Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Birgit Müller:

Hyperandrogenämie?

Dr. med. Birgit Müller

Dr. med. Birgit Müller
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Frage: Hyperandrogenämie?

Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Dr. Müller, ich habe seit Absetzten der Pille vor ca. einem Jahr Haarausfall. Mein Frauenarzt kontrollierte nun das freie Testosteron, welches erhöht ist. Der Wert liegt bei 3,60 pg/ml (Referenzbereich: < 2,57). Das Labor schrieb als Beurteilung dazu:"Leicht erhöhtes freies Testosteron. Hier liegt vermutlich eine ovariell bedingte leichte funktionelle Hyperandrogenämie vor. Um eine adrenale Komponente nicht zu übersehen, würden wir um die zusätzliche Bestimmung von DHEA-S bitten." Meine Fragen hierzu: 1)Kann der Haarausfall durch das Testosteron bedingt sein, obwohl es nur leicht erhöht ist? 2)Was bedeutet der letzte Satz der Beurteilung? Und welche Konsequenz würde sich hieraus ergeben? 3)Wie würden Sie behandeln? 4)Ich habe PCO. Besteht hier evtl. ein Zusammenhang? Sprich: Ist der Befund typisch für eine PCO-Patientin oder besteht hier kein Zusammenhang? Vielen Dank, Sie helfen mir mit der Beantwortung sehr weiter! MfG Biggi


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Hallo Biggi, zu1) ja, das ist möglich. zu2) Testosteron wird vorwiegend in den Eierstöcken, DHEAS vorwiegend in den Nebennieren ("adrenal") gebildet. Die Hormone der Nebenniere wie DHEAS (männl. Hormon) kann man mit Cortisonpräparaten unterdrücken. Außerdem muß man manchmal Veränderungen der Nebenniere ausschließen - der Test ist dann hilfreich. zu3) Das kommt darauf an, ob Sie Kinderwunsch haben oder nicht. Kein Kinderwunsch -> antiandrogene Pille (z.B. Diane 35) und evtl. spezielles Haarwasser; Kinderwunsch -> z.B. Cortison (Dexamethason) und Hormonstimulation mit FSH-Spritzen. zu4) Die Hyperandrogenämie ist häufig bei PCO, aber nicht immer vorhanden. zum Nachtrag) Ich kenne spontan keine Frau mit Bartwuchs ohne Haarausfall, ist sicher die Ausnahme! Liebe Grüße Dr. B. Müller


Mitglied inaktiv

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...ich habe übrigens keine übermäßige Körperbehaarung oder dergleichen und einen Zyklus zwischen 28 und 30 Tagen. Manchen Frauen sieht man die erhöhten Androgene ja förmlich an (Barthaar usw.).Wieso haben diese Frauen dann eigentlich keinen Haarausfall? Komische Frage ich weiß, beschäftigt mich aber. Danke!


Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Müller, vielen Dank für Ihre Antwort.Darf ich noch etwas fragen? 1)Sie schrieben, daß man das DHEAS mit Cortison unterdrücken kann. Gilt dies auch für das in den Eierstöcken gebildete Testosteron - sofern DHEAS nicht erhöht - ? Oder reicht Cortison in einem solchen Fall nicht aus? 2)Wie es momentan aussieht, wird es bei mir auf eine ICSI hinauslaufen (wegen meines Mannes), was würden Sie in diesem Fall empfehlen? Ich möchte schnellstmöglich etwas gegen den Haarausfall unternehmen, da er sehr belastend ist und der Termin in der KIWU-Praxis noch eine Weile auf sich warten läßt. 3)Habe ich diese Hyperandrogenämie nun für den Rest meines Lebens oder ist es warscheinlich, das sich das Problem irgendwann relativiert? Danke! Biggi


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Hallo Biggi, zu1) Cortison reicht dafür nicht aus. zu2) Wenn es noch mehrere Monate bis zur ICSI dauert, empfehle ich Ihnen die Pilleneinnahme bis dahin. zu3) Manchmal ändert sich die Situation von selbst, z.B. nach einer Schwangerschaft, aber davon können Sie nicht ausgehen; es kann auch so bleiben. Liebe Grüße Dr. B. Müller


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