Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Fachärztin Tanja Finger:

Implantationsversagen?

Fachärztin Tanja Finger

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Frage: Implantationsversagen?

Marita80

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Sehr geehrte Frau Finger, wir haben mittlerweile die dritte ICSI (wegen OAT III meines Mannes, 47 Jahre) hinter uns, leider erneut ohne positives Ergebnis. Alle Behandlungszyklen laufen immer sehr gut, nur mit der Einnistung klappt irgendwas nicht. Die Trauer darüber, dass es nicht geklappt hat, ist das eine, viel unerträglicher sind die hochsteigenden Ängste, dass wir irgendwann zu den Paaren gehören könnten, die trotz aller Bemühungen und „guten Chancen“ auf unerklärliche Weise ohne Nachwuchs nach Hause gehen. Daher meine Anfrage nach Ihrer Einschätzung unserer Situation und eventueller Therapieempfehlungen: Ich bin 39 Jahre alt, Homonwerte gut bzw. unauffällig, AMH 3,5 1. ICSI, Frühjahr 2022, Stimulationsphase ohne Nebenwirkungen mit Decapeptyl und Menogon, 9 gewonnene Eizellen, davon 5 befruchtet, 2 eingefroren, Transfer einer sehr guten Blastozyste (5AA): 1. Test positiv, Kontrolltest hcG fallend → biochemische Schwangerschaft 2. ICSI, Sommer 2002, Stimulationsphase ohne Nebenwirkungen mit Decapeltyl und Menogon, 13 gewonnene Eizellen, davon 6 befruchtet. 3 eingefroren, Transfer einer guten Blastozyste (5AB): erster Test zeigte niedrigen hcG → biochemische Schwangerschaft 3. ICSI, Herbst 2002, Stimulationsphase etwas länger, aber ohne Nebenwirkungen mit Decapeptyl und Menogon, 10 gewonnene Eizellen, 6 befruchtet, 3 eingefroren, Transfer einer guten Blastozyste (5BB) → Test negativ (zusätzlich Prednisolom und ASS100) Diagnostisch wurden bei mit eine Eileiterdurchgängigkeitsprüfung, eine Gebärmutter- und Bauchspiegelung gemacht, alles unauffällig. Nach den beiden biochemischen Schwangerschaften zusätzlich Vitamin D und Eisen kontrolliert (wird jetzt substituiert zusätzlich zu einem Multivitaminpräparat, Resveratrol, Omega3, Coenzym Q10), Hormonstatus erneut unauffällig, eine Biopsie des Endometriums auf Killer- und/oder Plasmazellen, die Werte sind unauffällig. Uns wird seit fast 2 Jahren gesagt, dass wir gute Chancen hätten und es außer dem OAT meines Mannes keine Einschränken (außer dem Alter) gäbe. Mich beschleicht aber die Befürchtung, dass es vielleicht irgendwas gibt, was „in mir nicht stimmt“. Wir haben noch mehrere Vorkerne für einen Kryotransfer und auch die Möglichkeit eine weitere Stimulation zu machen. 1. Ist das normal, dass es so läuft? Heißt es nicht, statistisch braucht es drei Versuche um schwanger zu werden? Da sind wir jetzt drüber, was heißt das für die Chance kommender Behandlungszyklen? 2. Spricht man in unserem Fall jetzt von Implantationsversagen? Und falls ja, was können wir tun Gibt es da noch Untersuchungen ,die sinnvoll sein und uns weiter bringen könnten? Kann es irgendwelche immunologischen Probleme geben? Sollen wir es einfach weiterversuchen? 3. Wie würden Sie in so einem Fall bei sich in der KiWu vorgehen? Wir haben leider erst nächstes Jahr ein Beratungsgespräch und bis dahin stehe ich alleine da mit all diesen ungeklärten Fragen. Ich danke Ihnen im voraus sehr herzlich für diese Möglichkeit, hier im Forum Fragen stellen zu können und verbleibe mit freundlichen Grüßen, Martha


Tanja Finger

Tanja Finger

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Ergänzende Untersuchungen könnten ein ERA-Test, Mikrobiom, Gerinnung und Genetik (Chromosomenanalyse) sein, falls noch nicht erfolgt. Sie hatten 3 Transfere und 2x einen positiven Test, also verzagen Sie nicht und bleiben dran! Drücke die Daumen!


