Einfluss der Medikamente auf die Spermienqualität: Die Medikamente, die Ihr Mann verschrieben bekommen hat – ASS 100 (ein Blutverdünner), Prasugrel (ein weiterer Blutverdünner), Ramipril (ein Blutdrucksenker) und ein Statin (zur Senkung des Cholesterinspiegels) – sind in erster Linie zur Behandlung seiner Herzerkrankung gedacht. Es gibt keine deutlichen Hinweise darauf, dass diese Medikamente direkt die Spermienqualität beeinträchtigen. Allerdings können der allgemeine Gesundheitszustand und Stressfaktoren, wie Krankheit oder Operationen, vorübergehend die Fruchtbarkeit beeinflussen. Es ist also gut möglich, dass Ihr Mann, während er sich erholt und anpasst, eine Veränderung in seiner Fruchtbarkeit erfährt. Alternative Medikamente: Das Auswechseln von Medikamenten, insbesondere solchen, die für kritische Bedingungen wie eine koronare Herzkrankheit vorgeschrieben sind, sollte sehr vorsichtig und nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Falls es Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen dieser Medikamente auf die Fruchtbarkeit gibt, ist es wichtig, dies mit dem Kardiologen und eventuell einem Fertilitätsspezialisten zu besprechen, um sicherzustellen, dass alle gesundheitlichen Aspekte bedacht werden. Insemination als Alternative: Sollte es tatsächlich zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Spermienqualität kommen, könnte eine assistierte Befruchtungsmethode wie die Insemination eine Möglichkeit sein. Dies hängt jedoch von vielen Faktoren ab, einschließlich der tatsächlichen Spermienqualität und anderer gesundheitlicher Bedingungen. Eine Beratung bei einem Fertilitätsspezialisten kann Ihnen hier weitere Klarheit und Optionen bieten. Es ist wichtig, dass Ihr Mann seine Erkrankung ernst nimmt und die notwendigen Maßnahmen ergreift, um sein Risiko zu minimieren und seine Gesundheit zu verbessern. Dies beinhaltet die Anpassung seines Lebensstils, wie Sie bereits erwähnt haben, und möglicherweise auch regelmäßige medizinische Überwachung und Tests. Ich hoffe, dass Sie beide Unterstützung und klare Informationen von Ihren Ärzten erhalten, um diese Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Ihre optimistische Einstellung und die Unterstützung, die Sie einander bieten, sind dabei sicherlich eine große Hilfe. Bitte bedenken Sie auch, dass bei einer Frau ab 35 die Fruchtbarkeit üblicherweise schnell abnehmen kann. Da Sie bei Ihrer geplanten nächsten Schwangerschaft über 40 Jahre alt sein werden, sollten Sie sich von Anfang an mit Ihrem betreuenden Frauenarzt absprechen. Viel Glück und beste Gesundheit wünscht Ihnen,


MariaEmilie

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Hallo Herr Gagsteiger,  vielen Dank für Ihre schnelle, empathische und fachlich fundierte Rückmeldung. Das stimmt mich dann auch mit Blick auf unseren Kinderwunsch nicht allzu pessimistisch. Ich werde den Kinderwunsch natürlich auch bei der Abschlussuntersuchung bei meinem FA ansprechen. Aufgrund der bisher schnell eingetretenen Schwangerschaften hoffe ich, dass es trotz meines Alters auch diesmal noch klappt. Vielleicht kommt mir hier mein leichtes PCOS-Syndrom zu Gute, das sich glücklicherweise weder mit Blick auf metabolische noch auf fertile Parameter niedergeschlagen hat und das ja möglicherweise die fertile Phase einer Frau etwas nach hinten verschiebt.  Über die Medikation werden wir morgen auch noch einmal mit dem behandelnden Chefarzt sprechen und ihn um Rücksprache mit den Urologen/Andrologen bitten. Selbstverständlich tauschen wir nicht einfach Medikamente und mein Mann wird sich weiterhin eng von dem Chefarzt der Kardiologie betreuen  lassen. Die Lebensstiländerungen standen eh schon länger an, sind aber aufgrund vermeintlicher äußerer Zwänge immer aufgeschoben worden. Vielleicht brauchte es dieses deutlichen Zeichens. Vielen Dank für Ihre Antwort und generell für die Arbeit hier in diesem Forum! Ich wertschätze das sehr. Viele Grüße und auch Ihnen natürlich beste Gesundheit!   


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