Sada
Hallo Herr Dr. Gagsteiger, könnten Sie mir bitte mitteilen, ob ich DHEA und Myo-Inositol gleichzeitig für eine Optimierung der Eizellen einnehmen kann oder ob eins dem anderen gegenüber kontraproduktiv ist. DHEA 3x 25 mg, Myo- Inositol 2x 2 gr. Hätten Sie mir sonst noch einen Rat, wie ich die Zellteilung verbessern könnte? Vielen Dank!
Guten Abend, vielen Dank für Ihre Frage. Die Kombination von DHEA und Myo-Inositol wird in der Kinderwunschmedizin mit unterschiedlichen Zielsetzungen eingesetzt, je nach hormoneller Ausgangslage. Ob beides gleichzeitig sinnvoll ist, hängt stark von Ihren individuellen Laborwerten ab, insbesondere von Ihrem Androgenspiegel und der Frage, ob eher eine niedrige Eizellreserve (z. B. bei niedrigem AMH) oder ein PCOS mit Übermaß an männlichen Hormonen vorliegt. DHEA wird üblicherweise in einer Dosis von 3 × 25 mg täglich bei Frauen mit verminderter ovarieller Reserve eingesetzt. Ziel ist es, die androgenen Vorstufen im Eierstock leicht zu erhöhen, um so die frühe Eizellreifung und die Mitochondrienfunktion in den Follikeln zu verbessern. Es gibt einige Studien, die zeigen, dass DHEA die Zahl reifer Eizellen erhöhen und möglicherweise auch die Chancen auf eine Schwangerschaft verbessern kann – insbesondere bei Frauen mit niedrigen Androgenspiegeln. Die volle Wirkung entfaltet sich typischerweise erst nach etwa 6 bis 8 Wochen. Myo-Inositol hingegen wird häufiger bei Frauen mit PCOS und erhöhtem Testosteronwert eingesetzt, da es die Insulinempfindlichkeit verbessert und über diesen Weg auch zu einer Senkung der männlichen Hormone führen kann. Das wiederum kann den Zyklus stabilisieren und die Qualität des Eisprungs verbessern. Einige Studien deuten zudem darauf hin, dass Myo-Inositol auch unabhängig vom PCOS einen positiven Effekt auf die Eizellreifung und die Energieversorgung der Eizelle haben könnte. Der potenzielle Konflikt bei einer gleichzeitigen Einnahme liegt darin, dass DHEA den Androgenspiegel erhöhen soll, während Myo-Inositol – vor allem bei PCOS – diesen eher senken kann. Damit könnten sich die beiden Wirkprinzipien teilweise entgegenwirken, wenn kein klares hormonelles Ungleichgewicht vorliegt. Die gleichzeitige Einnahme beider Präparate ist deshalb nicht grundsätzlich falsch, sollte aber individuell auf Ihre hormonelle Ausgangslage abgestimmt werden. Um also sinnvoll entscheiden zu können, ob Sie DHEA und Myo-Inositol kombinieren sollten, empfehle ich vorab eine Laborkontrolle Ihrer Androgene (Testosteron, DHEAS, SHBG), Ihres AMH-Wertes und gegebenenfalls eine Glukose-Insulin-Belastung, falls PCOS im Raum steht. Falls Ihre Androgene im unteren Bereich liegen, würde man in der Regel zunächst nur DHEA geben und Myo-Inositol zurückhaltend einsetzen. Wenn Ihre Androgenspiegel hingegen erhöht sind, zum Beispiel im Rahmen eines PCOS, wäre Myo-Inositol die bessere Wahl – und DHEA sollte dann vermieden werden. Neben DHEA und Inositol gibt es einige weitere Möglichkeiten, die Eizellqualität und die Zellteilung zu unterstützen. Besonders zu nennen ist Coenzym Q10, idealerweise in der Form von Ubiquinol, mit einer Dosierung von etwa 200 bis 400 mg täglich. Es unterstützt die Energieproduktion in den Mitochondrien der Eizelle und hat in einigen Studien positive Effekte auf die Eizellreifung gezeigt. Auch Melatonin, abends eingenommen in niedriger Dosierung (1–3 mg), kann antioxidativ wirken und die Qualität der Follikelumgebung verbessern. Wichtig ist darüber hinaus eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und eine insgesamt gesunde, ausgewogene Ernährung. Moderate körperliche Bewegung, erholsamer Schlaf und Stressabbau spielen ebenfalls eine nachweisbare Rolle für die Zellqualität. Bitte beachten Sie, dass alle Nahrungsergänzungsmittel eine gewisse Vorlaufzeit brauchen – idealerweise mindestens drei Monate vor einer geplanten Stimulation oder Eizellentnahme – da der Reifungsprozess einer Eizelle etwa 90 Tage dauert. Ich hoffe, diese Erläuterung hilft Ihnen weiter. Für eine gezielte Entscheidung empfehle ich Ihnen dennoch ein Gespräch mit Ihrer betreuenden Ärztin oder Ihrem betreuenden Arzt, unter Berücksichtigung Ihrer aktuellen Laborwerte und Ihrer individuellen Situation. Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für Ihren weiteren Weg.
Sada
Guten Abend Herr Dr. Gagsteiger, vielen herzlichen Dank für die sehr ausführliche und hilfreiche Information.
Gerne