Marita80

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Sehr geehrte Frau Finger, danke für Ihre Antwort, die mich etwas beruhigt, dass wir uns "lediglich" in der emotional absurden Situation befinden, dass es sich zwar jedes Mal nach Katastrophe anfühlt, reproduktionsmedizinisch aber an sich alles ganz gut aussieht. Das ist als medizinischer Laie manchmal echt schwer nachzuvollziehen! Genetik (Chromosomenanalyse und Gerinnung/Faktor 5) wurde gemacht und war beides unauffällig. Mikrobiom wurde nicht getestet, aber ich hatte es bei der damligen Vorbesprechung so verstanden, dass es aussreicht auf uNK und Plasmazellen per Biopsie zu untersuchen, und wenn beides unauffällig ist, dann wäre auch das Mikorbiom in Ordnung. Gerinnung wurde noch einmal (zusätzlich zur Genetik) untersucht und war ebenfalls unauffällig. Beim ERA-Test frage ich mich, ob das wirklich notwendig ist, denn ich war ja zweimal (biochemisch) schwanger. Weißt das nicht eher darauf hin, dass das Implantationsfenster am 5 Tag nach PU korrekt ist? Es gab ja eine Einnistung, wenngleich mit einem sehr frühen Abgang. Da es eine Selbstzahlerleistung ist und zudem auch einigermaßen aufwändig, würde ich das nur machen, wenn das wirklich zwingend erforderlich ist. --> Wann besteht eine Indikation für einen ERA-Test? --> Gibt es Möglichkeiten das Mikrobiom positiv zu beeinflussen? Wenngleich es bei mir noch nicht getestet wurde. Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen, Martha


Tanja Finger

Tanja Finger

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Das Mikrobiom gibt detailierte Auskunft über die bakterielle Flora. Wir führen in unserem Zentrum diese Untersuchungen eher selten durch. Bei Auffälligkeiten gibt es individualisierte Vorschläge bzgl. einer Antibiose oder einer oralen/vaginalen Gabe von Lactobazillen. Der ERA-Test bietet sich an, wenn mindestens 5-6 morphologisch gute Embryonen transferiert wurden ohne Eintritt einer Schwangerschaft. Es wäre spannend zu wissen, ob Ihre Embryonen zum Zeitpunkt des Transfers zeitgerecht entwickelt waren, oder ob voraus oder zurück. Bei der Gerinnung sind auch z.B. Cardiolipin-AK, Lipoprotein a, Protein Z, Fibrinogen.... interessant. Aber das sollte bei einer kompletten Gerinnungsanalyse mit bestimmt worden sein.


Marita80

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Sehr geehrte Frau Finger, danke für Ihre ausführliche Antwort, auf die sich meinerseits noch einige Fragen ergeben haben. Mikrobiom: Klingt plausibel. Da ich unter der Einnahme von Progesteronpräparaten zur Entwicklung von Pilzinfektionen neige, nehme ich jedesmal begleitend Milchsäurebakterien, das heißt, im Prinzip alle 2 - 3 Monate, daher sollte das eigentlich in Ordnung sein, hoffe ich. --> Warum führen Sie den Mikrobiom-Test bei sich im Zentrum eher selten durch? Hat er doch keine so große Aussagekraft? ERA-Test: Ok, macht keinen Sinn bei mir, streiche ich von der Liste. Embryonenentwicklung: Alle transferierten Embryonen hatten, so weit mir mitgeteilt wurde, eine gut bis sehr gute Qualität und waren zeitgerecht entwickelt.  --> Was macht die Frage nach der zeitgerechten Entwicklung für Sie so "spannend"? Gerinnungsanlalyse: So weit mir mitgeteilt wurde, wurde eine komplette Analyse durchgeführt und alle untersuchten Parameter waren unauffällig, wenngleich ich sie nicht namentlich benennen kann. Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen, Martha


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